Ein ganz Grosser verabschiedet sich im Sommer von der Handballbühne: In fünf Ländern hat Joan Cañellas die Meisterschaft gewonnen, lief für Mannschaften wie den FC Barcelona, Ciudad Real, den THW Kiel, Vardar Skopje sowie Pick Szeged auf, bevor er in den vergangenen drei Jahren das hiesige Publikum begeisterte. Mit den Kadetten Schaffhausen will der aus Santa Maria de Palautordera stammende Katalane seine Karriere im Playoff-Final gegen den HC Kriens-Luzern nun mit seinem dritten persönlichen Schweizer Meistertitel krönen.
«Bock»: Du darfst auf eine beachtliche, 20-jährige Karriere (2004-2024) als Profi zurückblicken, die im Sommer ein Ende nimmt. Wie geht es dir dabei?
Joan Cañellas: Es geht mir gut, obwohl ich weiss, dass bald ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Mein Vertrag bei den Kadetten endet im Juni, aber im Kopf habe ich dann noch die Olympischen Spiele. Deshalb bleibe ich wohl noch so ruhig. Hingegen in der Halbfinalserie gegen Pfadi war ich sehr nervös – weil ich wegen meiner Verletzung der Mannschaft nicht helfen konnte.
Von der Verletzung hast du dich aber mittlerweile erholt?
Cañellas: In den letzten Wochen konnte ich mich sehr gut auskurieren und werde im Final sicher spielen. Ärgerlich ist, dass die Verletzung in einem sehr ungünstigen Moment kam – im Viertelfinal gegen Thun bei einer Bewegung, in der ich mich über eine rote Karte beschwerte. Für mich ist sehr wichtig, dass ich meine letzten Spiele auf dem Feld und nicht auf der Bank erlebe und jeden Moment geniessen kann.
Sind es die gesundheitlichen Gründe, die dich zum Beenden deiner Karriere zwingen, oder was liegt hinter deinem Entscheid?
Cañellas: Obwohl ich sehr viele Jahre gespielt habe und mein Körper altert, weiss ich, dass ich noch ein paar Jahre Handball spielen kann. Vielleicht nicht auf dem Niveau und mit der grossen Belastung, die ich in den letzten drei Jahren hatte. Wenn ich 100% Leistung bringen soll, vertrage ich nicht mehr so viel Spielzeit. Die Gründe sind aber andere: Einerseits vermisse ich meine Familie und will mehr Zeit mit ihr verbringen. Anderseits ist die Motivation ein Thema – ich habe hier in der Schweiz alles gewonnen.
Gehen wir ganz zu deinen Anfängen zurück: Wolltest du immer Profi werden?
Cañellas: Ich habe mit sieben Jahren mit dem Handballspielen begonnen. Meine Eltern und deren Freunde investierten sehr viel, um mir das zu ermöglichen – sie bauten die Strukturen des Vereins in unserem Dorf so um, dass es eine Mannschaft für meinen Jahrgang gab. Profi zu werden, ist nie mein Ziel gewesen – das hat sich auf natürliche Weise so ergeben, ich bin den Weg Schritt für Schritt gegangen.
Deinen ersten Vertrag hast du nahe deiner Heimat bei Granollers unterschrieben (2004). Danach führte dich dein Weg unter anderem nach Barcelona, Kiel und zu Pick Szeged, wo du viele Jahre Champions League gespielt hast. Kannst du uns ein bisschen auf deine «Karrierereise» mitnehmen?
Cañellas: Als 12-Jähriger wechselte ich nach Granollers, um mehr Möglichkeiten zu haben. Dort trainierte ich viel mit den Älteren, spielte schon als 16-Jähriger teils in der ersten Mannschaft. 2004 unterschrieb ich meinen ersten Profivertrag – und ein Jahr später hatte ich plötzlich ein Angebot von Barcelona. In den drei Jahren bei Barcelona erhielt ich zwar kaum Spielzeit, doch es war ein sehr wichtiges Kapitel in meiner Karriere. Insbesondere körperlich konnte ich mich stark verbessern. Und ich merkte, wie unbedingt ich Handball spielen wollte und wie sehr ich diesen Sport liebte.