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Sport
20.08.2025

Ans Limit: Körper und Geist

Patrick Baljak kämpfte sich physisch und mental zu einer guten Fitness zurück.
Patrick Baljak kämpfte sich physisch und mental zu einer guten Fitness zurück. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24
Am 7. September rennt Patrick Baljak als Laufneuling und Stadtlauf-Testimonial für all jene, welche physisch und psychisch noch da stehen, wo er sich einst befand.

Seine sportliche Karriere lässt sich mit einer Achterbahnfahrt vergleichen: In jungen Jahren war er häufig auf dem Fussballfeld anzutreffen, dann plötzlich verschrieb er sich dem «Couch-Marathon», um, nach längerer sportlicher Abstinenz, die Kurve zu erneut mehr Bewegung und mentaler Gesundheit zu finden. «Nach meiner Fussballkarriere, vor über zehn Jahren, entdeckte ich einfach keine neue Sportart für mich, welche dieses Feuer erneut entfacht. Irgendwann wurde die Bewegung zur Nebensache. Und als sich der Zeiger auf der Waage der 100-Kilogramm-Marke näherte, wusste ich, dass es höchste Zeit für eine Veränderung ist», resümiert der 35-jährige Schaffhauser Patrick Baljak seine sportliche Berg- und Talfahrt.

Wie schwer kann Joggen schon sein? Dies redete er sich ein. Theorie und Praxis können jedoch manchmal wie unterschiedliche Universen sein, bemerkte Baljak rasch: «Nach einigen Metern wusste ich, dass ich es ganz leicht unterschätzt habe. Aufgrund der Überreizung versetzte sich mein Körper schlagartig in den Schockmodus.»

Erste «Gehversuche»

Die ersten Joggingrunden, wenn diese überhaupt so genannt werden dürfen, hätten sich angefühlt, als wenn sein Körper seit Jahren auf Sparflamme gelebt und plötzlich jemand den Turbo-Button gedrückt hätte. «Die Lunge brannte und die Beine wurden schwer wie Blei.» Am nächsten Tag hätten sich zudem Muskeln gemeldet, von denen er nicht einmal wusste, dass sie existieren. «Mental war es ebenso ungewohnt. Laufen ist nicht 90-minütige Fussball-Action, sondern ein monotones Duell mit sich selbst», so der Laufneuling zum mentalen Aspekt. Aber genau darin liege auch die Magie. Mit der Zeit sei es möglich, den Kopf zu überlisten.

Ganz am Anfang sei die fehlende Kondition der Endgegner. Nach Jahren ohne Ausdauertraining habe sein Körper erst wieder lernen müssen, wie sich längere Belastung anfühlt. «Aber schon nach den ersten Wochen merkte ich, dass ohne den Kopf gar nichts geht.» An Tagen, an denen der Sog, zu Netflix und Sofa, sehr stark wurde, sei die mentale Stärke wichtiger als die beste Kondition gewesen. Um dem erfolgreich zu begegnen, habe er sich feste Routinen aufgebaut. «Erst der Lauf, dann ab aufs Sofa», wurde sozusagen zu seinem täglichen Mantra.

Und plötzlich Stadtlauf-Testimonial

Eine Freundin von Patrick Baljak ist OK-Mitglied des Schaffhauser Stadtlaufs. Sie habe ihm vom «Versuchsläufer», welcher jedes Jahr erkoren werde, erzählt. «Ich habe mich zeitnah dafür beworben, aber ohne grosse Erwartungen. Und dann erhielt ich eine positive Rückmeldung», erinnert sich der Laufneuling zurück. Ein «Stadtlauf-Testimonial» hat Rechte und Pflichten. Neue Laufschuhe und Socken gehören genauso zum Paket, wie eine Laufanalyse, kostenlose Startnummer und geführte Trainingseinheiten. Dafür muss die auserkorene Person vollen Einsatz zeigen und natürlich am Lauf dabei sein. Ein Highlight sei definitiv der Probelauf gewesen, welcher aus drei Runden der Stadtlaufstrecke bestand: «Nicht weil es leicht war, sondern weil ich es überhaupt überlebt habe.»

