Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) begründete den Entscheid mit gesetzlichen Vorgaben. Demnach würden jene Bewerberinnen den Zuschlag erhalten, die den Programmauftrag am besten erfüllen, schrieb das Bakom am Donnerstagnachmittag in einer Mitteilung. «Radio Südostschweiz» habe sich aufgrund dieser Grundlagen im Versorgungsgebiet Südostschweiz - Glarus nicht durchsetzen können. So erhielt Schawinskis «Radio Alpin» den Zuschlag.
2013 gewann noch Somedia
Beim vergangenen Ausschreibungsverfahren ging der Wettbewerb noch anders aus. 2013 hatte das Bakom nach jahrelangem Seilziehen dem «Somedia»-Sender, der damals noch «Radio Grischa» hiess, den Zuschlag gegeben. Es war zum Schluss gekommen, dass das Unternehmen zwar den Markt dominiere, diese Position aber nicht missbrauche. Nun wurden die Karten neu gemischt.
2,9 Millionen pro Jahr
In Zürich reagiert Roger Schawinski hochzufrieden: «Das ist für mich ein geschichtsträchtiges Ereignis – in einem geschichtsträchtigen Jahr.» Vor 50 Jahren habe er mit der Erfindung der TV-Sendung «Kassensturz» die Position der Schweizer Konsumenten markant verbessert, vor 45 Jahren habe er mit «Radio 24» das Radiomonopol gebrochen – und vor 30 Jahren mit «Tele Züri» das Fernsehmonopol. Aber diesem Sieg sei ein fast noch härterer Kampf vorausgegangen, so Schawinski: «Die regionalen Monopole sind die härtesten Monopole». Mit der Konzession erhält der Sender pro Jahr 2,9 Millionen Franken. Für Schawinski eine Premiere: «Das ist das erste Mal, dass ich subventioniert werde».
Sendestart in einem Jahr
Obwohl «Radio Alpin», das neben Graubünden auch das Glarnerland und das St. Galler Oberland abdeckt, „«erst» am 1. Januar 2025 auf Sendung geht, hat der 78-jährige Medienunternehmer schon klare Vorstellungen: Er werde 11 bis 15 Mitarbeiter einstellen – vor allem aus Graubünden. Gesendet wird aus Chur. Schawinski hat von Susanne Lebrument, der Delegierten des Verwaltungsrates von «Somedia», bereits Signale erhalten, dass möglicherweise schon bald Studios frei werden.
Showdown vor Gericht?
Nicht ganz so entspannt sieht es ihr Bruder, Verwaltungsratspräsident Silvio Lebrument. Gegenüber Radio SRF drohte er am Donnerstagabend, den Konzessionsentscheid juristisch anzufechten.
Derweil schmiedet Schawinski bereits Pläne. Er werde sicherlich Synergien mit seinem (Zürcher) Radio 1 nutzen. Das dürfte bedeuten, dass auch er selber künftig in Graubünden zu hören sein wird. Nimmt man seinen Elan und seine Dynamik zum Massstab, ist dies ein grosses Versprechen. Oder wie es Schawinski selber ausdrückt: «Wenn ein 78-Jähriger eine Konzession für zehn Jahre erhält, gibt dies zusätzlichen Lebensgeist.»