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Ausland
11.10.2023

Sandoz-Börsenstart bei Volatilität

Christopher Chandiramani zum Ausblick: «Massgebend für den weiteren Verlauf sind Konjunktur und Zinsen. Die Signale sind nicht eindeutig und widersprechen sich».
Christopher Chandiramani zum Ausblick: «Massgebend für den weiteren Verlauf sind Konjunktur und Zinsen. Die Signale sind nicht eindeutig und widersprechen sich». Bild: Linth24
Die USA wendeten am Wochenende spät einen «Shutdown» ab. Auch Zinserhöhungs-Ängste belasteten. Die Sandoz-Aktienplatzierung belebte. SMI dank US-Arbeitsmarktdaten um 10'750 Punkte.

Kurz vor Ablauf der Frist genehmigte der US-Kongress ein Übergangsbudget. Ein «Shutdown» (staatliche Zahlungsunfähigkeit) konnte damit vorerst abgewendet werden. Der Staat kann somit wieder Löhne zahlen. Die USA hat bis zum Jahresende Zeit gewonnen, das Budget zu überarbeiten. Gelder für die Ukraine sind vorläufig keine mehr vorgesehen.

Das US-Arbeitsministerium veröffentlicht jeweils am ersten Freitag des Monats die Statistiken für den Vormonat. Die Beschäftigtenzahl ausserhalb der Landwirtschaft stieg im September um 336'000 und lag damit über den Konsensschätzungen von 170'000. Die Arbeitslosenquote lag bei 3.8 Prozent, verglichen mit einer etwas tieferen Prognose.

In der Schweiz ist die Inflation im vergangenen Monat September wieder leicht gestiegen und liegt bei 1.7 Prozent (August 1.6 Prozent). Ein Schub steht allerdings noch bevor infolge teurerem Strom, Krankenkassen und Mietzinsen.

Gemäss den Erhebungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) waren Ende September 90'826 Arbeitslose bei den regionalen Arbeitsvermittlungszentren registriert, 945 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 2.0 Prozent im Berichtsmonat.

Nur ein leichter Preisrückgang bei den Schweizer Immobilien: Bei einem Leitzins von rund 2 Prozent Jahresende 2023 schätzt das Bundesamt für Statistik nur einen leichten Rückgang der Preise für Eigentumswohnungen um durchschnittlich 1.1 Prozent und bei den Einfamilienhäusern um 1.2 Prozent. Ein zinsbedingter Nachfragerückgang wird vorläufig durch Zuwanderung kompensiert.

Der Tourismussektor hat im ersten Halbjahr 2023 insgesamt gute Ergebnisse erzielt. Laut Schweiz Tourismus profitierten die Hotels von einem Anstieg der Gästezahlen in Höhe von 3.5 Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2019, also noch vor Corona. Weiter erwartet man einen absoluten Sommerrekord.

Der CHF-Wechselkurs ist gegenüber Euro und Dollar bis über den Sommer stabil geblieben. Die Leitzinsentwicklung hat jedoch in letzter Zeit den Schweizerfranken geschwächt. Experten glauben, dass der Frankenkurs im nächsten Jahr schwächer bleibt, was wiederum den Exporten hilft.

Flaschenhals in der Solarbranche: In den kommenden Jahren sind Tausende von Installateuren und Monteuren gesucht. Solarenergie bzw. Fotovoltaik ist gefragt wie noch nie.

Unternehmensnachrichten

Der Generikahersteller Sandoz ist nicht mehr ein Teil von  Novartis. Das Unternehmen wird nun – nach 27 Jahren unter dem Holdingdach des Grosskonzerns – wieder eigenständig an der Schweizer Börse gehandelt. Die Platzierung erfolgte am 4. Oktober, erster Handelspreis war knapp CHF 23, der Kurs erholte sich bis Freitag auf CHF 25. Dies lag unter den Schätzungen von CHF 31-41. Novartis hält noch 4 Prozent des neukotierten Pharmakonzerns.

Der Telekommunikationskonzern Swisscom feiert seinen 25. Geburtstag an der Börse. Die Liberalisierung des Telekommarktes war auch die Geburtsstunde der Swisscom und bei der Netzabdeckung liegt die Schweiz trotz komplizierter Topographie international überdurchschnittlich. Swisscom ist auch Markführer bei der TV-Übertagung neben Sunrise-UPC. Das Ende der terrestrischen Versorgung der SRG-Fernsehprogramme war hier mitentscheidend. Im Vergleich war die Kursentwicklung der Swisscom-Aktie bescheidener als der Index, Als Dividendenperle war Swisscom jedoch Spitze bezüglich Ausschüttung.

Die Zuger Kantonalbank startete ein neues Krypto-Angebot in der Schweiz und im Krypto-Handel und ist auch in die Verwahrung von Kryptowährungen eingestiegen. Insgesamt stehen sechs verschiedene Kryptos zur Auswahl.

Der Sanitärtechniker Geberit hält trotz Flaute im europäischen Wohnungsbau an seinen Mittelfristzielen fest und bestätigt die Jahresprognose.

Die Grossbank UBS steuert auf den grössten Quartalsgewinn seit 14 Jahren zu.

Aussichten

Massgebend für den weiteren Börsenverlauf sind Konjunktur und Zinsen. Die Signale sind nicht eindeutig, schwächere Konjunkturerwartungen, Fachkräftemangel und steigende Beschäftigtenzahlen widersprechen sich. Die Notenbanken deuten eine weitere Leitzinserhöhungsrunde hin. Die Teuerung ist nicht besiegt und der Arbeitsmarkt teilweise überhitzt, speziell in den USA. Von der gegenwärtigen Situation profitieren der Tourismus von der Reiselust und die Finanzinstitute von höheren Zinsen. Bleibt der Schweizer Franken schwächer, ist dies ebenfalls ein Vorteil für die Exportindustrie.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24