Martinez ist kein Einzelfall. Der «Kassensturz» sprach mit über zehn Kleinunternehmen, die ähnlich negative Erfahrungen machten. Ehemalige Mitarbeitende der betroffenen Verlage berichteten von einer systematischen Abzockmasche: Kunden werden durch attraktive Inserate-Angebote geködert, um dann durch eine Kette von intern weitergeleiteten und missverständlich kommunizierten Aufträgen in eine Kostenfalle zu geraten.
Werner Kaufmann, der alleinige Verwaltungsrat der BK Group Holding AG, weist die Vorwürfe zurück, behauptet die Einhaltung von Qualitätskontrollen und transparenten Prozessen und verweist auf einzelne Entlassungen im Jahr 2023 als Beweis für die konsequente Korrektur von Fehlern. Gegen über Aarau24 verweist die zuständige Kommunikationsfirma der BK Group Holding auf das seit über 30 Jahren erfolgreiche Inserate Geschäft. Doch die Erfahrungen vieler Kleinunternehmer und die Recherchen von «Kassensturz» zeichnen ein anderes Bild.
Unglaubwürdige Leserzahlen
Ein weiteres Beispiel für die fragwürdigen Praktiken ist Treuhänder Peter Grass, der laut eigenen Aussagen in zwei Jahren 50'000 Franken für wirkungslose Inserate in den Publikationen der BK Group ausgab. Die versprochenen Leserzahlen dieser Gratis-Magazine und -Zeitungen, die angeblich die Reichweite etablierter Tageszeitungen übertreffen sollten, erwiesen sich als nicht überprüft und wahrscheinlich stark übertrieben.
Die Recherche von «Kassensturz» offenbarte zudem, dass die vermeintlich weit verbreiteten Magazine in den genannten Ortschaften praktisch unbekannt sind. Die angegebenen hohen Leserzahlen konnten bei einer Nachfrage nicht glaubhaft bestätigt werden.