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22.10.2025
22.10.2025 08:09 Uhr

Vom Bau in Alicante zum Leben in der Schweiz

Bild: Aarau24
Vom sonnigen Alicante in die Schweiz: Andrés erzählt, wie er sich mit Mut, Arbeit und Lebensfreude ein neues Leben aufgebaut hat.

Ein Leben zwischen Spanien und der Schweiz

 

Andrés Abellán ist 59 Jahre alt und stammt aus Jumilla, einer Stadt in der Provinz Murcia. Bereits als Säugling zog er mit seiner Familie nach Alicante, wo er aufwuchs. «Wir sind drei Geschwister. Ich bin der Älteste, danach kommt meine Schwester und dann mein Bruder, der fünf Jahre jünger ist und mit mir in die Schweiz kam», erzählt er.

Schon früh begann Andrés auf dem Bau zu arbeiten. Mit 16 Jahren betrat er zum ersten Mal eine Baustelle und blieb dem Handwerk bis heute treu. «Ich habe mein ganzes Leben auf dem Bau gearbeitet», sagt er stolz. In Spanien führte er später sogar ein eigenes Bauunternehmen, das er jedoch nach drei Jahren schliessen musste, «weil zwei Kunden mir meine Arbeit nicht bezahlen wollten».

Aufbruch in ein neues Land

Im Jahr 2012 wagte Andrés gemeinsam mit seinem Bruder den Schritt in die Schweiz. Die Wirtschaftskrise hatte Spanien hart getroffen, besonders die Bauwirtschaft. «Wir kamen auf der Suche nach Arbeit, denn in Spanien lag die Baubranche am Boden», erinnert sich Andrés.

Die beiden Brüder reisten 1500 Kilometer mit dem Auto, 15 Stunden Fahrt und das ganz ohne GPS, nur mit einer Strassenkarte. «Wir kamen Ende September an, aber es war keine gute Zeit, um Arbeit zu finden. Wir verteilten Lebensläufe, doch niemand suchte Arbeiter.» Nach drei Wochen kehrten sie zurück nach Spanien mit dem festen Vorsatz, im Frühling erneut zu kommen.

Elf Monate später erhielt Andrés den ersehnten Anruf: Sein Bruder hatte eine feste Anstellung gefunden und rief ihn nach. Am 7. März 2014 begann Andrés in der Schweiz zu arbeiten.

Integration mit Geduld und Herz

«Nicht alle Menschen sind gleich, aber ich komme gut mit den Schweizerinnen und Schweizern zurecht und hatte nie Probleme», erzählt Andrés. Heute fühlt er sich hier wohl, respektiert die Gesetze und das Leben in seinem neuen Land. «In zwölf Jahren hat mich die Polizei nie angehalten oder gebüsst», sagt er lachend.

Seine Integration beschreibt er als erfolgreich, aber nicht selbstverständlich. Die Sprache sei am Anfang sehr schwierig gewesen. «Die Bräuche und Gewohnheiten sind ganz anders als in Spanien, aber ich mag sie lieber als die spanischen», erklärt er.

Ein Unfall verändert alles

Im Mai 2023 änderte sich sein Leben schlagartig: «Ich hatte einen Arbeitsunfall. Drei Sehnen in meiner Schulter rissen», erzählt Andrés. Nach einer Operation in der Schulthess-Klinik begann eine lange Rehabilitation. «Der Arzt sagte mir, dass ich nie mehr zu hundert Prozent im Bau arbeiten kann.»

Trotz allem bleibt er positiv: «Ich bin glücklich in der Schweiz, aber mein Herz gehört Spanien, einem wunderschönen Land.»

Zwischen Paella und Cordon bleu

Andrés liebt die spanische Küche und kocht leidenschaftlich gerne. «Ich bereite Paellas, Linseneintöpfe und Braten zu, alles mit Olivenöl», sagt er. Auch die Schweizer Küche hat es ihm angetan: Besonders Cordon bleu und Filets mit Pilzsauce stehen bei ihm hoch im Kurs.

Was er an der Schweiz besonders schätzt? «Die Natur, die Wälder, Seen und Flüsse. In Alicante gibt es nichts davon, die Wälder sind alle abgebrannt.»

Und etwas, das er sich aus Spanien bewahrt hat? «Die Siesta», sagt er mit einem Lächeln. «Ich mache sie nur, wenn ich nicht arbeite, aber meine Siesta dauert mindestens zwei Stunden.»

Zwischen zwei Welten

Andrés hat gelernt, in zwei Welten zu leben: Er schätzt die Ruhe und Ordnung der Schweiz, liebt aber die Sonne und das Meer Spaniens. Seine Geschichte ist die eines Mannes, der sich neu erfand, ohne seine Wurzeln zu verlieren.
«Ich bin glücklich hier. Aber Spanien wird immer in meinem Herzen bleiben.»

Der ganze Podcast: Von Spanien in die Schweiz: Andrès erzählt seine Geschichte | Radio Summernight

Aarau24 (glb)