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Schweiz
16.05.2025

«Nemos Aussage ist dumm»

Tritt auf die politische Bühne: der letztjährige ESC-Sieger Nemo.
Tritt auf die politische Bühne: der letztjährige ESC-Sieger Nemo. Bild: SRF
Der jüdische Schriftsteller Thomas Meyer kritisiert die Forderung des Schweizer Musikers Nemo, Israel vom Eurovision Song Contest auszuschliessen in der «Sonntagszeitung» scharf.

Der ESC findet kommende Woche in Basel statt. Nemo hatte den Wettbewerb im vergangenen Jahr gewonnen - auch damals in einer politisch aufgeladenen Atmosphäre.

Für Meyer ist jede Form von Parteinahme in komplexen politischen Konflikten wie dem Israel-Palästina-Konflikt nicht nur unreflektiert, sondern auch gefährlich verkürzt.

Persönliche Eitelkeit

Meyer bezeichnet solche Positionierungen in der «Sonntagszeitung» von TA-Media als «dumm» und sieht darin oft eher Ausdruck von persönlicher Eitelkeit als von wirklichem Verständnis für die Lage. Meyer betont, dass die Komplexität des Konflikts keine eindeutige Parteinahme erlaubt und es vielmehr darum gehen sollte, das Leid auf beiden Seiten empathisch anzuerkennen.

Spezifisches Antisemitismus-Problem

Der Schriftsteller weist zudem darauf hin, dass die Schweiz ein spezifisches Antisemitismus-Problem habe, das oft durch eine vermeintliche Neutralität oder moralische Selbstgewissheit verdeckt wird. Viele Schweizer glaubten, per se keine Antisemiten sein zu können – was dazu führe, dass antisemitische Aussagen oft nicht als solche erkannt werden.

Moralisches Selbstbild

Er berichtet von persönlichen Erfahrungen, bei denen ihm stereotype oder verletzende Aussagen gemacht wurden, deren antisemitischer Charakter von den Äußernden nicht erkannt oder sofort relativiert wurde.

Trotz seiner harten Kritik an der gegenwärtigen israelischen Politik – die er selbst als «blindwütigen Verbrecherstaat» beschreibt – lehnt Meyer symbolische Aktionen wie den ESC-Boykott ab. Diese seien wirkungslos und dienten eher dem moralischen Selbstbild der Akteure als den betroffenen Menschen.

Empathie statt Boykott

Statt Boykottaufrufen sollten Künstler ihre Reichweite dafür nutzen, Empathie, Menschenrechte und Differenzierung zu fördern.

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