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Schweiz/Ausland
16.11.2023

Züri Fäscht droht das Aus

Mit zuletzt über 2 Millionen BesucherInnen gilt das Züri Fäscht als grösstes Volksfest der Schweiz. Seine Zukunft scheint ungewiss.
Mit zuletzt über 2 Millionen BesucherInnen gilt das Züri Fäscht als grösstes Volksfest der Schweiz. Seine Zukunft scheint ungewiss. Bild: Keystone
Der Verein Zürcher Volksfeste, Trägerorganisation des Züri Fäscht, sieht keine Zukunft für ein Züri Fäscht wie bis anhin. Anforderungen werden immer komplexer und Auflagen steigen.

An drei prachtvollen Tagen feierten diesen Sommer zwei Millionen Menschen rund um das Zürcher Seebecken das grösste Volksfest der Schweiz. Zürich wurde einmal mehr zur Partystadt und bot einen der Höhepunkte dieses Event-Sommers.

Am diesjährigen Züri Fäscht, aber auch schon bei der Austragung im Jahr 2019, habe das Organisationskomitee wichtige Entwicklungsschritte bei den Themen Sicherheit und Nachhaltigkeit umsetzen können. Diese Neuerungen waren «nur dank des unermüdlichen Einsatzes der Geschäftsstelle, eines grossen Organisationskomitees, der Stadtpolizei, dem ERZ-Team, städtischen Mitarbeitenden, zahlreichen freiwillig Arbeitenden aus dem Vorstand sowie vielen weiteren Helfenden möglich», heisst es. 

An Grenze gestossen

Die Organisation des Züri Fäscht 2023 habe aber auch gezeigt, dass das Organisationskomitee mit dem heutigen Festkonzept, den zur Verfügung stehenden Ressourcen, der Komplexität des Festes und mit der Finanzierung an die Grenzen der Möglichkeiten gestossen sei. Das Organisationskomitee beobachte zudem eine starke Zunahme behördlicher Auflagen.

«Früher war die Akzeptanz gegeben, dass ein Volksfest während mehreren Tagen den öffentlichen Verkehr, das Lärmempfinden, die Grünflächen und das Entsorgungswesen beeinträchtigt. Heute ist die Akzeptanz gegenüber solchen Veranstaltungen gesunken», schreiben die Organisatoren weiter. Zudem werde erwartet, dass eine «Bespielung» des öffentlichen Raums den Grossteil der negativen Auswirkungen auch vor und während eines Festes auffange.

Spektakuläre Feuerwerke gehörten lange fix zu jedem Züri Fäscht. Zuletzt gab es dafür vermehrt Kritik. Bild: Keystone

Neues Konzept «unumgänglich»

Für ein Züri Fäscht 2026 seien verschiedene parlamentarische Vorstösse hängig, welche ein Züri Fäscht weiter einschränken würden. Zudem habe der Zürcher Stadtrat bereits 2020, zusammen mit der Bewilligung der Rahmenbedingungen für das Züri Fäscht 2023, eine «grundlegende Neuausrichtung im Hinblick auf das nächste Züri Fäscht» gefordert.

Der Verein Zürcher Volksfeste sei angesichts der Rahmenbedingungen ebenfalls der Meinung, dass es «eine grundlegende Neukonzeption für ein Zürcher Stadtfest braucht». 

Verein kündigt Leistungsvereinbarung 

Zusammen mit der «feststellbar sinkenden gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber einem grossen Stadtfest und den zunehmenden Schwierigkeiten, alle heutigen und künftigen Auflagen auch finanzieren, organisieren und umsetzen zu können, sehen Verein und Organisationskomitee in der Stadt Zürich keine Zukunft für ein grosses Volksfest im Stile des heutigen Züri Fäscht», heisst es mit Bedauern.

Auch wenn das bisherige Konzept in der Bevölkerung eine grosse Beliebtheit geniesse, sei der Verein Zürcher Volksfeste in intensiven Aussprachen und einer ausserordentlichen Vereinsversammlung zum Entscheid gekommen, dass er für eine solche Neuausrichtung der falsche Partner sei. 

Der Verein Zürcher Volksfeste kündigt daher die seit 2010 bestehende Leistungsvereinbarung mit der Stadt Zürich per Ende 2024.

Die Geschichte des Züri Fäscht 


1932–1950
 
Die Geschichtsbücher im Züri-Fäscht Archiv beginnen 1932. Damals wurde anlässlich der 1. Zürcher Autoschau am 26. Juni ein Seenachtsfest veranstaltet. Bis zu den Kriegsjahren wurden dann in unregelmässigen Abständen Seenachtsfeste gefeiert. Das letzte Feuerwerk wurde 1939 zur Landi gezündet. Danach beherrschte der Krieg und dessen Nachwirkungen das Geschehen in Zürich. 

1951–1975 
1951 war es erneut soweit: Aus Anlass des 600. Geburtstages des Kantons Zürich wurde wieder gefeiert. Und damals erstmals unter dem Namen Züri Fäscht – allerdings ohne Feuerwerk. Drei Jahre später stand am 28. August 1954 das zweite Züri Fäscht an. Es wurde «das grösste Seenachtsfest seit Wilhelm Tell» verkündet. 

1976–1990 
Ab 1976 etablierte der damalige Zürcher Verkehrsdirektor Erich Gerber, das Fest fix im Veranstaltungskalender der Stadt Zürich. 1976, 1979, 1982, 1985, 1988 zogen die wiederum als «Seenachtsfest» bezeichneten Sommerfeste Scharen an und verzückten jeweils mit Feuerwerken die Festbesuchenden.1986 feierte die Stadt «2000 Jahre (Stadt) Zürich» mit einem Züri Fäscht samt grossartigen Feuerwerken. 

1991–2023 
Anlässlich der Feierlichkeiten zu «700 Jahre Eidgenossenschaft» wurde 1991 der Trägerverein Züri Fäscht gegründet. Seither verantwortet der Verein Zürcher Volksfeste (VZV) als Trägerverein das nun alle drei Jahre stattfindende Züri Fäscht. 2020 wurde das Züri Fäscht 2022 aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr auf 2023 verschoben. 

Verein Zürcher Volksfeste/Schaffhausen24