Im Rahmen der strategischen Fokussierung auf das Kerngeschäft kündigte der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) Lösungen für seine Fachmärkte an. Als Erstes wurde der Verkaufsprozess für den Migros-Fachmarkt melectronics abgeschlossen, wie es in einer Mitteilung heisst.
MediaMarkt übernimmt 20 der insgesamt 37 Standorte von melectronics und wird auch die dort tätigen Mitarbeitenden und Lernenden weiter beschäftigen. Die übernommenen Filialen werden unter der Marke «MediaMarkt» weitergeführt. 17 melectronics-Filialen werden bis im November 2024 geschlossen. Den rund 100 von den Filialschliessungen betroffenen Mitarbeitenden werden gemäss Mitteilung nach Möglichkeit andere Stellen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe angeboten.
Mit dem Verkauf von melectronics komme auch zu Veränderungen in rund 50 grösseren Supermarkt-Filialen der Migros. An diesen Standorten würden die integrierten Verkaufsflächen von melectronics auf ein Basissortiment von Elektronikartikeln reduziert. Bestehende Garantieleistungen für bei melectronics erworbene Produkte sind weiterhin durch die Migros gewährleistet.
In der Region werden folgende Melectronics-Filialen von Media Markt übernommen: Bülach, Zürich Limmatplatz, Zürich City, Herblingen, Mels (Pizolpark), Amriswil, St. Gallen (EKZ Neumarkt), Winterthur (EKZ Neuwiesen).
Die Übernahme werde derzeit von der Wettbewerbskommission geprüft.
Auch Micasa, Bike World und Do it + Garden sollen weg
Wie es in der Mitteilung weiter heisst, hat der Verwaltungsrat der Migros Fachmarkt AG beschlossen, auch für die Fachmärkte Micasa, Bike World sowie Do it + Garden Veräusserungsprozesse zu starten. «Für die Kundinnen und Kunden und die Geschäftspartner von Micasa, Do it + Garden sowie Bike World ändern die Veräusserungsprozesse nichts. Sämtliche Geschäfte laufen wie bisher zuverlässig weiter», so die Mitteilung.
Als Franchisenehmerin betreibt die Migros zudem zehn Standorte von OBI in der ganzen Schweiz. Eine Projektgruppe unter der Leitung der Migros-Genossenschaft Basel erarbeitet derzeit mögliche Zukunftsoptionen für die strategische Ausrichtung und den Betrieb der Franchise. Die 10 Standorte von OBI in der Schweiz bleiben bestehen.
Der im Februar lancierte Veräusserungsprozess für SportX sei «auf Kurs» und noch im Gang.
Stellenabbau bei der Migros Fachmarkt AG
Durch die Veräusserung von melectronics komme es zu Veränderungen bei der Servicegesellschaft Migros Fachmarkt AG, die für die Fachmarkt-Formate die strategische Ausrichtung verantwortet und zentrale Leistungen wie Beschaffung und Marketing erbringt, so die Mitteilung weiter.
«Die Stellen von Mitarbeitenden, die direkt für melectronics tätig sind, werden aufgehoben. Dadurch kommt es bei der Migros Fachmarkt AG zum Abbau von rund 50 Stellen. Im Rahmen der Veräusserungen sind zudem auch Anpassungen in dezentralen Organisationen möglich.»
Fokussierung auf Supermarktgeschäft
Die Migros Industrie fokussiere sich in Zukunft auf ihre Rolle als integrierter Produzent für die Migros-Gruppe im Kernmarkt Schweiz und auf die Produktion von Eigenmarken für Dritte. Teil dieser Neuausrichtung seien Veränderungen bei der Lebensmittelproduzentin Delica AG, beim Milchverarbeiter Elsa Group und bei der übergreifend tätigen Migros Industrie AG. Durch diese Neuausrichtung werde ein Abbau von rund 365 Stellen «leider unvermeidlich».
Mehrere Bereiche der Delica AG, einschliesslich Auslandsgesellschaften, werden reduziert. Im Ausland steigt die Delica aus einigen Markengeschäften aus und fokussiert sich auf Eigenmarken für Dritte. So werden die Marke Frey International und die Marken für Bohnenkaffee sowie gemahlenen Kaffee in Deutschland aufgegeben.
Die Produktion von Eigenmarken für Dritte werde «bei klarem Mehrwert für die Migros» weiterbetrieben. Durch diese Massnahmen kommt es bei Delica zu einem Abbau von rund 255 Vollzeitstellen, davon 190 in der Schweiz, der Rest betrifft Deutschland. Der Abbau erfolge bei über der Hälfte durch natürliche Fluktuation und ohne Kündigungen.
Die Elsa Group plane, die Aktivitäten ihres Tochterunternehmens Schwyzer Milchhuus in der Zentralschweiz zu reduzieren. Der Betrieb in Rothenthurm und Brunnen wird eingestellt und die beiden Standorte im ersten Quartal 2025 geschlossen. Am dritten Standort in Engiberg bleibe die Molkerei für die Verarbeitung von Milch, Rahm, Joghurts und Vegurt in Betrieb. Die Käseproduktion werde auf Ende 2024 ebenfalls eingestellt.
Durch die geplanten Schliessungen komme es zum Abbau von 45 Arbeitsplätzen. Viele der Produkte des Schwyzer Milchhuus würden im Migros-Sortiment bleiben und an anderen Standorten der Gruppe hergestellt. Die Milch der bisherigen Lieferanten aus der Zentralschweiz werde weiterhin von der Elsa Group abgenommen und verarbeitet.
Die Migros Industrie AG, die als zentrale Einheit für alle Bereiche der Migros Industrie tätig ist, richte sich neu aus. Hauptziele dieser Neuorganisation seien einfachere Strukturen, klare Rollen zur besseren Steuerbarkeit und die Beseitigung von Doppelspurigkeiten.
Am Standort der Migros Industrie AG in Zürich komme es dadurch zu einem Abbau von rund 65 Stellen. Davon sollen gerade einmal 8 Mitarbeitende ein Angebot für eine neue Funktion erhalten.
Insgesamt 415 Stellen weg
Durch diese Entscheide komme es zum Abbau von insgesamt rund 415 Stellen. Die Migros-Gruppe habe mit internen und externen Sozialpartnern einen umfassenden nationalen Sozialplan abgeschlossen, um die Auswirkungen von Kündigungen möglichst abzufedern. Vom Stellenabbau betroffene Mitarbeitende in der Schweiz würden individuelle Leistungen erhslten, die unter anderem abhängig vom Dienstalter und vom Lebensalter seien. «Sie werden zudem auf der Suche nach einer neuen Stelle innerhalb und ausserhalb der Migros durch das HR sowie durch spezialisierte externe Partner unterstützt», heisst es weiter.
Bis zu 1‘500 Stellen
Die Entscheide seien Teil der Anfang Februar angekündigten Transformation der Migros-Gruppe mit dem Abbau von bis zu 1500 der rund 100’000 Stellen der Migros-Gruppe.
Dabei will die Migros die «Attraktivität ihres Kerngeschäfts für die Kundinnen und Kunden steigern und sich gezielt auf jene Geschäftsfelder fokussieren, in denen sie auch in Zukunft erfolgreich sein kann.»