Angstgegner! Der Ruf, den der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft vorauseilte, war aus Schweizer Sicht nicht eben ermutigend. In den letzten drei K.o.-Spielen zogen die Schweizer gegen den Nachbarn den Kürzeren – an den Winterspielen 2018 sowie an den WM-Turnieren 2021 und 2023. Der letzte Erfolg in der Direktausscheidung gegen den Erzrivalen besass schon fast musealen Charakter – an der WM 1992 in der Tschechoslowakei.
Wie einst vor 32 Jahren
Gleiches Land, gleicher Gegner – gleiche Schweizer Glückseligkeit. Die Mannschaft von Patrick Fischer nahm das Schicksal sofort in die eigenen Hände und drückte vehement aufs Gaspedal. Eine erste Powerplay-Möglichkeit liess sie zwar ungenutzt. Doch in der 8. Minute machte es Christoph Bertschy besser – und dies ausgerechnet in Unterzahl.
Die Schweizer anfänglich spielbestimmend
Damit war die Richtung des Spiels vorerst gegeben. Die Schweizer waren engagierter, schneller und technisch besser. Von einem Deutschland-Komplex war weit und breit nichts zu spüren. In der 17. Minute erhöhte Hischier auf 2:0. Es war bereits das sechste Tor des Wallisers – und ein weiterer Beweise, wie wichtig die NHL-Cracks im Team von Trainer Patrick Fischer sind. 17 von bis anhin 31 Toren gingen auf das Konto der Nordamerika-Fraktion.
Deutschland dreht auf
Die Schweizer hatten alles im Griff. Scheinbar. Im Mitteldrittel musste Glauser auf die Strafbank. Und nun spielten die Deutschen ihre bisher grösste Stärke – das Überzahlspiel – gnadenlos aus. SCB-Söldner Kahun traf in der 32. Minute zum 1:2. Nun verloren die Schweizer vorübergehend die Balance. Deutschland schaltete nochmals einen Gang höher und kam dem Ausgleich nah. Kahun scheiterte in der 39. Minute mit einem wuchtigen Schuss am Pfosten. Glück für den Schweizer Goalie Genoni.
Siegestreffer ins leere Tor
Im Schlussdrittel drückten die Deutschen weiter auf das 2:2. Physisch stärker – und auch mit dem grossen Selbstvertrauen des letztjährigen Silbermedaillengewinners brachten sie die Schweizer in Bedrängnis. Doch das Fischer-Team hielt dagegen – und konnte in der 59. Minute über das siegsichernde dritte Tor jubeln: Bertschy traf ins verlassene deutsche Gehäuse.
Am Samstag gegen Kanada
Damit greift die Schweiz am Wochenende nach der ersten Medaille seit 2018. Um welche Farbe es sich handelt, wissen wir nach dem Halbfinal gegen Kanada am Samstag. Den zweiten Platz im Endspiel vom Sonntag machen Tschechien und Schweden unter sich aus.