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Gesundheit
24.02.2024
21.02.2024 08:52 Uhr

«Gezielte Pausen können viel bewirken»

Neela hat gelernt, dass bewusste Pausen wichtig sind. Sie geht heute bewusst in der Natur spazieren.
Neela hat gelernt, dass bewusste Pausen wichtig sind. Sie geht heute bewusst in der Natur spazieren. Bild: zvg
Die 19-jährige Neela Rose hat eine sehr persönliche Maturarbeit geschrieben. Sie heisst «Burnout – die Kraft in der Pause» und erklärt nicht nur den Erschöpfungszustand, sondern zeigt auch Strategien auf, wie man damit umgehen kann. Neela konnte dabei aus ihren eigenen Erfahrungen schöpfen.

Nicht immer verläuft die Schulzeit entspannt und lustvoll. Immer häufiger ist sie für Schülerinnen und Schüler eine belastende Zeit. So auch bei der jungen Grüningerin Neela Rose, die im letzten Jahr an der Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) steht und im Sommer ihre Maturitätsprüfung ablegen wird. Sie erzählt: «Nach meiner Corona-Erkrankung im September 2022 erkannten meine Eltern und ich leider zu spät, dass ich vermutlich aufgrund jahrelanger Überforderung und Mangel an Achtsamkeit in meinem Schulalltag in ein Burnout gerutscht war. Für mich fühlte sich das Burnout an wie ein Loch, aus dem es keinen Ausweg gab.»

Das Gymnasium sei für sie von Anfang an schwierig gewesen. «Während der Probezeit und der nachfolgenden Semester erreichte ich die Promotion jeweils nur knapp oder war sogar im Minus. Am Schluss des Semesters hatte ich jeweils nur wenige Pluspunkte, um in das nächste Semester eintreten zu dürfen.»

Falsch gelernt

Gute Noten hätten ihr immer viel bedeutet und an sich selbst habe sie immer hohe Erwartungen gestellt. Doch trotz des intensiven Lernens habe sie oft das gewünschte Ziel nicht erreicht. Erst während ihrer Burnout-Zwangspause sei ihr klar geworden, dass sie nicht zu wenig, sondern falsch gelernt habe. «Meist habe ich den Stoff nur durchgelesen oder eine Zusammenfassung geschrieben, ohne ihn wirklich zu verstehen oder ihn inhaltlich zu verarbeiten», sagt Neela. Dieses Verhalten nenne man Bewältigungsstrategie oder auf Englisch «coping mechanism». Heute weiss die Gymnasiastin: «Meine Art, den Stoff zu lernen, war ineffizient und nicht nachhaltig. Ich habe aus Angst gehandelt.»

Schlechte Gewohnheiten führen zu Stress

Auch ein anderes Verhalten, das sich Neela angeeignet hatte, überdachte sie kritisch und fand Ursachen dafür heraus, die sie in ihre Maturarbeit einfliessen liess. «An den Wochenenden schlief ich immer sehr lange, weil ich von der Schulwoche enorm erschöpft war. Ich war aber auch stundenlang am Handy oder schaute Filme bis spät in die Nacht, was wiederum meinen Schlafrhythmus beeinträchtigte.»

Flucht vor der Realität

«Ich wollte vor der Realität flüchten und in eine andere Welt eintauchen.» Dieses Verhalten nenne sich Prokrastination, also die Verschiebung oder Hinauszögerung von Aufgaben, die erledigt werden sollten. Das geschehe meist aus Angst vor Fehlern, Überforderung oder an mangelndem Interesse. Mit der Zeit führe dieses Verhalten zu Stress, schlechten Leistungen oder zur Schädigung des Selbstwertgefühls.

Pausen einlegen

Ganz wichtig für die junge Schülerin war die Erkenntnis, welche Kraft in den Pausen liegt. «Viele Schülerinnen und Schüler vergessen, dass Pausen zur Erholung und Entspannung dienen und nicht eine weitere mentale Reizüberflutung, wie z. B. durch die Nutzung von elektronischen Geräten, fördern sollen», zitiert sie Tim Reichel. «Eine Pause ist eine Auszeit, ein Moment zum Durchatmen und Energie auftanken. Eine Pause, in der du dich nicht erholst, ist genauso viel wert wie gar keine Pause: nämlich gar nichts.»

Auch Pausen gelte es richtig zu setzen. Für Neela heisst das weg von den Büchern und stattdessen z. B. einen Spaziergang in der freien Natur zu machen. Oder sie widmet sich ihrem Hobby, dem Reiten. Durch die Recherche für ihre Maturarbeit weiss sie heute genau, wann und wie sie Pausen machen muss, damit diese nachhaltig sind. «Der Heilungsprozess nach dem Burnout war für mich die Chance, mein Leben grundlegend zu überdenken, den Sinn von Alltagspausen, Lernpausen und meiner Burnout-Zwangspause neu zu entdecken und neue Wege zu beschreiten.»

Beeindruckend ist, wie ehrlich Neela sich selbst analysiert und den Finger auf ihre wunden Punkte gelegt hat. Denn sie ist längst nicht die Einzige, die unter Schulstress leidet oder gelitten hat.

Martina Gradmann, Redaktion Grüninger Post / March24 & Höfe24 / Aarau24