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04.05.2024

Atempause an der Aktienbörse

Nach einem 1. Quartal 2024 mit steigenden Aktienmärkten sieht Christopher Chandiramani eine abnehmende Dynamik und stärkeren Gegenwind.
Nach einem 1. Quartal 2024 mit steigenden Aktienmärkten sieht Christopher Chandiramani eine abnehmende Dynamik und stärkeren Gegenwind. Bild: Linth24
Der 1. Mai verkürzte den Schweizer Börsenhandel. Aktien waren im Korrekturmodus und wurden später eher besser. Zinsen und Währungen waren stabil, Gold hoch. SMI: 11'270 Punkte (*).

(* = bei Redaktionsschluss)

Die Märkte und vor allem die US-Börse stützen sich auf die Aussagen vom US- Notenbankchef Jerome Powell, der noch zu wenig starke Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation sieht, aber weitere Zinssenkungen des Fed in Aussicht gestellt hat, vor allem eine Änderung bei den Rückkäufen von Staatsanleihen.

Kommunalwahlen in Grossbritannien: Dür die Konservativen werden Verluste vorausgesagt und Gewinne für die Labour-Partei. Das wird erklärt durch Nachwehen des Brexit mit der darauf folgenden wirtschaftlichen Schwäche des Landes.

Die April-Inflation in der Schweiz ist überraschend auf 1.4 Prozent gestiegen (März 1.0 Prozent). Unter anderem waren die Preise für Pauschalreisen ins Ausland und für den Luftverkehr teurer als im Vormonat. Dazu kamen saisonale Schwankungen. Das Potenzial für Zinssenkungen ab Juni bleibt gemäss Experten intakt. Die Nationalbank hat noch Spielraum. Aber die erwartete Zinssenkung in der Eurozone könnte geringer ausfallen als zunächst erwartet.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter fordert erneut mehr Eigenkapital bei Banken, das würde vor allem die Grossbank UBS treffen. Der Staat müsse weniger Risiken tragen, meinte die Finanzministerin. Dass zusätzliche Eigenmittel die UBS bis zu 25 Milliarden Franken mehr kosten könnten, wurde aber nicht bestätigt.

Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) gibt Entwarnung für den kommenden Stromwinter, gute Nachrichten zur Stromversorgung in der Schweiz: Die Ausgangslage sei besser als in den vergangenen Jahren, hiess es. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass der Schweiz am 22. April plötzlich ein Blackout drohte. Im Stromnetz gab es plötzlich grosse Defizite infolge des Flatterstroms durch Solaranlagen. Schuld war das winterliche Wetter. Es seien Kosten von rund 30 Millionen für die Noteinkäufe entstanden.

Unternehmensnachrichten

Die vor einer Woche fast am Ende geglaubte Hochdorf hat einen neuen Grossaktionär. Für den in finanziellen Nöten steckenden Milchverarbeiter gibt es eine mögliche Rettung. Der italienische Newlat-Konzern wird Grossaktionär des Unternehmens und wird einen Revitalisierungsplan für den Milchpulver- und Babymilchproduzenten vorlegen. Der Aktienkurs von Hochdorf hat sich dadurch zeitweise verzehnfacht,

Der Konzernumsatz von Swisscom ist gegenüber dem Vorjahr um 1.6 Prozent auf CHF 2'703 Mio. gesunken. Der EBITDA nahm um 0.8 Prozent auf CHF 1'155 Mio. ab. Die ausgewiesene Umsatz- und EBITD Entwicklung wird aufgrund des Anteils der italienischen Tochtergesellschaft Fastweb durch die Kursentwicklung des Euro (EUR) beeinflusst. Besonders im Schweizer Heimatmarkt spürte Swisscom einen Umsatzrückgang. In Italien hingegen konnte sie wachsen.

Der Umsatz des anderen Telecom Konzerns Sunrise blieb gemäss Firmenangaben im ersten Quartal 2024 mit CHF 746.8 Mio. stabil. Einem leichten Rückgang bei den Privatkunden sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz stand ein Wachstum im Geschäftskundensegment gegenüber.

Die Airline Swiss steigerte in den ersten drei Monaten 2024 den Umsatz um 8.1 Prozent auf CHF 1.2 Milliarden Franken. Der EBIT sackte dagegen auf CHF 30.7 Mio. ab. Im Vorjahr hatte sie einen Betriebsgewinn von CHF 78.4 Mio. erzielt. Der Gewinneinbruch sei unter anderem auf gestiegene Kosten, insbesondere im Personalbereich, zurückzuführen.

Die Regionalbank Valiant hat im ersten Quartal den Geschäftserfolg gegenüber dem Vorjahr um 27.8 Prozent auf 57 Mio. CHF gesteigert. Unter dem Strich stieg der Reingewinn nach einer weiteren Erhöhung der Reserven für allgemeine Bankrisiken noch auf 6.9 Prozent auf CHF 31.7 Mio. Im Ausblick für das laufende Jahr geht Valiant von einem höheren Konzerngewinn aus.

Der Flughafen Zürich hat fast wieder auf Vor-Corona-Niveau erreicht. Im April stieg die Zahl der Starts und Landungen am Flughafen Zürich auf 21'644. Das sind 7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat und nur noch 5Prozent weniger als im April 2019 vor der Coronakrise.

Aussichten

Im ersten Quartal 2024 standen steigende Aktienmärkte im Fokus. Im weiteren Jahresverlauf hat die Dynamik abgenommen. Der Gegenwind wurde stärker. Doch die Wirtschaftsdaten bleiben auch in der nächsten Zukunft ermutigend, eher wenig Abschwächungstendenzen sind bei den Unternehmensabschlüssen sichtbar, aber die Inflationszahlen können noch nicht ganz befriedigen. Deutschland steckt immer noch am Rande einer Rezession, sonst schreitet Europa in Richtung Normalisierung voran. Ökonomen erwarten weiterhin ein befriedigendes Wirtschaftsumfeld, Das Zinssenkungspotenzial bleibt intakt, Senkungen zuerst in Europa und der Schweiz, ab Jahresende oder anfangs 2025 auch in den USA sind möglich. Das wäre eine gute Grundlage für neuen Schwung bei den Aktienmärkten. Am 5. November finden die US-Präsidentschaftswahlen statt. Die anhaltenden geopolitischen Konflikte müssen rasch gelöst werden.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24