Windräder können für Vögel zu gefährlichen Hindernissen werden. Das ist unbestritten und wird gern als Argument gegen den Ausbau der Windenergie aufgeführt. Selten ist jedoch davon die Rede, dass auch die Förderung von Öl und Gas direkte negative Auswirkungen auf die Vogelwelt hat.
Fossile Anlagen killen 15 Prozent der Vögel
Gemäss einer Studie der Universität Genf, die vom «Tages Anzeiger» zitiert wird, ist das aber durchaus der Fall: Neue Anlagen zur Förderung von Öl und Gas vermindern umliegende Vogelpopulationen im Mittel um rund 15 Prozent.
Obwohl Windanlagen durchaus Vögel töten, haben neue Windparks gemäss der Studie keinen messbaren Einfluss auf angrenzende Vogelpopulationen.
«In den Medien wird viel darüber berichtet, dass Windräder Vögeln schaden», sagt Studienautor Erik Katovich vom Institut für Ökonomie und Ökonometrie der Universität Genf. «Ich wollte das quantifizieren und mit potenziellen Beeinträchtigungen der Vogelwelt durch andere Infrastrukturen wie der Öl- und Gasförderung vergleichen.»
Jahrzehntelange Vogelbeobachtungen
Dazu hat Katovich auf eine jahrzehntelange Reihe von Vogelbeobachtungen in den USA zurückgegriffen. Immer um den Jahreswechsel findet dort eine grosse Vogelzählung statt, initiiert von der Umweltorganisation Audubon Society. Nach einem streng vorgegebenen Prozedere werden dabei in Hunderten über die ganzen USA verstreuten Kreisflächen mit einem Durchmesser von je 24 Kilometern die Vögel gezählt.
Diverse Emissionen
Laut Katovich bringt die Erschliessung neuer Öl- und Gasquellen viele potenzielle Störfaktoren mit sich. «Dazu gehören Licht- und Lärmbelästigung, das Austreten und Versickern von kontaminiertem Grundwasser, Luftverschmutzung, das Abfackeln von Gas und konstanter Lastwagenverkehr.» Die aus dem Verkehr resultierenden Staubemissionen können bis zu 180 Meter in die angrenzenden Felder hineinreichen, wie eine andere Studie gezeigt hat, die Katovich zitiert. Gewisse Vogelarten würden sich gemäss einer weiteren zitierten Studie 150 Meter von den Strassen und 350 Meter von den Förderanlagen fernhalten. Besonders sensible Arten machen einen noch grösseren Bogen um diese Infrastrukturen.