Am Ende von Woche 5 der härtesten Einhand-Segel-Regatta der Welt machte sich bei Oliver Heer nach mehreren Tagen mit schwierigen Bedingungen Müdigkeit breit. Starke Winde, die oft 45 Knoten erreichten (weit mehr als die vorhergesagten 32 Knoten), und ein starker Seegang forderten ihren Tribut.
Segeln als ständiger Kampf
Das Segeln bei rauem Wetter ist ein ständiger Kampf - körperlich anstrengend und mental kräftezehrend, denn jede Bewegung muss wohl überlegt sein, um sich selber und das Boot vor Schaden zu bewahren
Eine widerstandsfähige Mentalität beibehalten
Am 38. Tag (Dienstag, 17. Dezember) erhielt Oliver Heer die Nachricht, dass zwei Boote wegen schwerer Schäden aufgeben mussten (die britische Pip Hare, die einen Schiffbruch erlitten hatte, und der Ungar Szabi Weöres auf der New Europe mit einem Schaden an der Takelage).
Er zeigte sich betrübt über die Situation der Skipper, da er weiss, welch enormer Aufwand nötig ist, um bei einer solchen Regatta an die Startlinie zu kommen, insbesondere für internationale Teams.
«Man kann nicht sofort gewinnen, aber alles verlieren»
Dies bestärkte ihn darin, an seiner konservativen Strategie festzuhalten - und erinnerte ihn daran, dass Ausdauer, nicht nur Schnelligkeit, das ist, was ihn ins Ziel bringen wird.
Am 40. Tag (Donnerstag, 19. Dezember) liess der Wind nach und bot eine seltene Gelegenheit für einige dringend benötigte Wartungsarbeiten.
Die oberste Latte des Grosssegels war während des Sturms gerissen, und Heer nutzte die ruhigeren Bedingungen, um sie zu ersetzen.
5,5 Meter hohe Wellen
«Normalerweise ist das eine einfache Arbeit, aber bei 5,5 Meter hohem Wellengang habe ich fast sechs Stunden dafür gebraucht», erzählt er via Satelittentelephon.
Zu allem Überfluss ging während der Reparatur auch noch die Cunningham (eine Trimmeinrichtung) kaputt. Zwar konnte Heer vorübergehend auf eine Ersatzleine ausweichen, doch wird er bald eine neue Leine spleissen müssen.
Fensterdichtung kaputt
Heer meldete auch, dass eine der Fensterdichtungen kaputt ist - ein Problem, das er bereits zu Beginn des Rennens behoben zu haben glaubte. Obwohl die Reparatur eine Weile gehalten hat, ist sie immer noch nicht ganz dicht und muss noch einmal überprüft werden.
Knallharte Bedingungen
Das Segeln am Rande der antarktischen Ausschlusszone bringt knochenharte Bedingungen mit sich. Ollie scherzt: «Ich habe alle meine Schichten an!»
Eisige Wellen, taube Finger
Das Südpolarmeer stellt die Widerstandsfähigkeit eines jeden Seglers auf die Probe. Bei Aufgaben wie dem Segelwechsel auf dem Vordeck wird Ollie von den eisigen Wellen durchnässt, und seine Finger werden taub, während er mit der Luke ringt, um das neue Segel herauszuziehen und die Beschläge sicher zu befestigen.
«Frohe Weihnachten» im Polarmeer
Es sind wahrlich extreme Bedingungen, die der 36-jährige Rapperswiler über sich ergehen lassen muss. Aus der Distanz bleibt nur die grösste Bewunderung - und ein Wunsch, der Heer hoffentlich rechtzeitig erreicht: «Frohe Weihnachten»