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23.01.2024

«Kunst ist für mich wie Therapie» - Robin Roth

Mit seiner Kunst möchte Robin Roth aus dem alltäglichen Perfektionismus ausbrechen und etwas Neues ausprobieren. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
Schon als Jugendlicher war Robin Roth von der Graffitikunst fasziniert, was ihm jedoch mit 16 Jahren zum Verhängnis wurde. Heute versucht er, mit seiner Kunst etwas Einmaliges zu schaffen, das ihn reflektiert und inspiriert. Auch mit der Psychologie setzt sich der aus Langwiesen stammende Künstler gerne auseinander und lässt das Thema in seine Kunst einfliessen.

Den Mut haben, etwas Neues auszuprobieren und damit dem ständigen Perfektionismus des Alltags zu entfliehen – genau das möchte der Student und Künstler Robin Roth aus Langwiesen mit seiner Kunst der Öffentlichkeit vermitteln. «Seit meiner Kindheit male ich für mein Leben gern, besonders die Graffitikunst hat mich schon als Jugendlicher fasziniert.» Bereits in der Schule konnte Robin Roth erste Erfahrungen im Kunstunterricht sammeln und entdeckte seine Leidenschaft für die Kreativität in der Kunst. Er probierte viel aus, was ihm im Alter von 16 Jahren allerdings zum Verhängnis wurde. Als Jugendlicher geriet der Langwieser aufgrund seiner Graffitikunst in einen Strafprozess, der nicht nur ihn, sondern auch sein Verhältnis zur Kunst stark beeinflusste. «Nach der Verurteilung habe ich wegen meiner Kunst eine dreijährige künstlerische Pause eingelegt», erklärt der 24-Jährige. «Diese Zeit hat mich sehr geprägt, da ich aufgrund des Urteils nichts mehr mit Kunst zu tun haben wollte. Ich brauchte Abstand und widmete mich anderen Tätigkeiten.

Der Weg zurück

Wie sehr Robin Roth die Kunst liebte und sie ihn interessierte, wurde ihm erst während seiner dreijährigen Pause bewusst. «In dieser Zeit habe ich gemerkt, wie wichtig die Kunst für mich und meine Persönlichkeit ist. Mit Kunst kann man sich auf unterschiedlichste Art und Weise ausdrücken – es gibt kein Richtig oder Falsch, was ich persönlich sehr schätze und deshalb nicht mehr missen möchte», so der Student. «Gerade im Studium und auch bei meiner Arbeit in der Bank muss immer alles bis ins kleinste Detail stimmen, da ist die Kunst für mich der ideale Ausgleich, weil ich einfach mal drauflosmalen kann. Niemand stört sich daran, wenn es zum Beispiel ein paar Farbkleckse zu viel sind.» So hat sich Robin Roth schliesslich mit 19 Jahren entschlossen, wieder mit der Kunst anzufangen und seine Ideen auf die Leinwand zu bringen. Wie der 24-Jährige weitererzählt, ist er immer noch dabei, den richtigen Kunststil für sich zu finden. «Nach meiner Pause habe ich mich etwas vom Graffiti entfernt, heute orientiere ich mich mehr in Richtung abstrakte Kunst sowie der Kunst der Streetart», erzählt der Langwieser weiter. «Ich probiere viel aus und möchte mich auch nicht einschränken, daher weiss ich auch nicht, ob es jemals den einen Kunststil geben wird, der zu 100 Prozent zu mir passt.»

