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Schweiz
24.10.2023
24.10.2023 17:04 Uhr

Berufsschüler bei Wissenschafts-Olympiaden - Mauro Baumann fordert mehr Teilnahme und Austausch

Bild: Claudia Christen
Mauro Baumann hat am nationalen Finale der Philosophie-Olympiade als erster Berufsschüler eine Medaille gewonnen und im Fach Wirtschaft sogar Bronze auf internationaler Ebene geholt. Was ihn von vielen anderen Teilnehmenden unterscheidet: Er geht nicht aufs Gymnasium, sondern macht eine Lehre.

Mauro Baumann, der Protagonist dieser bemerkenswerten Geschichte, machte sich auf die Reise, um den Mythos zu entzaubern und gleichzeitig ein starkes Plädoyer für den Wandel im dualen Ausbildungssystem abzugeben. Er startete seine Reise bei der Philosophie-Olympiade, bei der er nicht nur bis ins Finale vordrang, sondern auch eine begehrte Bronzemedaille gewann. Damit wurde er zum ersten Berufsschüler, der bei dieser Veranstaltung eine Medaille mit nach Hause nahm.

Wissenschafts-Olympiaden auch für Berufsschüler

Baumanns Erfolg führte ihn dazu, auch an der Schweizer Wirtschaft-Olympiade teilzunehmen, bei der er die Goldmedaille errang. Anschliessend vertrat er die Schweiz bei der Internationalen Wirtschafts-Olympiade und kehrte mit einer weiteren Bronzemedaille zurück. Seine Erfolge endeten nicht hier; er schloss das Jahr mit einem Preis für die beste interdisziplinäre Leistung ab, der seinen bemerkenswerten Einfluss auf mehrere Fachbereiche unterstrich und ihn über 7.000 Mitbewerber in den Schatten stellte.

Doch Mauro Baumann war nicht allein. Im Jahr 2022 erreichte er das internationale Finale der Chemie-Olympiade, und er war nicht der Einzige, der den beruflichen Bildungsweg verfolgt. Tatsächlich hatten drei Viertel der Schweizer Delegation für die Internationale Chemie-Olympiade einen ähnlichen Hintergrund. Auch bei der Biologie-Olympiade sind immer wieder Berufslernende erfolgreich vertreten. Dieser Erfolg zeigt unmissverständlich, dass die Wissenschafts-Olympiaden nicht ausschliesslich für akademische Eliten reserviert sind.

«Ich appelliere an alle Berufsschulen, über die Wissenschafts-Olympiaden zu informieren.»
Mauro Baumann

Fehlende Anreize zur Teilnahme

Trotz dieser ermutigenden Ergebnisse ist es offensichtlich, dass die Teilnahme von Berufsschülern an Wissenschafts-Olympiaden immer noch eine Seltenheit ist. Dies ist nicht auf mangelnden Ehrgeiz oder fehlendes Interesse zurückzuführen, sondern auf strukturelle Hindernisse.

Es ist dringend erforderlich, den Austausch zwischen Gymnasiasten und Berufsschülern zu fördern. In der heutigen Gesellschaft ist eine solche Aufteilung nicht mehr angebracht. Dies bestätigt Mauro Baumann, der betont, dass beide Gruppen voneinander lernen können, Freundschaften schliessen und wertvolle Gespräche führen können.

Der Grund, warum nur wenige Berufslernende an Wissenschafts-Olympiaden teilnehmen, könnte in verschiedenen Faktoren begründet sein: Die Olympiaden werden nicht ausreichend in den Berufsschulen und Lehrbetrieben beworben, und es mangelt an Anreizen und Unterstützung für die Teilnahme.

Um diese Situation zu ändern, müssen die Berufsschulen eine entscheidende Rolle spielen. Sie sollten nicht nur über die Wissenschafts-Olympiaden informieren, sondern auch Anreize schaffen, damit Lehrlinge an diesen Veranstaltungen teilnehmen können. Hierbei können sogar die Ausbildungsbetriebe eine Schlüsselrolle spielen, indem sie ihren Lehrlingen zusätzliche Urlaubstage für die Teilnahme gewähren.

Das könnte der Beginn von etwas Grossem sein

Mauro Baumann Erfolg ist nicht nur ein individuelles Highlight, sondern könnte der Beginn einer vielversprechenden Veränderung in der dualen Bildung sein. Die Förderung von Wissenschafts-Olympiaden für Berufslernende ist nicht nur wünschenswert, sondern auch von grosser Bedeutung für die Zukunft der Bildung in der Schweiz. Die Schaffung einer Chancengleichheit für alle Schüler, unabhängig von ihrem schulischen Hintergrund, sollte ein vorrangiges Ziel sein. Es liegt an uns allen, diesen Wandel herbeizuführen und sicherzustellen, dass keine talentierten Köpfe unentdeckt bleiben.

Aarau24