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19.10.2024

Wer bezahlt, was du liest?

Kostenlos zur Verfügung gestellte News sind alles andere als gratis.
Kostenlos zur Verfügung gestellte News sind alles andere als gratis. Bild: pixabay.com
Hast du dich schon einmal gefragt, wer die Meldungen, die du auf diesem oder anderen Kanälen liest, bezahlt? Wir sagen's dir.

News sind heutzutage auf allen Kanälen und zu jeder Tageszeit erhältlich. Und meist gratis. Hast du dich schon einmal gefragt, wer das alles bezahlt, wie es finanziert wird? Wer für dich recherchiert, Beiträge aufbereitet und publiziert? Es sind Menschen wie du. Und die arbeiten nicht gratis.

Du liest Meldungen wie diese kostenlos. Doch die wurden längst nicht kostenlos produziert. Hinter jeder einzelnen Meldung, die wir oder andere Medien veröffentlichen, stehen (glücklicherweise!) Menschen. Menschen wie du, die jeden Monat ihre Rechnungen bezahlen müssen. Menschen, die zu Recht anständig für ihre Arbeit bezahlt werden wollen.

Was gratis ist, hat dennoch jemand bezahlt

Jede Meldung auf unseren und allen anderen (Online-)Medien kostet Geld. Weder das Internet, noch die Meldungen, die du ohne Bezahlung liest, sind gratis. Ganz im Gegenteil – sie kosten die Herausgeber Geld. Reich werden damit nur noch die wenigsten.

Während grosse Medienunternehmen wie die TX Group (u.a. «Tages-Anzeiger») oder die «Neue Zürcher Zeitung» nach wie vor gutes Geld (für ihre gute Arbeit!) verdienen, sieht es bei der Regional- und Lokalpresse ganz anders aus: Sie profitiert weder von der indirekten Presseförderung des Bundes, noch zählt sie grosse Werbekunden wie Grossverteiler zu ihren zahlenden Werbekunden. Bescheidene Werbeeinnahmen – bescheidene Mittel.

Der grosse Profit ist nicht das Ziel

Als Verleger und Herausgeber von Aarau24 verdiene ich nichts - Aarau24 ist ein gemeinnütziger Verein und die Einnahmen vermögen geradeso die Kosten zu decken. Statt grosser Gewinne liegt mir aber etwas anderes am Herzen: Unser Leben wird massgeblich von dem bestimmt, was direkt vor unserer Haustüre passiert. Das definiert uns, ist Teil von uns. Wenn darüber nicht mehr berichtet wird, verarmen wir alle auf verschiedenen Ebenen.

Du findest gut was wir machen? Als gemeinnütziger Verein sind wir auf Spenden angewiesen!

hier kannst du uns finanziell unterstützen

Nicht jeder hat die fianziellen Mittel, um für News zu bezahlen. Du hilfst uns auch, wenn du unsere Artikel weiterteilst und allen Freunden und Bekannten von uns erzählst.

«Könnt ihr das bitte publizieren»

Täglich erhält unsere Redaktion – wie jede andere – Meldungen, die es zu prüfen gilt. Dabei sind auch diverse Anfragen, vor Ort zu kommen und über eine Veranstaltung zu berichten.

So gerne wir das tun würden: Es ist schlicht nicht finanzierbar, Schreibende an jede Gemeindeversammlung in der Region oder an jeden Anlass von einem Verein zu schicken. So spannend eine Veranstaltung auch sein mag.

Hand aufs Herz: Würdest du gerne ohne Bezahlung jede Woche und an den Wochenenden an Veranstaltungen gehen, aufmerksam zuhören und im Anschluss noch mehrere Stunden für die Aufbereitung eines inhaltlich wertvollen Beitrags aufwenden? 

Gemeinden streichen wertvolle Mittel für die Presse

Immer mehr Gemeinden publizieren ihre amtlichen Mitteilungen nur noch online auf ihrer Website und/oder auf epublikation.ch. Wenn Regionalmedien dadurch hohe 5-und 6-stellige Beträge verlieren: Wie soll es dann noch möglich sein, dass eben diese Medien noch an Gemeindeversammlungen o.ä. präsent sind und über Anliegen der Gemeinde berichten? Es lässt sich schlicht nicht finanzieren.

«Hätte ich den Profit im Auge, würde ich ganz bestimmt keine Lokalmedien produzieren. Mit den Einnahmen decken wir geradeso die Kosten.»
Gian-Luca Biechler, Verleger von Aarau24

Wer berichtet noch über deine Gemeinde?

Dazu solltest du dich auch fragen: Wer, wenn nicht die Lokalmedien, berichten noch über das Geschehen in den Gemeinden? Geben Vereinsmeldungen Raum oder schreiben über eine tolle Schülerveranstaltung? Wer, wenn nicht die Lokalmedien, bieten den KMU noch preiswerte Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen?

Sterben die Lokalmedien aus, stirbt auch ein wichtiger kultureller Teil unserer Gesellschaft. Firmen, politische Parteien wie auch Vereine verlieren eine zentrale Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.

Gratismedien wie Aarau24 finanzieren sich zu 100 Prozent über den Verkauf von Werberaum. 

Geben und nehmen

Vereine müssen selbst aktiv werden. Etliche Verlage, auch wir, publizieren Eingesandte grosszügig. Gleichzeitig sollten Vereine in ihren Werbebudgets auch wieder vermehrt die lokalen Medien berücksichtigen, z. B. mit Veranstaltungsinseraten. Denn die Lokalmedien sind es letztendlich, welche noch über ihre Aktivitäten berichten. Der «Tagi» und die «NZZ» tun es sicher nicht.

Gewerbetreibende tun gut daran, nebst sinnvoller Google und Facebook Werbung in ihrem Webauftritt auch weiterhin die Regional- und Lokalpresse zu berücksichtigen. Denn Google wird nie einen Zeitungsartikel über sie schreiben.

Dasselbe gilt für Politiker und Parteien. Gerade im aktuellen Wahlkampf wird darum gebeten einen Artikel zur Person und den Positionen zu schreiben. Doch wie soll ein Gratismedium diese Artikel finanzieren, wenn niemand bereit ist für diese Werbung zu bezahlen?

Und die Gemeinden sollten sich gut überlegen, ob sie wirklich nur noch auf eigene Publikationen, auf epublikation.ch und ihre eigene Website setzen sollen, die nur wenige besuchen. Denn: Mit jedem Franken an die Regional- und Lokalpresse unterstützen sie auch nachhaltig jene, die wohlwollend über ihre eigene Gemeinde und über ihre Arbeit berichten.

Mehr Wertschätzung ist gefragt

Es ist Zeit, die Arbeit der vielen Journalistinnen und Journalisten, der Herausgeberinnen und Herausgeber wieder mehr zu schätzen und sich von alten Vorstellungen zu verabschieden. Für eine Medienlandschaft, die weiterhin ihre Arbeit machen kann. 

Dafür setze ich mich ein, setzt sich mein einzigartiges Team ein, setzen sich unsere Partner mit Herzblut ein. Du auch?

Barbara Tudor / Gian-Luca Biechler