Die Theaterarbeit könne zur Resozialisierung beitragen, schreibt die Regierung in ihrer am Freitag veröffentlichten Antwort auf eine Interpellation aus den Reihen von SVP, FDP und Mitte.
Denn sie fördere und stärke soziale Kompetenzen, Rücksichtnahme, Kritikfähigkeit, Teambildung und Selbstbewusstsein. Es brauche Disziplin, um Texte auswendig zu lernen, und Mut, sich vor Zuschauenden als Gefangener zu zeigen, heisst es in der Antwort.
Der Regierungsrat verweist zudem darauf, dass sich Theaterarbeit im Justizvollzug weltweit als sinnvolle Freizeitbeschäftigung etabliert habe. Neben Arbeits-, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten müssten Gefangenen auch Betreuungs- und Sozialisierungsangebote zur Verfügung stehen. Dies mit dem Ziel, dass sie sich soziale Kompetenzen aneignen könnten und auf ein deliktfreies Leben nach der Entlassung vorbereitet würden.
Keine Lockerung der Sicherheitsvorschriften
Ein Sicherheitsproblem stellen die öffentlichen Theateraufführungen vor 100 bis 120 Zuschauenden in der Gefängnisturnhalle nicht dar, wie die Regierung auf eine entsprechende Frage festhält.
Die Vorschriften würden nicht gelockert. "Sie entsprechen dem Vorgehen bei Führungen von Besuchsgruppen." Bei der Reservation von Tickets müssten die kompletten Personalien der Besuchenden hinterlegt werden. Die Gefangenen, die sich für das Projekt interessierten, würden vor dem Casting zudem durch die Gefängnisverantwortlichen eingeschätzt und beurteilt.
Nach den Aufführungen kommt es zu einem Austausch zwischen Zuschauern und Darstellern, wie die Regierung weiter schreibt. Das sei aber nicht ungewöhnlich: Besuche fänden im Normalvollzug auch ohne Trennscheibe statt. An diesen Gesprächen hätten sich auch schon eine Bundesrätin und mehrere Regierungsräte beteiligt.
Finanzielles Risiko liegt bei Verein
Die Theaterarbeit in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lenzburg kommt gemäss der Interpellationsantwort ohne Steuergelder aus. Das finanzielle Risiko trage der Verein "Ausbruch". Während der Aufführungen sei aber die Mithilfe von jeweils drei JVA-Mitarbeitenden nötig. Dafür komme der Erlös des Verpflegungsstands von jeweils rund 7000 Franken der JVA zugute.
Die nächste Theateraufführung in der JVA Lenzburg ist für diesen Herbst geplant. Das Stück "Gottlos" wird einen Bezug zur griechischen Mythologie haben.