In einer Welt, die oft den Blick auf das Ende des Lebens scheut, lädt die Pro Senectute am Abend des 19. März zur Veranstaltung mit dem Motto «Sterben ist gesund» ein. Der Abend soll sich um die Frage drehen, wie wir einen lebensfreundlichen Umgang mit unserer eigenen Endlichkeit finden können.
Dr. Heinz Rüegger, Theologe, Ethiker und Gerontologe, wird als Referent die Teilnehmer durch den Abend führen. Als freier Mitarbeiter des Instituts Neumünster und assoziiertes Mitglied des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich bringt Dr. Rüegger umfassende Expertise und Erfahrung mit.
Der Abend verspricht eine Gelegenheit zur Reflektion über das Leben, das Sterben und die Bedeutung einer bewussten Auseinandersetzung mit unserer Endlichkeit. Denn wer sich auf seine Sterblichkeit einlässt, kann lernen, das Leben im Hier und Jetzt intensiver zu geniessen und letztendlich nicht nur lebensmüde, sondern «lebenssatt» Abschied zu nehmen.
Eine reife Perspektive für das Lebensende
Dr. Rüegger betont die Notwendigkeit einer umfassenden Sichtweise auf den Tod und ermutigt dazu, diesen in seiner Ganzheit zu akzeptieren. Es gehe nicht darum, um jeden Preis mit 94 Jahren noch eine Chemotherapie zu beginnen, sondern den Tod als Teil eines gesunden, mündigen und erwachsenen Alters zu akzeptieren.
Der Abend verspricht eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben, um einen neuen Blickwinkel auf das Leben zu gewinnen und letztendlich eine erfüllte, «lebenssatte» Haltung zum Abschiednehmen zu entwickeln.
Dr. Rüegger betont zwei zentrale Gründe, warum die bewusste Auseinandersetzung mit dem Sterben wichtig sei. Zum einen liege ein existenzieller philosophischer Grund vor, der die eigene Lebensweise betreffe. Ein authentisches und erfülltes Leben gelinge am besten im Bewusstsein der Endlichkeit. Dabei macht er auf folgendes Zitat von Verena Kaster aufmerksam: «Normalerweise denken Menschen nicht an den Tod, aber ihnen ist bewusst, dass man sterben wird. Dankbarer leben, mehr auskosten, Gewinn durch das Wissen, all das gibt Tiefgang.»
Tod als medizinisches Phänomen
Er hebe ebenso hervor, dass Sterben heutzutage ein medizinisches Phänomen sei. Die Mehrheit werde medizinisch begleitet, und es müsse Entscheidungen getroffen werden, wie beispielsweise die Behandlung einer Lungenentzündung. Patienten müssen oft selbst entscheiden, wann sie bereit seien zu sterben und welche Form des Sterbens sie bevorzugen.
Dr. Rüegger unterstreicht die Pathologisierung des Todes in unserer Kultur. Früher war der Tod einfach Teil des Lebens, heute wird gegen den Tod gekämpft. Es gehe nicht nur darum, mit 35 Jahren an Krebs zu sterben, sondern eine Haltung im Alter von 80 oder älter zu entwickeln. Der Tod solle als Realität betrachtet werden, nicht als Katastrophe, und zu einem gesunden Leben gehören.
Ganz wichtig sei es, den jungen Menschen Platz zu machen und ihnen das Leben zu überlassen. Es gehe auch ohne uns, wir sind ersetzlich und sollen eine bescheidene Haltung einnehmen. Es sei wie in der Natur: Blühen, und neues blüht.