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Schweiz
13.02.2024
14.02.2024 09:29 Uhr

«Keine Schlitten für Juden» - jetzt ermittelt in Davos die Polizei

Der umstrittene Aushang beim Bergrestaurant Pischa.
Der umstrittene Aushang beim Bergrestaurant Pischa. Bild: zVg
Am Restaurant auf der Bergstation Pischa ob Davos haben die Pächter ein Plakat auf Hebräisch angebracht, wonach Jüdinnen und Juden keine Sportgeräte mehr mieten dürfen. Nun ermittelt die Polizei wegen Rassimus.

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) ist entsetzt. Generalsekretär Jonathan Kreutner macht derzeit selber in Davos Ferien und findet den Aushang «schockierend und klar diskriminierend». Hier werde vom Verhalten Einzelner auf eine ganze Gruppe geschlossen. Nun will der SIG eine Strafanzeige wegen Verletzung der Strafnorm gegen Rassimus einreichen. «Solche Pauschalisierungen gehen zu weit», so Kreutner.

Jüdische Gäste in Strassenschuhen

Das Bergrestaurant Pischa rechtfertigte sich vorerst in einem schriftlichen Statement. «Es ist leider absolut kein Einzelfall, das sind tagtägliche Erfahrungen, die wir machen mussten.» Es gebe jüdische Gäste, die in Strassenschuhen Schlitten mieten wollten, diese dann aber auf der Piste stehen lassen würden und den Rettungsdienst alarmierten, obwohl sie nicht verletzt seien. «Wir wollen das Risiko nicht mehr tragen, dass irgendwann einer dieser Gäste einen schweren Unfall baut und uns dafür zur Rechenschaft zieht.»

Diebstähle und defekte Geräte

Es sind aber nicht nur Sicherheitsbedenken, die das Bergrestaurant Pischa zu einem solchen Aushang bewogen haben. Der Betrieb macht auch darauf aufmerksam, dass einige Schlitten und Airboards nicht mehr zurückgegeben würden – oder in defektem Zustand. Überdies würden «die besten Plätze auf der Terrasse oder im Restaurant mit Picknickern bevölkert».

Dies führte die Verantwortlichen des Restaurants zum Schluss: «Wenn sich gewisse Touristengruppen nicht an die minimalsten Anstandsregeln im Gastland halten wollen, ist das ihr Problem. (…) Dass wir ihnen dann nichts mehr vermieten wollen, hat nichts, aber auch gar nichts mit Glauben, Hautfarbe oder persönlichen Neigungen zu tun, sondern nur damit, dass wir keine Lust mehr haben auf diese täglichen Diskussionen und Reibereien.»

Aushang entfernt

Inzwischen hat der Pächter den hebräischen Aushang wieder entfernt und durch einen deutsch geschriebenen ersetzt, wonach es fürs Mieten der Sportgeräte wintertaugliche Kleider und Schuhe braucht. Gegenüber «Blick» entschuldigte er sich für den «falsch formulierten» ursprünglichen Aushang.

Wiederholungsfall

«Wir distanzieren uns von diesem Aushang» Es ist nicht das erste Mal, dass Davos für Schlagzeilen im Umgang mit den jüdisch-orthodoxen Gästen sorgt. Im letzten Sommer stoppte der Direktor von Davos Klosters Tourismus, Reto Branschi, ein Dialogprojekt mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, das für gegenseitiges Verständnis zwischen jüdischen Touristen und Einheimischen sorgen sollte.

 

Thomas Renggli