«Wir sind wütend aufeinander, obwohl wir das gar nicht möchten. Der Personalmangel löst im Team viel Unzufriedenheit und Stress aus. In verschiedenen Situationen entstehen dann immer wieder Konflikte», erzählt eine Lernende aus dem Gesundheitswesen.
Sie und ihre negativen Arbeitserfahrungen sind kein Einzelfall. Schon während der Ausbildung sind Jugendliche heutzutage zunehmendem Stress und einer erhöhten Belastung ausgesetzt, was sich auf deren psychische Gesundheit auswirken kann.
37 Prozent der Jugendlichen von psychischen Problemen betroffen
Der Wechsel von der Schule in die Berufswelt gilt als einer der wichtigsten Übergange im Leben. «Erleben Jugendliche während dieser Zeit eine zu grosse Belastung, erhöht dies die Gefahr für die Entwicklung von psychopathologischen Symptomen», erklärt Prof. Dr. Manuel P. Stadtmann, Leiter des Kompetenzzentrums für psychische Gesundheit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Eine Statistik von UNICEF verdeutlicht, wie akut psychische Probleme bei Jugendlichen sind: 37 Prozent der 14- bis 19-Jährigen in der Schweiz sind von psychischen Problemen betroffen. 29 Prozent davon wenden sich an keine andere Person.
«Es ist im Interesse der Unternehmen, die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu thematisieren.» So Prof. Dr. Manuel P. Stadtmann Leiter des Kompetenzzentrums für psychische Gesundheit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule.
Eine Investition in die psychische Gesundheit ist eine Investition in das Unternehmen
Viele Arbeitnehmende mit psychischen Problemen zögern, ihre Vorgesetzten darauf anzusprechen. Sie befürchten Nachteile am Arbeitsplatz. Obwohl die Diskussion über die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz seit der Covid-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat, halten Stigmatisierung und ein begrenztes Verständnis für das Thema an. «Viele Vorgesetzte sind auch gar nicht gerüstet, um mit solchen Situationen umzugehen», erklärt Stadtmann.
Die Arbeitsfähigkeit ist neben dem persönlichen Wohlbefinden, Zufriedenheit, Selbstbewusstsein und Alltagsbewältigung ein definierendes Kriterium der psychischen Gesundheit. «Es ist im Interesse der Unternehmen, die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu thematisieren.» Denn in Zeiten des Fachkräftemangels ist es für Unternehmen zentral, Arbeitsausfälle zu verhindern und die Produktivität der Arbeitnehmenden aufrechtzuerhalten.
«Eine Investition in die psychische Gesundheit der Auszubildenden bedeutet eine Investition in unsere Gesellschaft und in die eigene Firma», betont Stadtmann.