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23.12.2023

Börse in Weihnachtsstimmung

«Das Börsenjahr 2023 dauert nur noch eine Woche. Grosse Veränderungen sind nicht mehr zu erwarten», prognostiziert Christopher Chandiramani.
«Das Börsenjahr 2023 dauert nur noch eine Woche. Grosse Veränderungen sind nicht mehr zu erwarten», prognostiziert Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Vor Weihnachten bewegten sich Börsenkurse kaum. Märkte erwarten 2024 klarere Signale zu Zinsen und Jahresergebnissen und hoffen auf Frieden. SMI 11'142 Punkte, nur wenig verändert.

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA veröffentlichte ihren Bericht zur Krise der CS und analysierte darin die Entwicklung in den letzten Jahren bezüglich Strategie, Geschäftsverlauf, Führungsentscheide, Risikomanagement und Krisenvorbereitung. Ungenügende Umsetzung der Strategie, wiederholte Skandale und Managementfehler haben das Vertrauen der Kundschaft und Investoren beschädigt. Die daraus folgenden Geldabflüsse führten dazu, dass Mitte März 2023 die Zahlungsunfähigkeit drohte. Die FINMA will in Zukunft mehr rechtliche Instrumente für ähnliche Fälle.

Grossbritannien und die Schweiz haben am 21. Dezember 2023 ein umfassendes Finanzdienstleistungsabkommen unterzeichnet, das weitgehend auf gegenseitiger Anerkennung von Regulierungen basiert.

Ab dem 1. Januar 2024 des kommenden Jahres gilt für internationale Konzerne Sitz in der Schweiz ein Mindeststeuersatz von 15 Prozent. Der Bundesrat setzt damit die OECD- Steuerreform um. Betroffen von der Mindeststeuer sind Grossunternehmen, die einen weltweiten Jahresumsatz von über 750 Mio. EUR erzielen.

In den USA soll Alt-Präsident Trump an einem Comeback gehindert werden. Der oberste Gerichtshof des US-Bundesstaats Colorado hat entschieden, dass Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl nicht als republikanischer Kandidat aufgestellt werden darf. Die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten sind am 5. November 2024.

Seit Tagen greifen Rebellen aus Jemen Handelsschiffe im Roten Meer an, wollen dadurch ihre Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen zeigen. Die Reedereien meiden nun eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten und nehmen Umwege in Kauf. Dies führt zu Preissteigerungen und Verzögerungen.

Stärkster Rückgang der Auftragsbestände in Deutschland seit 2015: Grund dafür ist vor allem die Entwicklung in der Autoindustrie. Der Auftragsbestand sank gemäss Statistischem Bundesamt im Oktober 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5.9 Prozent. Diese Situation dürfte die Ampelregierung unter Druck bringen.

Unternehmensnachrichten

Die grosse Überraschung der Woche war die Abschaffung von Spesen bei der Zürcher Kantonalbank. Ab 2024 gibt es bei der ZKB keine Jahresgebühren mehr für Debitkarten und Privatkonten. Die Konkurrenz hat noch kaum reagiert, es ist aber mit einem Preiskampf zu rechnen, welcher den Kunden Vorteile bringt. Mehr Zins auf Kontogeld ist aber kaum zu erwarten.

Der schwedische Aktivist und Investor Cevian hat 1.3 Prozent der Aktien der UBS für EUR 1.2 Mrd. gekauft. Er sieht ein «signifikantes Wertsteigerungspotenzial» mit Kursziel nahe CHF 50. Die UBS hat letzte Woche das von der CS geerbte Hotel Savoy in Zürich unter dem Namen «Mandarin Oriental» wiedereröffnet.

Das Benko-Debakel betreffend die Bank Julius Bär beschäftigt nun zunehmend die FINMA. Laut einem Bericht von Bloomberg untersucht die Finanzmarktaufsicht, ob es ungenügende Kontrollstrukturen im Zusammenhang mit den über CHF 600 Mio. an Krediten an die Signa Holding gab.

Die Euro9000-Lokomotive des Zugbauers Stadler hat die Typenzulassung für den Betrieb in den Niederlanden und Belgien erhalten. Damit erweitert sich das Einsatzgebiet für diese Lokomotiven, die bereits in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassen sind.

Der Telecomanbieter Swisscom und Vodafone stehen laut einem Medienberichten derzeit in Verhandlungen. Die Schweizer könnten ein Gegenangebot für das Italiengeschäft von Vodafone abgeben. Swisscom könnte so das Glasfasernetz ihrer italienischen Tochter Fastweb mit dem italienischen Mobilfunkangebot von Vodafone kombinieren.

Wegen Verletzung der Ad-hoc-Pflicht muss der Westschweizer Batteriehersteller Leclanché eine Busse von CHF 15'000 zahlen. Laut der Börsenaufsicht (SER) soll eine Ad-hoc-Mitteilung, die nach Handelsschluss offiziell verschickt wurde, bereits einen Tag zuvor auf der Webseite veröffentlicht worden sein.

Die Aktien des Biotech-Unternehmens Evolva werden sich in den nächsten Monaten von der Börse verabschieden. Die Aktionäre stimmten am Donnerstagabend auf einer ausserordentlichen Generalversammlung dem Verkauf des Unternehmens an die kanadische Lallemand-Gruppe zu. Sie gaben zudem grünes Licht für die Auflösung und die Liquidation von Evolva sowie die Dekotierung der Aktien von der Börse.

Aussichten

Das Börsenjahr 2023 dauert nur noch eine Woche. Grosse Veränderungen sind nicht mehr zu erwarten. Für das kommende Jahr besteht verhaltener Optimismus. Die Schweizer Börse hat sich im zu Ende gehenden Jahr im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich entwickelt, könnte somit 2024 wieder aufholen. Die positiven Erwartungen basieren auf fallenden Zinsen, vor allem auch infolge der Präsidentschaftswahlen in den USA im November. In diesem Land spielen politische Einflüsse eine Rolle. Die Schweizer Exportindustrie muss weiterhin mit einem starken Franken leben. Die Finanzwerte profitieren noch von besseren Zinsmargen. Reisen und Tourismus haben die Einbussen der Vorjahre durch Corona überwunden. Dieses Jahr hat es bereits sehr viel Schnee in den Bergen, was Wintersportorte in höheren Lagen freut.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24