Bald ist es wieder so weit, die Winterzeit, auch als Normalzeit bekannt, beginnt. Am Sonntag, dem 29. Oktober 2023, steht die Zeitumstellung an. Es gibt eine weniger erfreuliche Nachricht: Die Abende werden früher dunkel. Doch die gute Nachricht lautet: Uns wird eine Stunde geschenkt.
Die Zeitumstellung war schon immer ein umstrittenes Thema, und in der Europäischen Union wird seit einigen Jahren sogar über die Möglichkeit ihrer Abschaffung debattiert. Hier erfahren Sie mehr über die Geschichte der Uhrumstellung, ihre Vor- und Nachteile sowie wann sie möglicherweise aufgehoben wird.
Die Entstehung der Zeitumstellung
Die Idee einer Sommerzeit wurde erstmals 1784 in einem Essay von Benjamin Franklin dokumentiert. Franklin, ein Nachtmensch und Langschläfer, verfasste für das "Journal de Paris" einen eher ironischen Leserbrief mit dem Titel "An Economical Project". In diesem Beitrag stellte er satirisch dar, wie viele Kerzen eingespart werden könnten, wenn es abends eine Stunde länger hell wäre.
Der Titel von Franklins Essay verdeutlicht, dass wirtschaftliche Überlegungen schon immer ein Hauptantrieb für die Zeitumstellung waren. Obwohl die Idee sporadisch Aufmerksamkeit erregte, waren es hauptsächlich Wissenschaftler und Forscher, die sie befürworteten. In der breiten Bevölkerung fand die Zeitumstellung anfangs wenig Zustimmung, da sie als kompliziert empfunden wurde.
Erst mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfuhr die Zeitumstellung erneuten Auftrieb, da knappe Brennstoffe für die Beleuchtung gespart werden sollten. Fast alle kriegführenden Parteien führten die Sommerzeit ein. Nach Kriegsende wurde diese Massnahme, die in der Bevölkerung teilweise unbeliebt war, in einigen Ländern wieder aufgehoben. Der Zweite Weltkrieg brachte die Umstellung der Uhren im Sommer erneut ins Gespräch.
Die Einführung in der Schweiz
Auch die Schweiz führte in den Jahren 1941 und 1942 die Zeitumstellung kurzfristig als Kriegsmassnahme ein. Ende der 1970er Jahre gab es aufgrund der Ölkrise erneut Bestrebungen in Deutschland und Österreich, die Winterzeit oder die zweimalige Umstellung im Jahr einzuführen. Die Schweizer Politik zog mit, aber die Bevölkerung legte dieser Entscheidung durch ein Referendum und eine Volksabstimmung Steine in den Weg. Als die Nachbarländer 1980 die halbjährliche Zeitumstellung endgültig einführten, wurden die Probleme deutlich. Die Schweiz, als sogenannte Zeitinsel inmitten Europas, in der die Uhren die Hälfte des Jahres anders gestellt waren, stellte eine erhebliche Herausforderung für die Organisation des mitteleuropäischen Bahnverkehrs dar. Am 1. Januar 1981 trat die Zeitumstellung in der Schweiz in Kraft.
Umstellung in der Nacht
Warum stellen wir die Uhren um 2 Uhr morgens um? Um den Übergang so geschmeidig wie möglich zu gestalten, entschied man sich, die Zeitumstellung jeweils auf eine Nacht im Wochenende zu legen. Bereits in den 1980er Jahren stiess die Unterteilung in Winter- oder Normalzeit und Sommerzeit auf Kritik. In Europa wurde die Sommerzeit hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen eingeführt. Die Frage, ob sie tatsächlich Energieeinsparungen bewirkt, wurde im Rahmen der Diskussion um ihre Abschaffung in der EU erneut aufgegriffen, konnte jedoch bisher nicht eindeutig beantwortet werden.
Einige Studien behaupten, dass durch die Winterzeit zwar früher geheizt werden muss, im Sommer jedoch weniger künstliches Licht benötigt wird. Neuere Untersuchungen in Deutschland haben bestenfalls geringfügige Energieeinsparungen ergeben. Allgemeine Schlüsse sind jedoch schwer zu ziehen, da die Bedingungen je nach Region variieren. Was für ein kleines Dorf in Norwegen gilt, muss nicht zwangsläufig für eine Stadt im Süden Spaniens zutreffen.
Die unklare Studienlage ist auch darauf zurückzuführen, dass die Energieerzeugung und -nutzung ständigen Veränderungen unterliegen. Ein weiteres Argument für die Sommerzeit ist mittlerweile die bessere Übereinstimmung zwischen der Stromerzeugung und dem Verbrauchsprofil in den Abendstunden, was insbesondere für Besitzer von Photovoltaik-Anlagen von Vorteil ist.