Learning by doing

Auf die Frage, wie Robin Roth das Malen erlernt hat, antwortet er: «Dadurch, dass ich in den letzten Jahren den Mut hatte, immer wieder meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren, habe ich mir sehr viele Fähigkeiten durch Recherche oder Ausprobieren angeeignet». So kam es für den 24-Jährigen auch nie in Frage, einen Kunstkurs oder ähnliches zu belegen. «Ich will mit meiner Kunst niemanden nachahmen, für mich ist Kunst etwas Einzigartiges, also male ich einfach drauflos und höre auf meine Intuition.» Und so entsteht aus einer weissen Leinwand ein Kunstwerk, das von seiner Intuition geleitet wird. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass im Nachhinein etwas übermalt oder verändert wird. «Ich arbeite hauptsächlich mit Acrylfarben, da diese den Vorteil haben, dass man später noch etwas übermalen kann», erklärt Robin Roth. Neben seinen Bildern entwirft der 24-Jährige auch T-Shirts, Handtaschen oder andere Accessoires für seine eigene Brand «Robin Roth», welche er auf seiner Webseite verkauft. Dabei sind Künstler wie Keith Haring oder Banksy für Robin Roth gewisse Vorbilder, da sie einerseits durch ihre Einzigartigkeit in der Kunstwelt auffallen. Andererseits sind sie auch durch ihre Lebensgeschichte sehr inspirierend für den 24-Jährigen. «Gerade bei diesen beiden Künstlern fasziniert mich ihre Arbeit besonders, weil sie auf ihre Art und Weise etwas machen, was nicht alltäglich ist», ergänzt der Langwieser.

Die vier Gesichter des Menschen

Nicht nur die Kunst interessiert den 24-Jährigen, auch die Psychologie ist ein Thema, mit dem er sich gern beschäftigt und das er auch in seine Kunst einfliessen lässt. So hat der 24-Jährige in den vergangenen Monaten an einem ganz besonderen Bild gearbeitet, das im vergangenen Jahr auch in einer kleinen Ausstellung zu sehen war. «Bei dem Bild «4FACES» habe ich mich von dem Konzept des inneren Familiensystems von Richard C. Schwartz, einem amerikanischen Therapeuten, inspirieren lassen», erklärt Robin Roth. Dabei geht es darum, dass wir alle verschiedene Persönlichkeiten in uns tragen, die meist aus der Kindheit stammen und uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Genau das versuchte Robin Roth umzusetzen, indem er seine vier Persönlichkeitsteile in Form von Gesichtern in seinem Werk darstellte. «Wenn ich an einem solchen Werk arbeite, ist das für mich wie eine Art Therapie, ich kann mich ganz darauf einlassen und meine Ideen verwirklichen», erklärt er. «Deshalb stehe ich auch zu 100 Prozent hinter jedem meiner Werke. Es freut mich zu sehen, dass meine Werke auch anderen gefallen und ich immer wieder positives Feedback bekomme.» Ein ganz besonderes Gefühl war es für den 24-Jährigen, als sein Werk «4FACES» ausgestellt wurde. «Für mich war es ein bisschen surreal, als ich zum ersten Mal mein eigenes Bild in der Scheffmacher Ausstellung sehen konnte. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar», so Robin Roth.

100 Tage, 100 Gesichter

Derzeit arbeitet der Langwieser noch an einem weiteren Projekt, bei dem er in 100 Tagen 100 verschiedene Gesichter zeichnet. «Hierbei geht es darum, mit wenigen Strichen in ein paar Sekunden ein Gesicht auf ein Blatt Papier zu zeichnen», erklärt der Künstler. «Ich möchte damit zeigen, dass auch mit minimalem Aufwand ein ästhetisches Werk entstehen kann.» Diese teilt der 24-Jährige täglich mit seinen Follower:innen auf Instagram mit Videoclips. «Ich bin gespannt, wohin mich die Reise meiner Kunst noch führen wird», sagt der Student. «Ich konnte viel lernen und über meinen eigenen Schatten springen, um letztendlich da zu stehen, wo ich heute mit meiner Kunst, aber auch meiner Persönlichkeit bin.»

  • Nicht nur die Kunst, sondern auch die Psychologie interessiert den 24-Jährigen Langwieser sehr, und so versucht Robin Roth auch diese Aspekte in seine Kunstwerke einfliessen zu lassen. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
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  • Die Kunst ist für Robin Roth ein Ausgleich zum Alltag. Bild: Salome Zulauf, Schaffhausen24
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Salome Zulauf, Schaffhausen24 / Aarau24