Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Schweiz
14.02.2025

«Jeder Mensch hat das Recht auf Verteidigung»

Die Geschichte des umstrittenen Anwalts Bernard Rambert (im Bild) kommt in Form eines Dokumentarfilms von Christian Labhart in die Kinos.
Die Geschichte des umstrittenen Anwalts Bernard Rambert (im Bild) kommt in Form eines Dokumentarfilms von Christian Labhart in die Kinos. Bild: z.V.g.
Er vertrat als Strafverteidiger Terroristen der RAF, den Gewalttäter Brian Keller und auch den Ausbrecherkönig Walter Stürm. Die Rede ist vom umstrittenen Anwalt Bernard Rambert. Nun kommt die Geschichte des 78-Jährigen als Dokumentarfilm mit dem Titel «Suspekt» in die Kinos. Die Idee dazu hatte der Wetziker Regisseur Christian Labhart. Die Wetziker Post traf ihn zum Gespräch.

Christian, wie und wann entstand die Idee, einen Film über Bernard Rambert zu drehen?

Christian Labhart: Bernard ist ein paar Jahre älter als ich und dadurch war er in viele Fälle involviert, die mir bereits in jungen Jahren bekannt waren. Die Rede ist von der RAF, die sich aus der Baader-Meinhof-Bande ab 1970 formierte und für Schlagzeilen sorgten.

Bernard verteidigte unter anderem Petra Krause und stand deswegen mehrere Jahre unter Beobachtung durch den schweizerischen Geheimdienst. Ich war immer politisch interessiert und verfolge seine Karriere seit Langem. Vor ein paar Jahren traf ich ihn zum ersten Mal.

Wie konntest du Bernard für den Film gewinnen?

Ideen wuchsen und ich fing an, das Konzept auszuarbeiten. Es brauchte einige Treffen, um die Ideen zu konkretisieren. Dann beschlossen wir, den Film zu realisieren.

Im Frühjahr 2022 fing eine motivierte Crew mit den Dreharbeiten an. Der Austausch mit Bernard war sehr konstruktiv. Selten machte er von seinem Recht Gebrauch, eigene Statements zu verwerfen. Von 16 Stunden Gesprächsmaterial schafften es am Ende 40 Minuten in den Film – für uns beide ein intensiver, manchmal schmerzlicher Prozess des Loslassens.

Was fasziniert dich an dieser Person?

Er bewegte sich schon immer in einer Grauzone, war unerschrocken und verteidigte spannende Personen. Oft übernahm er Fälle, vor denen seine Berufskollegen zurückwichen, und setzte sich dafür ein, dass auch Straftäter zu ihrem Recht kamen. Er kritisiert auch die heutigen Modelle, die über eine mögliche Verwahrung entscheiden.

«Unser Ziel ist es, Zeitgeschichte weiterzugeben und Spielraum für die Reflexion von heiklen Themen zu schaffen.»
Christian Labhart

Wann hast du die Filmerei entdeckt?

Im Jahr 2000 war ich noch als Lehrer tätig. Ich erkannte, dass Veränderungen anstehen. Dank einer bezahlten Weiterbildung realisierte ich mit 47 Jahren meinen ersten Film «Kinder in Kosova». Danach folgten verschiedene Filme, die ich als Autor und Produzent initiiert habe. Das war nur möglich, weil meine Frau Heidi ihr Pensum als Lehrerin erhöhte – ihr gilt mein unendlicher Dank.

Wie finanziert sich ein Film in dieser Grössenordnung?

Das Budget für den Film liegt bei 300'000 Franken. Dabei zeichnet SRF als Co-Produzent verantwortlich. Ausserdem ermöglichen die Filmstiftung Zürich, die Stadt Wetzikon und viele Privatpersonen aus meinem Umfeld und Netzwerk mit ihrer Unterstützung die Realisation dieser Filmproduktion.

Wo wird der Film zu sehen sein?

Die Premiere findet am 19. Februar 2025 im Kino Palace in Wetzikon statt. Nach der Vorführung wird es eine Podiumsdiskussion geben, bei der Bernard Rambert und auch Brian Keller anwesend sein werden. Ausserdem wird Cyrill Hermann, der berühmte Klimaaktivist, mitdiskutieren.

Was wünschst du dir für Wetzikon?

Unser Boden ist ein begrenztes Gut, darum sollen mit ihm keine Geschäfte gemacht werden können. Die Stadt Wetzikon sollte keinen Boden mehr verkaufen, sondern vermehrt Boden kaufen und ihn über Baurechtsverträge vermieten, um ihn so dem obszönen Kreislauf der Spekulation zu entziehen.

Christian Labhart setzt sich in seinen Arbeiten als Produzent und Regisseur mit gesellschaftlichen, historischen und musikalischen Themen auseinander. Die Premiere für seinen neuesten Film « Suspekt» findet am 19. Februar 2025 um 20.15 Uhr im Kino Palace in Wetzikon statt. Bild: zvg
Andreas Wolfensberger