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17.10.2023

Der Hammer hängt da, wo der Bartli den Most holt

Symbolbild
Symbolbild Bild: pexels.com / Rafael Barros
Es gibt verschiedene Theorien zur Herkunft der Redewendung «wo der Bartli den Most holt». Die genaue Herkunft bleibt jedoch im Dunkeln verborgen.

Generell verhält es sich mit Redewendungen aus dem Volksmund so, dass die genaue Herkunft nicht immer eindeutig nachzuverfolgen ist. Redewendungen, als Teil mündlicher Traditionen, können sich im Laufe der Zeit unterschiedlich interpretieren lassen oder verändern sich in der Bedeutung.
So ist es auch bei der Redewendung «Zeigen, wo der Bartli [auch: Barthel] den Most holt». Obschon die genaue Herkunft ungewiss ist, findet dieser bildhafte Ausdruck im deutschen Sprachgebrauch oft Verwendung. Personen, die mit allen Wassern gewaschen sind, können mit diesem Ausdruck ihrem Umfeld deutlich machen, wo es langgeht. Als Ankündigung, dass jemand gleich etwas erleben kann, findet die Redewendung Gebrauch. Letzteres insbesondere dann, wenn sich die angesprochene Person nicht den Erwartungen fügt, quasi als erzieherische Massnahme. In anderen Regionen wird die Redewendung für andere Botschaften genutzt.
Denn bei Bartli soll es sich um eine Person handeln, die in der Regel alles im Griff hat und weiss, wo es langgeht. So wie in der Geschichte des österreichischen Dichters Peter Rosegger. In dieser ist von Bartel die Rede, einem Knecht auf einem Hof, der den Most nicht da holt, wo es ihm aufgetragen wurde. Bartel bevorzugt, das Getränk heimlich im Wirtshaus zu holen. Da trifft er sich mit seiner Angebeteten: der Kellnerin.
Doch ist Bartli tatsächlich eine Person, oder steht dieses Wort stellvertretend für etwas anderes? Es lassen sich hierzu viele Theorien finden. Zwei davon werden hier im weiteren Verlauf erläutert.

Gewiefte Wirt:innen

Eine mögliche Herkunft der Redensart verweist in den süddeutschen Raum. Jeder Wirtin und jedem Wirt, die am Bartholomäustag keinen Most ausschenken konnten, drohte der Verlust der Ausschankberechtigung. Der Bartholomäustag ist jeweils am 24. August, also typischerweise zu einem Zeitpunkt, an welchem der Traubenmost höchstwahrscheinlich noch gar nicht ausgeschenkt werden kann, da die Traubenlese normalerweise erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet. Gastwirt:innen sollen jedoch trotzdem Most ausgegeben haben. Mit grosser Wahrscheinlichkeit habe es sich allerdings um Obstmost gehandelt, welcher zum genannten Zeitpunkt noch sauer gewesen sein muss. Es muss sich also um ganz besonders gewiefte Leute gehandelt haben, die am Bartholomäustag trinkbaren Most ausschenken konnten.

Aus der Gaunersprache

Eine weitere Erklärung soll auf der Gaunersprache Rotwelsch beruhen und von zwei hebräischen Wörtern stammen. Diese Sprache wurden von Kriminellen entwickelt, um sich bei der Entdeckung von straffälligen Taten untereinander zu verständigen oder sich gegenseitig zu schützen. Für Aussenstehende ist die Gaunersprache schwer zu verstehen. Sie unterscheidet sich von Region zu Region und von Gruppe zu Gruppe.
Bartli sei nicht die Verkleinerungsform von Bartholomäus, sondern werde vom Wort «Barsel» abgeleitet, was so viel wie Brecheisen bedeutet. Most hat in diesem Zusammenhang auch weder mit Trauben- noch mit Obstmost etwas zu tun. Most entlehne sich aus dem hebräischen Wort «Maoth», was Geld bedeutet. Die Bedeutung der Redewendung wäre infolgedessen, dass jemand weiss, wie man mithilfe eines Brecheisens an Geld kommen kann. Und somit im übertragenen Sinne auch eine gewiefte Person sein muss.

Schaffhausen24, Gabriella Coronelli