«Wenn ich am Ziel noch lächeln kann, ist es für mich sowieso ein Sieg.»
Patrick Baljak, Sozialarbeiter und Reporter

Von 0 auf 7,5

Am 15. April hätte er nach ein paar hundert Metern noch am liebsten den Notarzt angerufen. Einen Monat später sei er zum ersten Mal knapp neun Kilometer am Stück gerannt, wenn auch in sehr gemütlichem Tempo. Das sei dann der Moment gewesen, in dem er gemerkt habe, wie schnell der Körper Fortschritte machen kann, wenn kontinuierlich daran gearbeitet wird.

Inzwischen hat Patrick Baljak 15 Kilogramm abgenommen und seinen einstigen Körper zurückerobert. Das gebe Selbstvertrauen. Die Komplimente von Freunden und Familie würden ihn zusätzlich motivieren. «Auch im Kopf hat sich einiges getan. Ich habe mehr Lust auf Unternehmungen, bin entspannter und geniesse das Leben wieder aktiver.»

Auf dem Weg die 7,5 Kilometer am Stück zu schaffen, habe er sich glücklicherweise keine grösseren Verletzungen zugezogen. Verspannte Muskeln oder ein leicht zwickendes Knie seien sowieso zu erwarten gewesen. Sein grösstes Sorgenkind sei der Puls, hält Baljak fest: «Bei intensiveren Belastungen schiesst er gerne über 190, was nicht gerade der Traumwert eines Läufers ist.» Daran arbeite er und versuche mit ruhigerem Grundtempo und besserer Atmung gegenzusteuern. Und gerade an Tagen, an denen die Motivation sich versteckt und der Kopf eigentlich streiken will, wachse man am meisten über sich hinaus – wenn das Programm dennoch durchgezogen wird.

Jeder Tag steht im Zeichen des Sports

Sein Alltag beinhalte viel Bewegung. Von Montag bis Freitag sei er fast nur mit dem Fahrrad unterwegs. Dabei habe er in diesem Jahr bereits über 1000 Kilometer auf dem Sattel verbracht. Hinzu kämen zwei bis vier Laufeinheiten und zwei bis drei Krafttraining-Sessions pro Woche, tägliche Spaziergänge sowie sporadisches Auspowern beim Padel-Tennis. «Das hört sich vielleicht harmlos an, ist aber ein kleiner Ganzkörperkiller.»

Unterdessen spule er die 7,5 Kilometer einmal wöchentlich am Stück ab. Vor dem Stadtlauf fahre er das Programm herunter und mache immer leichtere Läufe, bis diese an den letzten beiden Tagen zu entspannten Spaziergängen werden.

«Mein Herz sagt, dass ich den Lauf unter 50 Minuten schaffe. Mein Kopf hingegen sagt, dass 55 bis 60 Minuten realistischer sind. Aber wenn ich am Ziel noch lächeln kann, ist es für mich sowieso ein Sieg.»

Laufneulinge und Sport-Rückkehrer müssten sich bewusst sein, dass es am Ende nicht der Körper ist, der einem aufhält, sondern der Kopf. «Sobald du mental umschaltest, passieren die Fortschritte schneller, als du denkst. Bleib dran, feiere kleine Erfolge und nimm Rückschläge als Teil des Spiels.»

Sportliche Verlosung

Der Bock verlost auf seinem Instagram-Kanal bock_schaffhausen24 drei Startpositionen für den Schaffhauser Stadtlauf vom 7. September.

Teilnahme: Uns folgen, den Post liken sowie in den Kommentaren den Lauf-Buddy taggen. Die Gewinner werden in der kommenden Ausgabe, inklusive Foto, bekanntgegeben.

Teilnahmeschluss: Donnerstag, 21. August, 12 Uhr.

  • Das Fahrrad ist unterdessen zu seinem Hauptfortbewegungsmittel geworden. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24
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  • Patrick Baljak ist unterdessen mental und physisch bereit für den Lauf. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24
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Sandro Zoller, Schaffhausen24