Arbeitszufriedenheit und Herausforderungen an Aargauer Volksschulen
Die meisten Berufstätigen an den Aargauer Volksschulen arbeiten gerne, nutzen ihre Fähigkeiten effektiv und schätzen die Teamarbeit. Jedoch zeigen zwei externe Studien, die das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) in Auftrag gab, dass ein Teil des Personals unter erheblicher Belastung steht. Diese Studien untersuchten die Qualität und Professionalität der Schulleitungen sowie die Arbeitszufriedenheit und Belastung von Lehrkräften, Schulleitungen und Assistenzpersonal. Basierend auf diesen Erkenntnissen plant das BKS, in Zusammenarbeit mit Verbänden, Massnahmen zur Stärkung der Berufstätigen und zur Erhöhung der Attraktivität der Volksschulen als Arbeitsplatz, wie der Kanton Aargau mitteilt.
Schulleitungsfunktion im Fokus
Das Departement BKS gab aufgrund eines Postulats, das einen einheitlichen und professionellen Ausbildungs- und Weiterbildungsprozess für Schulleiterinnen und Schulleiter forderte, Interface Politikstudien Forschung Beratung AG in Luzern den Auftrag, eine Studie durchzuführen. Diese sollte die kantonalen und kommunalen Anforderungen und Bedingungen für die Anstellung, die Führung der Schulleitungen durch kommunale Schulbehörden, sowie die Aus- und Weiterbildung für Schulleitungen im Kanton Aargau untersuchen. Zudem befasste sich die Studie mit der Attraktivität der Schulleitungsfunktion in der Region.
Umfassende Befragung zur Arbeitsrealität
Interface führte weiterführend eine repräsentative Befragung aller Berufspersonen an der Aargauer Volksschule durch, darunter Schulleitungen, Lehrkräfte, Schulische Heilpädagogen, Logopäden und Assistenzpersonen. Die Befragung behandelte Themen wie Arbeitszufriedenheit, Belastung, Entlastung, Aus- und Weiterbildung sowie Arbeitsweise. Ziel war, eine fundierte Datengrundlage für Massnahmen gegen den Fachkräftemangel zu schaffen. Die Lehrpersonen wurden durch eine repräsentative Stichprobe ausgewählt, während andere Berufsgruppen vollständig befragt wurden. Insgesamt nahmen 3'582 Personen teil, wie es in einer Mitteilung heisst. Die Schluss- und Auswertungsberichte beider Aufträge sind auf der Webseite des Kantons Aargau veröffentlicht. Einige Teilnehmende hinterliessen ausführliche Kommentare, die separat detailliert analysiert werden sollen und nicht in den Interface-Bericht eingeflossen sind.
Positive Arbeitsatmosphäre und hohe Weiterbildungsbereitschaft
Die Umfragen an der Aargauer Volksschule zeigen eine hohe Arbeitszufriedenheit und eine starke Bereitschaft zur Weiterentwicklung unter den Berufspersonen. Mehr als 90% der Befragten berichten von Freude an der Arbeit und fühlen sich im Team geschätzt. Das Verhältnis zur Schulleitung wird mehrheitlich positiv gesehen, und viele sind mit ihrem Arbeitspensum zufrieden. 59% der Lehrpersonen sind offen für umfangreiche Weiterbildungen wie CAS, DAS oder MAS. Rund 40% der Assistenzpersonen erwägen eine EDK-anerkannte Lehrerausbildung. Schulische Heilpädagogen möchten ihr Wissen in Sonderpädagogik vertiefen (89%) und ihr Fachwissen breiter einsetzen (40%).
Bedarf nach stärkerer Unterstützung für Schulleitungen
Die Studien zeigen, dass die Berufspersonen an Aargauer Volksschulen einer hohen Belastung ausgesetzt sind. Eine unterstützende Schulleitung spielt dabei eine entscheidende Rolle, da über 80 Prozent der Lehrkräfte angeben, dass dies entlastend wirkt. Bereits beim Berufseinstieg betrachten 86 Prozent der Befragten die Unterstützung der Schulleitung als wichtig für die Arbeitszufriedenheit. Um dieser Rolle gerecht zu werden, wünschen sich Schulleitungen mehr Unterstützung, insbesondere in Form von zusätzlichem Personal für die Administration (64 Prozent) und im Bereich der Qualitätssicherung und -entwicklung (53 Prozent). Die vorhandenen Ressourcen werden oft als unzureichend betrachtet, was die Arbeitsbelastung erhöht und die Attraktivität des Berufs beeinträchtigen kann. Daher betonen Schulleitungen die Notwendigkeit, dass die kommunale Schulführung, bestehend aus Schulleitung und Gemeinderatsmitgliedern, in ihrer Führungsaufgabe unterstützt wird und Zugang zu geeigneten Weiterbildungs- und Beratungsangeboten erhält.
Strategien zur Förderung des Schulpersonals
Die Befragungsergebnisse spiegeln die Erfahrungen des BKS aus der Kooperation mit Schulen wider und stimmen mit internationalen Studienergebnissen überein. Die Interface-Empfehlungen decken verschiedene Handlungsfelder ab, die die Abteilung Volksschule des BKS in Zusammenarbeit mit Verbänden durch verschiedene Projekte und Entwicklungsinitiativen bereits bearbeitet. Diese Initiativen zielen darauf ab, das Schulpersonal gezielt zu stärken, folgende Stossrichtungen werden verfolgt:
- Stärkung der Funktionen in der Volksschule: Lehrkräfte spielen eine entscheidende Rolle im Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler. Damit sie sich auf effektiven Unterricht und die Pflege von Beziehungen zu den Kindern konzentrieren können, ist eine Entlastung im Schulalltag erforderlich. Dies könnte durch die Integration spezialisierter Förderlehrpersonen erfolgen, die sich gezielt um die Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen kümmern.
- Aus- und Weiterbildung: Eine Ausbildung, die eng an der Praxis orientiert ist, sowie ein auf die Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot an Weiterbildung sind essenziell, um Fachkräfte mit hoher Kompetenz zu entwickeln. In diesem Zusammenhang plant der Kanton Aargau, Massnahmen wie das berufsbegleitende Studium zu implementieren, in die Einführung in den Beruf zu intensivieren und das Weiterbildungsprogramm der Pädagogischen Hochschule (PH FHNW) zielgerichteter und koordinierter zu gestalten.
- Beratungs-, Begleitungs- und Unterstützungsangebote: Schulen sollen durch ein bedarfsgerechtes Beratungs-, Begleitungs- und Unterstützungsangebot in der Nutzung ihres Gestaltungsspielraums und in schwierigen Situationen unterstützt werden, wovon das gesamte Schulpersonal profitiert.
- Kommunikation und Information: Eine gezielte und proaktive Kommunikation sowie Informationsvermittlung sollen sicherstellen, dass die Schulen auf kommunaler Ebene besser informiert sind und der Austausch zwischen ihnen und dem Kanton intensiviert wird.