«Wieder nur Silber» schreibt die «Neue Zürcher Zeitung» konsterniert. «Die Schweiz muss weiter warten», titelt der «Tages-Anzeiger». Die Gratiszeitung «20 Minuten» kann die Enttäuschung ebenfalls nicht verbergen: «Wieder Silber: Nati verliert WM-Final in der Overtime». Die «Aargauer Zeitung» beschreibt den Schadensverlauf anatomisch: «Der nächste Stich mitten ins Herz». Bei der «Linth-Zeitung» fliessen sogar die Tränen: «Schweiz nach Verlängerung erneut im Jammertal».
Grosse Konsternation
Am Tag nach der 0:1-Niederlage im WM-Final gegen die USA herrscht in den Schweizer Medien die grosse Konsternation. Ähnlich hatte es nach dem finalen Nackenschlag auf den SRF-Kanälen getönt: Nachdem in der Vorberichterstattung das Gefühl vermittelt worden war, dass ein Erfolg gegen die USA nicht viel mehr als Formsache sei, herrschte nach der Niederlage die allgemeine Katerstimmung.
«Wow, wow, wow!»
Dabei gäbe es mehr als einen Grund, stolz auf das Erreichte zu sein. Der frühere Nationaltrainer Ralph Krueger sagt zur Entwicklung des Schweizer Eishockeys: «Wow, wow, wow! Zu meiner Zeit war das Erreichen des Viertelfinals der Massstab. Bei der heutigen Generation ist der Final die selbstverständliche Zielsetzung».
Ähnlich tönt es bei Matthias Seger. Der ewige ZSC-Captain mit sportlichen Wurzeln beim SC Rapperswil-Jona, der 2013 in jener Schweizer Mannschaft gestanden hatte, die in Stockholm die erste Silbermedaille der Neuzeit gewann, sagt: «Wir mussten damals über uns hinauswachsen. Heute ist die Finalqualifikation das logische Resultat der sportlichen Klasse».
Selbstverständliche Erfolge
Diese vermeintliche Selbstverständlichkeit spiegelt sich in den meisten Medienkommentaren. Dabei geht gerne vergessen: Für ein Land mit solch beschränkten Ressourcen wie die Schweiz ist es ein herausragendes Resultat, wenn innerhalb von zwölf Jahren viermal der WM-Final erreicht wird.
Viermal Silber gibt zwar nicht Gold, trotzdem kann das Erreichte nicht hoch genug eingeschätzt werden – umso mehr, als viele der Schlüsselspieler (Genoni, Malgin, Andrighetto, Moy, Kukan, Glauser etc.) das Geld in der heimischen Liga verdienen.
Gruss an Yakin
Mit anderen Worten: Das Schweizer Eishockey ist Weltklasse. Daran ändert auch die mediale Trauerstimmung nichts. Oder fragen Sie Fussballnationaltrainer Murat Yakin, was er über die Qualifikation seiner Mannschaft für den WM-Final sagen würde. Dies wäre für ihn wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen. Und Pfingsten obendrauf.