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12.11.2023

Silberstreif am Börsen-Horizont

Falls sich die Erwartungen eines Zins-Wendepunkts bestätigen, wäre laut Christopher Chandiramani ein kleines Jahresendrally nicht ausgeschlossen.
Falls sich die Erwartungen eines Zins-Wendepunkts bestätigen, wäre laut Christopher Chandiramani ein kleines Jahresendrally nicht ausgeschlossen. Bild: Linth24
Entspannung am US-Arbeitsmarkt und weniger EU-Teuerung nähren Zinswende-Hoffnung, Investoren waren zuversichtlicher. Kriege bremsen, am Freitag Gewinnmitnahmen. SMI: 10'554 Punkte.

Die Inflation in Deutschland lag im Oktober 2023 bei +3.8 Prozent. Im Vormonat 2023 hatte sie bei +4.5 Prozent gelegen. Dieser Wert hat sich damit weiter abgeschwächt und erreichte den niedrigsten Stand seit August 2021 (ebenfalls +3.8). Diese Kenngrössen zeigen auch, dass die Teuerung weiterhin hoch bleibt, aber die Dynamik abnimmt. Nahrungsmittel blieben Preistreiber mit +6.1 Prozent gegenüber dem Oktober des Vorjahres. Die jährliche Inflation im Euroraum im Oktober 2023 wird auf 2.9 Prozent geschätzt, gegenüber 4.3 im September.

Neuauflage des EU-Rahmenabkommens: Der Bundesrat kommt aufgrund von Sondierungsgesprächen zum Schluss, dass die Zeit für den Entwurf eines Verhandlungsmandats reif sei. Über die Annahme des Mandats und die Konsultation der Kommissionen sowie der Kantone will die Regierung nach den Bundesratswahlen spätestens Ende Jahr entscheiden.

Beben am Markt für Heimelektronik: Nach Steg Computer, Microspot und Melectronics geht es auch Fust massiv auf Sparkurs. Kündigungen: Beim Coop-Unternehmen verschwinden 90 Stellen auf einen Schlag.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat zum Erreichen ihrer Ziele ihrer Geldpolitik die Bestände ihres US-Aktienportfolios reduziert. Der Gesamtwert ist im dritten Quartal insgesamt 13 Prozent auf USD 127.5 Mrd. gesunken, wie aus Berichten der US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Wie schon früher bekannt, verzichtet die SNB infolge Verlusten auf eine Ausschüttung an Bund und Kantone.

Die Schweizer Pensionskassen haben im Oktober weitere Verluste erlitten. Die Aktien entwickelten sich besonders schwach. Der Hauptanteil an der negativen Entwicklung ist den Aktien (minus 1.39%) zuzuschreiben, den Aktien Schweiz und Ausland je 0.7%. Zusätzlich belastet wird das Monatsergebnis mit einem negativen Beitrag von -0.20% durch Immobilien. Leicht positive Beiträge gab es hingegen durch Liquidität, den die Obligationen und Hypotheken.

Unternehmensnachrichten

Die UBS hat im dritten Quartal 2023 einen hohen Verlust erlitten. Bereinigt um Integrationskosten kann sie jedoch einen deutlichen Gewinn ausweisen. Auch mit der Integration der Credit Suisse kommt die Gruppe voran. Unter dem Strich schrieb die neue UBS im dritten Quartal einen Verlust von USD 785 Millionen. Das 3. Quartal ist das erste, in dem die CS voll mitgerechnet ist. Der Verlust entspricht somit einer «Tabula-Rasa-Aktion».

Der Luxusgüterhersteller Richemont hat im ersten Halbjahr 2023/24 (per 30. September) den Umsatz um 6 Prozent (in Lokalwährungen: +12 Prozent) auf EUR 10.2 Mrd. gesteigert. Das Wachstum schwächte sich im zweiten Quartal durch Inflation ab. Der Betriebsgewinn erreichte EUR 2.7 Mrd. (auf vergleichbarer Basis –2 Prozent). Der Reingewinn erhöhte sich 3 Prozent auf EUR 2.2 Mrd. Damit hat Richemont die Erwartungen der Investoren nicht erfüllt.

Der Genernika-Hersteller Sandoz hat sich durch die Ausgabe von drei Eurobonds neues Geld in der Höhe von EUR 2.0 Milliarden beschafft. Dies erfolgt im Sinne einer Ablösung von Überbrückungskrediten.

Der Versicherungskonzern Zürich akquiriert im US-Geschäft und wird Kapitalpolster abtragen. Das Lebensgeschäft des Grossversicherers ist von Januar bis September stark gewachsen. Er plant einen Teil des grossen Kapitalpolsters für Aktienrückkäufe einzusetzen. Die Dividende soll attraktiv bleiben.

Syngenta verschiebt Pläne für den Börsengang bis Ende 2024, Der Hersteller von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln spürt die schwache Konjunktur. Der chinesische Eigentümer des Unternehmens peilt den Verkauf eines Minderheitsanteils zu einer Bewertung von USD 50 bis 60 Milliarden Dollar an. Sinochem hatte vor 7 Jahren 43 Mrd. bezahlt, um den Basler Konzern ganz zu kaufen.

Elektroinstallateur Burkhalter kauft ein Walliser Unternehmen. Die Gruppe setzt ihren Expansionskurs fort. Die Gruppe erwirbt die C2B Electrotechnique Sàrl in Martigny mit einem Jahresumsatz von CHF 4.5 Mio. Fr. und 26 Beschäftigten. Durch den Kauf anderer Unternehmen gewinnt Burkhalter Marktanteile und verdient an der Energiewende.

Aussichten

Mai und Oktober sind bekanntlich die schwierigsten Börsenmonate des Jahres. Der vergangene Monat war stark betroffen, sogar einer der schlechtesten. Der Verlust betrug rund fünf Prozent. Ursachen waren die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die damit verbundenen hohen Energiepreise und Rezessionsängste. Auch die höheren Zinsen haben geschadet. Höhere Kreditkosten können die Unternehmensgewinne schwächen. Abgefedert haben Kursgewinne von Aktien, welche an der künstlichen Intelligenz verdienen, insbesondere in den USA. Falls sich die Erwartungen eines Zins-Wendepunkts bestätigen, wäre ein kleines Jahresendrally nicht ausgeschlossen. Ein bescheidenes Aufwärtspotenzial auf wiederum über 11'000 (Ende 2024 sogar 12'000) SMI-Punkte wäre möglich. Im Schweizer Gesundheitssektor, Stromproduktion und im Finanzwesen bestehen Chancen, ebenso im Bereich Freizeit und Tourismus. Bei den zyklischen Werten (Industrie) könnte die Erholung länger dauern.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24