Die Arbeitsgruppe Bildung der Jungfreisinnigen Schweiz lud am 7. November 2024 zu einer Podiumsdiskussion an die Berufsschule Aarau, an der über 30 Interessierte teilnahmen. Die Veranstaltung, geleitet von Tim Hoffmann, diente als Auftakt für die bevorstehende Auseinandersetzung mit dem neuen Positionspapier der Partei. Das Dokument, das nun in der Jungpartei diskutiert wird, soll am 7. Dezember 2024 von den Delegierten zur Abnahme vorgelegt werden.
Namhafte Stimmen am Podium
Mit Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, Professor Dr. Roland Reichenbach von der Universität Zürich, Florence Mauli von Avenir Suisse und der zukünftigen FDP-Gemeinderätin Irina Bannwart war das Podium hochkarätig besetzt. Die Experten diskutierten während 90 Minuten verschiedene Themenblöcke, darunter die Rolle der politischen Bildung, die Stärkung des dualen Bildungssystems, die politische Neutralität an Schulen und die integrative Förderung.
Schulfach Politische Bildung: Notwendigkeit oder Herausforderung?
Florence Mauli von Avenir Suisse lobte, dass das Gymnasialfach „Wirtschaft und Recht“ aufgewertet wurde und nun als Grundlagenfach gilt. Dagmar Rösler sprach sich ebenfalls für eine verstärkte politische Bildung aus. «Kinder sind interessiert und wissensdurstig», betonte sie. Sie forderte zudem Vertrauen in die Schulen, dass diese die Themen neutral vermitteln können.
Stärkung des dualen Bildungssystems und Einbeziehung der Familien
Die Bedeutung des dualen Bildungssystems fand bei allen Teilnehmern breite Zustimmung. Florence Mauli forderte gezielte Aufklärung, um Fehlschläge in der Berufsorientierung zu vermeiden. Irina Bannwart ergänzte, dass Familien, insbesondere solche mit Migrationshintergrund, stärker eingebunden werden müssten, um eine erfolgreiche Bildungswahl zu ermöglichen.
Politische Neutralität an Schulen: ein heikles Thema
Ein weiteres Diskussionsthema war die politische Neutralität im Schulumfeld. Dagmar Rösler kritisierte, dass Lehrpersonen oft auf Widerstand stossen, wenn sie sensible Fragen behandeln. Roland Reichenbach fügte hinzu, dass die Gesellschaft zunehmend „hypersensibel“ werde, was eine wertfreie Diskussion erschwere.
Kontroverse um die integrative Schule
Bei der Frage nach der integrativen Schule gingen die Meinungen auseinander. Dagmar Rösler bekräftigte die Bedeutung der sozialen Bildung und sprach sich gegen das Positionspapier der FDP Schweiz aus, das sie als Rückschritt sieht. Hingegen plädierte Professor Reichenbach für eine kritischere Betrachtung der integrativen Schulform, und auch Irina Bannwart sah die Notwendigkeit für Reformen. «Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden, die Lehrpersonen entlasten und die Chancengerechtigkeit gewährleisten», so Bannwart.
Abstimmung über das neue Positionspapier
Das neue Positionspapier der Jungfreisinnigen Schweiz steht kurz vor dem Abschluss und wird nun von der Arbeitsgruppe an den nationalen Vorstand weitergeleitet. An der Delegiertenversammlung am 7. Dezember 2024 soll über dessen Annahme entschieden werden. Die Partei plant, durch eine differenzierte Auseinandersetzung einen Beitrag zur Zukunft der Schweizer Bildungslandschaft zu leisten.