Die Weltklimakonferenz in Dubai ist am Dienstag wie erwartet in die Verlängerung gegangen. Eigentlich wollte Konferenzpräsident Sultan al-Dschaber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten das Treffen der knapp 200 Staaten um 11.00 Uhr vormittags Ortszeit (08.00 Uhr MEZ) abschliessen. Doch das Ringen um einen Abschlusstext ging weiter.
«Enttäuschender Entwurf»
Den Entwurf des Gastgebers aus den Vereinigten Arabischen Emiraten von Montagabend stuften die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock und EU-Chefverhandler Wobke Hoekstra als enttäuschend und unzureichend ein. Vertreter von Umweltorganisationen äusserten sich teils fassungslos und empört. Hintergrund ist, dass der von mehr als 100 Staaten eingeforderte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nun gar nicht mehr im Text auftaucht – anders als in vorherigen Versionen.
Baerbock sagte: «Es ist schwer, bis morgen Mittag hier zu einem Ergebnis zu kommen.» Für die europäische Delegation sei das aber kein Problem. «Wir haben Zeit. Und wir sind darauf eingestellt, auch noch ein bisschen länger zu bleiben.»
Gegen einen Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien hatten zuletzt etliche Länder Bedenken geäussert, darunter das ölreiche Saudi-Arabien, aber auch China, der Irak, Indien und Russland.
Gewinnt die fossile Lobby?
Am späteren Abend trafen sich alle Delegationschefs, um die verfahrene Lage zu besprechen. Hoekstra und die deutsche Klimastaatssekretärin Jennifer Morgan kamen zudem mit der High Ambition Coalition zusammen – einer Gruppe von Industriestaaten und besonders verwundbaren Ländern, die mit Ehrgeiz im Kampf gegen die Klimakrise vorangehen möchte.
Hoekstra schrieb auf der Plattform X, das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel für die maximale Erderhitzung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit müsse am Leben erhalten bleiben. «Das verlangt die Wissenschaft, und das verdienen unsere Kinder.» Der Chef-Verhandler der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshall-Inseln, John Silk, sagte, man sei nicht nach Dubai gekommen, «um unser Todesurteil zu unterschreiben».
Es fehlen konkrete Instrumente
Dem Text fehlen nach Baerbocks Worten unter anderem konkrete Instrumente, um überhaupt noch auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen und die nötige Energiewende gerade in vielen Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas anzuschieben – was diese Staaten in Dubai stark eingefordert hätten. Und die Passage zu fossilen Energien suggeriere fälschlicherweise, dass Kohle, Öl und Gas in unserer Zukunft weiter eine entscheidende Rolle spielen könnten. «Selbst die Kohle-Verstromung wäre damit weltweit akzeptabel und auch ein Neubau von Kohlekraftwerken – was dann auch im Gegensatz zu europäischer Energiepolitik stünde.»