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01.09.2024

Was machen Sie mit Ihrem Trainer?

Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation und Kolumnist unseres Portals.
Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation und Kolumnist unseres Portals. Bild: zVg.
Unser Kolumnist Stefan Häseli unterstützt Leserinnen und Leser mit seinem Privat- und Business-Knigge: So gelingt die Kommunikation 4.0.

Da wär noch die Sache mit dem Hochdeutschen. Hie und da habe ich den Eindruck, dass Schweizer sich fast etwas genieren, in der Schriftsprache zu sprechen. Das muss natürlich überhaupt nicht so sein. Wir sind zwar Meister im Diminutiv, in dem wir ein «Weggli» kaufen, das Servicepersonal uns nach einem «no es Käfeli?» fragt – oder man gar «Häseli» heisst.
Aber das alles soll uns im Selbstbewusstsein nicht einschränken und es muss ja auch nicht immer alles sprachlich feinstgeschliffen daher kommen. Allerdings gilt der Grundsatz, dass Kommunikation empfängerorientiert sein soll, auch hier. Dabei sollten wir uns vielleicht einfach bewusst sein, dass nicht alles, wie wir es in Schweizerdeutsch sagen, gleich 1:1 in die «Fast-Fremdsprache» übersetzt werden kann. 
So wie man auf Englisch nicht einfach «da haben wir den Salat» mit «there we have the salad» translaten kann. Auch einem Amerikaner zu sagen «ich glaub, ich spinne», wird mit «I think I spider» wenig bringen. 
So läuft es auch hochdeutsch ähnlich. Wenn ich einem Deutschen erzähle, dass wir wieder ein «Puff auf der Strasse hatten», kommt vielleicht die Antwort «ist mir gar nicht aufgefallen, aber ist wenigstens diskret». Auch ein Angebot, ihm doch ein «Eingeklemmtes» gegen den Hunger aufzutischen, lässt dem Hungrigen mehr Fragen als Antworten offen. 

Erstbegegnungen haben es häufig in sich und hüben wie drüben stellt man sich mit Namen vor oder erkundigt sich nach selbigem. Nur mit der Frage «Wie heissen Sie zum Geschlecht?» kann im Kopfkino unseres Deutschen Nachbarn tatsächlich eine neuzeitliche Weltoffenheit gegenüber allmöglichen Geschlechtern auslösen.
Häufig erlebe ich, wie sich Teammitglieder mit «wir sind ein aufgestelltes Team» vorstellen. Dass es gerade das Gegenteil dessen, was man mit «in Reih und Glied aufgestellt» meint, ist, fällt nur Spezialisten der Helvetismen auf. Die Schwärmereien unserer «Fussball-Nati» können irritieren, v.a. dann, wenn das «A» einen Hauch zu lange ausgesprochen wird.
Wenn Berliner von ihrem «Harass» reden, ist meist der Hund gemeint (weil es ein Hundename ist). Bei uns lagert man diesen im Keller. Sie verstehen, da muss man sich tatsächlich ja unter Umständen falsch verstehen. Und wenn Sie nun noch auf der Klaviatur des Überraschungsmomentums spielen möchten, dann erklären Sie Ihrem deutschen Partner, dass Sie heute mit dem Trainer ins Bett gehen…

Zum Autor

Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige Kommunikation, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kinofilmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Häseli ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikeln und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. 

https://stefan-haeseli.com/

Stefan Häseli, Kolumnist / Portal24-Netzwerk / jg