Seine sportliche Karriere lässt sich mit einer Achterbahnfahrt vergleichen: In jungen Jahren war er häufig auf dem Fussballfeld anzutreffen, dann plötzlich verschrieb er sich dem «Couch-Marathon», um, nach längerer sportlicher Abstinenz, die Kurve zu erneut mehr Bewegung und mentaler Gesundheit zu finden. «Nach meiner Fussballkarriere, vor über zehn Jahren, entdeckte ich einfach keine neue Sportart für mich, welche dieses Feuer erneut entfacht. Irgendwann wurde die Bewegung zur Nebensache. Und als sich der Zeiger auf der Waage der 100-Kilogramm-Marke näherte, wusste ich, dass es höchste Zeit für eine Veränderung ist», resümiert der 35-jährige Schaffhauser Patrick Baljak seine sportliche Berg- und Talfahrt.
Wie schwer kann Joggen schon sein? Dies redete er sich ein. Theorie und Praxis können jedoch manchmal wie unterschiedliche Universen sein, bemerkte Baljak rasch: «Nach einigen Metern wusste ich, dass ich es ganz leicht unterschätzt habe. Aufgrund der Überreizung versetzte sich mein Körper schlagartig in den Schockmodus.»
Erste «Gehversuche»
Die ersten Joggingrunden, wenn diese überhaupt so genannt werden dürfen, hätten sich angefühlt, als wenn sein Körper seit Jahren auf Sparflamme gelebt und plötzlich jemand den Turbo-Button gedrückt hätte. «Die Lunge brannte und die Beine wurden schwer wie Blei.» Am nächsten Tag hätten sich zudem Muskeln gemeldet, von denen er nicht einmal wusste, dass sie existieren. «Mental war es ebenso ungewohnt. Laufen ist nicht 90-minütige Fussball-Action, sondern ein monotones Duell mit sich selbst», so der Laufneuling zum mentalen Aspekt. Aber genau darin liege auch die Magie. Mit der Zeit sei es möglich, den Kopf zu überlisten.
Ganz am Anfang sei die fehlende Kondition der Endgegner. Nach Jahren ohne Ausdauertraining habe sein Körper erst wieder lernen müssen, wie sich längere Belastung anfühlt. «Aber schon nach den ersten Wochen merkte ich, dass ohne den Kopf gar nichts geht.» An Tagen, an denen der Sog, zu Netflix und Sofa, sehr stark wurde, sei die mentale Stärke wichtiger als die beste Kondition gewesen. Um dem erfolgreich zu begegnen, habe er sich feste Routinen aufgebaut. «Erst der Lauf, dann ab aufs Sofa», wurde sozusagen zu seinem täglichen Mantra.
Und plötzlich Stadtlauf-Testimonial
Eine Freundin von Patrick Baljak ist OK-Mitglied des Schaffhauser Stadtlaufs. Sie habe ihm vom «Versuchsläufer», welcher jedes Jahr erkoren werde, erzählt. «Ich habe mich zeitnah dafür beworben, aber ohne grosse Erwartungen. Und dann erhielt ich eine positive Rückmeldung», erinnert sich der Laufneuling zurück. Ein «Stadtlauf-Testimonial» hat Rechte und Pflichten. Neue Laufschuhe und Socken gehören genauso zum Paket, wie eine Laufanalyse, kostenlose Startnummer und geführte Trainingseinheiten. Dafür muss die auserkorene Person vollen Einsatz zeigen und natürlich am Lauf dabei sein. Ein Highlight sei definitiv der Probelauf gewesen, welcher aus drei Runden der Stadtlaufstrecke bestand: «Nicht weil es leicht war, sondern weil ich es überhaupt überlebt habe.»