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Schweiz
13.10.2023

Börse fürchtet Nahost-Grosskrieg

Trotz Kriegsausbruch im Nahen Osten haben sich die Aktienmärkte laut Christopher Chandiramani erstaunlich gut gehalten im Gegensatz zu früheren Konflikten.
Trotz Kriegsausbruch im Nahen Osten haben sich die Aktienmärkte laut Christopher Chandiramani erstaunlich gut gehalten im Gegensatz zu früheren Konflikten. Bild: Linth24
Hamas-Raketenangriffe versetzten letztes Wochenende Israel in Angst, der Konflikt ging diese Woche weiter. Anders als früher hielten sich die Aktien gut, SMI bei 10'900 Punkten.

Der neue Nahostkrieg war das traurige Thema der Berichtswoche, ein terroristischer Grossangriff der Hamas gegen das Land Israel Die Angst vor einer Intensivierung des Krieges wächst. Die Armee Israels kündigte massive Vergeltung an.

Im September 2023 sind die Verbraucherpreise in den USA um 3.7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat 2022 angestiegen. Im Vergleich zum August ist die Inflationsrate in den USA unverändert (3.6 Prozent) geblieben. Ob der Aufwärtstrend bei den US-Leitzinsen zu Ende ist, bleibt ungewiss. Eine Fortsetzung der straffen Geldpolitik bleibt wahrscheinlich. Die Inflation ist noch nicht besiegt.

Von anfangs Juli bis Mitte August erreichten die Rohöl-Preissteigerungen rund 14 Prozent infolge Angebotskürzungen der Lieferländer, in den letzten Tagen auch wegen des Kriegsausbruchs im Nahen Osten.

Ein starker Anstieg der Langfristzinsen in den vergangenen Wochen hat viele Investoren überrascht. Die Volatilität am Anleihenmarkt ist gestiegen. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen knackte vor wenigen Tagen die 5-Prozent-Marke, in Deutschland waren es 3 Prozent.

Unternehmensnachrichten

Nach einem enttäuschenden Börsenstart in der Vorwoche haben sich die neu platzierten Aktien von Sandoz von CHF 23 auf knapp 28 erholt.

Der Pharmahersteller Santhera steht mit einem neuen Produkt namens Vamorolone vor dem Durchbruch. Die europäischen Arzneimittelbehörden haben eine positive Empfehlung zur Behandlung der Muskeldystrophie abgegeben.

Die UBS zieht sich aus teilweise aus den USA zurück, sie gibt Emissionsgeschäft für Kommunalanleihen weitgehend auf.

Das auf Maschinen zur Blechbearbeitung spezialisierte Unternehmen Bystronic verzeichnet in den Monaten Januar bis September 4.4 Prozent weniger Umsatz und erneut weniger Aufträge.

Der Zugbauer Stadler Rail ist von Kalifornien mit der Lieferung von vier mit Wasserstoff betriebenen Zügen beauftragt worden. Den Vertrag haben der US-Bundesstaat und die Ostschweizer am 12. Oktober unterzeichnet. Laut Stadler besteht die Möglichkeit, bis zu 25 weitere baugleiche Züge nach Kalifornien zu liefern.

Givaudan gibt sich zuversichtlich. Der Aroma- und Riechstoffhersteller steigert sein organisches Umsatzwachstum, leidet aber weiterhin unter dem starken Schweizerfranken. Der Umsatz sinkt von Januar bis September um 3.5 Prozent.

Der Zuger Konzern Bossard spürt den konjunkturellen Gegenwind. Beim Industriezulieferer in der Befestigungstechnik reduzierte sich der Umsatz im Vergleich zum dritten Quartal 2022 um rund 14 Prozent.

Aluflexpack senkt den Ausblick, der Verpackungsspezialist verzeichnet eine schwächere Nachfrage in Europa.

Reiselust: Der Flughafen Zürich erreichte im September praktisch die Frequenzen der Vorpandemiezeit. Insgesamt reisten 2.8 Mio. Passagiere über Kloten. Das sind 21 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

U-Blox mit weniger Verkäufen: Beim Chip- und Halbleiterhersteller fiel der Umsatz in den Monaten Januar bis September um 8 Prozent. Der Ausblick für das Gesamtjahr bleibt jedoch unverändert.

Umbenennung des Unternehmens von Dufry in Avolta: Der Konzern hatte die Namensänderung vergangene Woche bekannt gegeben. Der Name soll die Kombination von Dufry mit der neu akquirierten italienischen Firma Autogrill repräsentieren.

Das DormaKaba-Sparprogramm betrifft in der Schweiz 183 Arbeitsplätze. Der in der Sicherheitstechnik tätige Konzern hat eine Reorganisation angekündigt. Trotzdem gibt es keine Schliessungen von Standorten oder Produktionswerkstätten.

Asmallworld startet eine Kapitalerhöhung, gemäss einer Mitteilung des sozialen Netzwerks sollen insgesamt rund 2.74 Mio. neue Aktien platziert werden.

Aussichten

Das Umfeld für Aktien hat sich verschlechtert, durch Kriege in der Ukraine, nun auch im Nahen Osten, und die Ölpreise sind angestiegen. Aber die Aktienmärkte haben erstaunlich gut gehalten. Es ist nicht wie damals vor fünfzig Jahren (1973) mit einem Boykott gegen die westliche Welt durch die erdölproduzierenden Länder zu rechnen, zudem sind weltweit die Lager voll. Auch beim Erdgas sieht es bezüglich Knappheit besser aus als vor einem Jahr. Der Schweizerfranken (sicherer Hafen) erlebte diesmal keinen spürbaren Höhenflug wie früher.

Weitere Wirtschaftsprognosen bis zum Jahresende bleiben schwierig, vor allem die Zinsaussichten. Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen. Eine harte Landung ist aus heutiger Sicht jedoch wenig wahrscheinlich. Die Energiepreise bereiten uns jedoch weiter Sorgen. Die Anleihen werden wieder interessanter. Ebenfalls die Banken verdienen mehr Geld durch höhere Zinsen. Tourismus, Gastgewerbe und Reisetätigkeit haben das gute Vor-Corona-Niveau wieder erreicht.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24