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31.01.2024

Die Ära des Bargelds verblasst

Finanzanalyst Christopher Chandiramani (r.) über die Rolle des Bargelds und warum man in der Schweiz trotz dessen abnehmender Bedeutung weiter die Wahl hat.
Finanzanalyst Christopher Chandiramani (r.) über die Rolle des Bargelds und warum man in der Schweiz trotz dessen abnehmender Bedeutung weiter die Wahl hat. Bild: Schaffhausen24/Linth24
Bargeld ist beliebt, seine Bedeutung nimmt aber ab. Corona beschleunigte den Übergang zu Karten- oder Handy-Zahlungen. Mehr Händler und Dienstleister steigen um, sowie Konsumenten.

Bargeld ist eigentlich praktisch. Es steht immer zur Verfügung, befindet sich in der Tasche oder im Portemonnaie, ist beinahe stets spesenfrei, funktioniert immer, auch bei Strom- oder Systemausfall, ist einfacher als Trinkgeld anwendbar, hinterlässt keine Datenspuren, birgt aber Risiken (Diebstahl) in sich und muss jedoch gezählt und von der Bank abgeholt und zurückgebracht werden usw., was auch Aufwand und Kosten verursacht.

Zahlreiche Parkhäuser und öffentliche Toiletten sind bereits bargeldlos. Auch einige Hotels und Restaurants, akzeptieren kein Bargeld mehr. Der öffentliche Verkehr (Bahnen, Postautos, auch Bergbahnen) planen in Zukunft zunehmend Schalterschliessungen und eine Reduktion oder den Totalabbau von Billettautomaten. In den Autobussen des Zürcher Verkehrsverbundes ZVV, welcher auch Rapperswil-Jona versorgt, planen die Verantwortlichen beim Verkauf von Tickets durch die Chauffeure bereits nächstes Jahr das Ende. Ticketverkauf geht in Kürze nur noch übers Mobiltelefon.

Zunehmende Bevorzugung des bargeldlosen Zahlens

Der Anteil der Nutzung von elektronischen Zahlungsmitteln in der Schweiz nimmt zu. Das Online Banking in den letzten Jahren wurde kontinuierlich wichtiger. Nutzen es im Jahr 2014 gerade mal 54 Prozent der Benützer, waren es im Jahr 2019 bereits 73 Prozent. Das digitale Schweizer Zahlungsmittel Twint ist eine App, die nach neusten Informationen über vier Millionen aktive Nutzer zählt und über die jährlich bzw. 2034 fast 600 Millionen Transaktionen abgewickelt werden. Twint funktioniert vorläufig nur in der Schweiz.

Der Bundesrat hat Ende Dezember 2022 einen Bericht «Die Akzeptanz von Bargeld in der Schweiz» publiziert. Bargeld erfüllt demnach wichtige Funktionen für Wirtschaft und Gesellschaft. Die Regierung erachtet deshalb eine aufmerksame Beobachtung der Entwicklungen als notwendig. Ein Postulat betreffend eine zwingende Bargeldannahmepflicht in alle Zukunft lehnt der Bundesrat aber ab. Diese wäre ein zu starker Eingriff in die Wirtschafts- und Vertragsfreiheit.

Situation im Ausland

Die EU will Barzahlungen über 10'000 Euro verbieten. Das wurde Mitte Januar 2024 bekannt. Alle EU-Staaten haben sich auf eine Obergrenze für Barzahlungen geeinigt. Hinzu kommen strengere Vorgaben für Banken, Luxusgüter-Anbieter und Händler von Kryptogeld (Bitcoins usw.). Die Vertreter des Europaparlaments einigten auf diese Obergrenze und weitere Vorschriften, um härter gegen Kriminalität und Geldwäscherei und Terrorfinanzierung vorzugehen. Aber gegen alle Hacker gibt es zurzeit kaum Lösungen.

In den angelsächsischen Ländern und Skandinavien sind bargeldlose Zahlungen nicht nur im Vormarsch, sondern immer mehr zwingend. Karten wie Visa und American Express sind die bekanntesten. Daneben gibt es auch Pay-Systeme von Apple, Google und Samsung fürs Mobiltelefon. Jedoch bei Reisen nach Südamerika und Afrika oder generell in Drittweltländer ist immer die Mitnahme von etwas Bargeld in Landeswährung empfehlenswert. In abgelegenen Gebieten ist elektronisches Zahlen noch längere Zeit schwierig.

Fazit

Was viele vergessen: Rein rechtlich gesehen ist Schweizer Bargeld gemäss Gesetz immer noch unbeschränktes gesetzliches Zahlungsmittel (www.fedlex.admin.ch/eli/cc/2000/186/de), und das sollte auch möglichst lange so bewahrt bleiben. Der Kunde sollte vorderhand noch selber entscheiden können, welches seine bevorzugte Zahlungsart ist. Eine Wahl, die ja eigentlich im Gesetz so vorgeschrieben ist.

Christopher Chandiramani, Finanzanalyst und freier Mitarbeiter Linth24 / Aarau24