Grosse Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus – zuweilen ziemlich dunkle. So ist es bei der Rad- und Paracycling-WM, die ab kommendem Samstag die Region Zürich heimsucht.
Baustellen en masse
Derzeit werden auf der ganzen Strecke Verkehrsteiler demontiert, Strassenschwellen abgetragen und Lichtsignalanlagen «dingfest» gemacht. Beobachter fragen sich: Wer bezahlt das? Die Antwort: Der Steuerzahler.
Ausserdem wird vielen Anwohnern erst jetzt bewusst, wie stark sie zwischen dem 21. und 29. September in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein werden. Die Liste der gesperrten Strassen ist fast so lang wie das Telefonbuch. Besonders im Raum um das Zielgelände am Bellevue gilt während des neuntätigen Anlasses mit über 50 Rennen und (erwarteten) einer Million Zuschauern: Zürich steht still – und das Gewerbe ächzt schon jetzt unter Einbussen.
Wir bleiben draussen
In Maur rüstet man sich derweil auf den Ansturm der Radsport-Enthusiasten aus dem In- und Ausland. Durch übertriebene Gastfreundschaft zeichnet sich die 11‘000-Seelen-Gemeinde am Greifensee dabei nicht aus. An den neuralgischen Punkten, wo theoretisch Raum für Camping-Touristen bestünde, sind seit einigen Tagen Verbotstafeln mit unmissverständlichen Worten montiert: «No Camping». Ausserdem wird ein privater Sicherheitsdienst losgeschickt, um Wild-Camper auf Waldwegen aufzuspüren.
Temporärer Camping-Platz in Uessikon
Dass es auch anders geht, zeigen Franziska und Roman Moser in Uessikon. Das Bauern-Paar wandelt ein von ihm gepachtetes Landstück am Greifensee in einen temporären Campingplatz um und begrüsst die Radsportfans mit offenen Armen. Informationen sind auf der Internetseite www.campingradwm.ch erhältlich.
Aufforderung zu Kurzarbeit
Weniger innovativ zeigt sich der Gemeinderat in Maur. Auf die besorgte Anfrage des örtlichen Gewerbevereins, was bei Umsatzausfällen zu machen sei, liess die Amtsstellen nüchtern verlauten: «Den Betrieb runterfahren und Kurzarbeit beantragen.» Oder mit anderen Worten: Das grosse Radsportfest ist nicht für alle Beteiligten ein rollendes Geschäft.