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18.05.2024

Aktienbörse in Rekordlaune

Wiedererwachte Zinserwartungen und einige überraschend gute Unternehmensergebnisse sorgten für gute Laune an den Börsen, so Christopher Chandiramani.
Wiedererwachte Zinserwartungen und einige überraschend gute Unternehmensergebnisse sorgten für gute Laune an den Börsen, so Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Vor Pfingsten zeigten sich die Aktien weiter sehr freundlich. New Yorks Dow Jones Index berührte das Allzeithöchst von 40'000 und der SMI ein neues Jahreshöchst von 12'038 Punkten.

Seit Oktober 2023 befindet sich die US-Leitbörse auf Höhenflug. Der New Yorker Dow Jones hat seither fast 25 Prozent zugelegt und am Donnerstag erstmals die Marke von 40'000 Punkten erreicht. Haupttreiber des Booms waren Technologie-Aktien, insbesondere der Halbleiter-Spezialist Nvidia. Die Euphorie bezüglich der künstlichen Intelligenz (KI) sorgte für starkes Wachstum. In deren Sog stiegen auch viele andere Aktien auf neue Höchststände.

Die sinkende Inflation in den USA macht Zinssenkungen der US-Notenbank wieder wahrscheinlicher. Die US-Verbraucherpreise stiegen im April noch um 3.4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 3.5 Prozent im März 2024.

Die USA erhöhen Abgaben auf chinesische E-Autos deutlich und blockieren damit die Exporte Chinas mit Zöllen von 100 Prozent bei E-Autos. Zudem verhängt die US-Regierung neue oder stark erhöhte Zölle auf Solarzellen, Halbleiter und Medizinartikel. China flute die globalen Märkte mit künstlich verbilligten Exporten, hiess es. Weiter steigende Mieten: Laut Prognosen könnte der Referenzzinssatz erneut um 0.5 Prozent steigen. Dies bedeutet, dass die Mietzinsen innerhalb von drei Jahren um etwa 15 Prozent steigen könnten, was für viele Haushalte eine Belastung bedeutet. Die Hypothekarzinsen könnten dagegen wieder sinken, wenn die Nationalbank die Leitzinsen reduziert, vor allem bei kurzfristigen Saron-Hypotheken.

Unternehmensnachrichten

Die Swisscom muss vor Bundesgericht eine Niederlage einstecken: Der Schweizer Telecom Anbieter wollte in Wil (SG) drei Antennenstandorte mit speziellen Sendeanlagen für den Mobilfunkstandard 5G ausrüsten, für die Baubewilligungen nötig gewesen wäre. Dieses Urteil, ein Präjudiz, droht den 5G-Ausbau in der Schweiz zu verzögern.

Der Flaschen- und Glasverpackungshersteller Vetropack wird die angekündigte Schliessung seines letzten Schweizer Werks im waadtländischen St-Prex bis Ende August nun umsetzen. 182 Mitarbeitende sind betroffen. Glasproduktion ist in der Schweiz nicht mehr rentabel.

Der Rückversicherer Swiss Re hat im ersten Quartal des Jahres 2024 von einer geringen Anzahl Grossschäden aus Naturkatastrophen und von einem guten Anlageergebnis profitiert. Der Konzerngewinn belief sich für die ersten drei Monate 2024 auf USD 1.09 Mrd. bei einem Umsatz von USD 11.68 Mrd. Die Rendite auf Kapitalanlagen im ersten Quartal belief sich auf 4.0 Prozent, nachdem sie im Gesamtjahr 2023 noch bei 3.4 Prozent gelegen hatte.

Der Versicherungskonzern ZFS Zurich hat den Umsatz im ersten Quartal im grösseren Geschäftsbereich Schaden- und Unfallversicherung um 9 Prozent auf USD 10.25 Mrd. gesteigert (+12 Prozent) in Lokalwährungen) und damit auch die Erwartungen übertroffen.

Der Versicherer Helvetia passt seine Führung und Organisation an. Es kommt auch zu mehreren Abgängen in der Konzernleitung, vor allem altersbedingt. Die Anpassung der Struktur per 1. Juli 2024 soll der Entwicklung der vergangenen Jahre Rechnung tragen. Die Führung wird gestrafft und die internationale Dimension der Gruppe werde gestärkt. Die Markteinheiten in Mitteleuropa werden zu einem Segment unter GIAM (German, Italian and Austrian Markets) zusammengefasst. Spanien als zweitgrösster Markt von Helvetia wird neu ein eigenes Segment und Teil der Konzernleitung.

Der Genfer Konzern Richemont ernennt Nicolas Bos, bisher Konzernleiter von Van Cleef & Arpels, per 1. Juni zum CEO. Der bisherige Chef Jérôme Lambert wechselt in das Amt des Chief Operating Officer. Bos werde weiterhin an Johann Rupert, den exekutiven Verwaltungsratspräsidenten, rapportieren.

ABB übernimmt die Wiring-Accessories-Sparte von Siemens in China und erweitert damit das Elektrifizierungsportfolio. Die erworbene Sparte erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von USD 150 Mio. und beschäftigte 350 Mitarbeitende.

Das kürzlich entwickelte Produkt des Pharmakonzerns Roche zur Gewichtsabnahme CT-388 hat in einer Phase-I-Studie nach 24 Wochen zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von etwa 19 Prozent geführt. Das hat die Erwartungen deutlich übertroffen und hat zu einer positiven Kursreaktion geführt.

Der Augenheilkonzern Alcon hat im ersten Quartal beim Umsatz zugelegt. Er stieg um 5 Prozent auf USD 2.44 Mrd. Das Betriebsergebnis betrug USD 368 Mio., genau 100 Mio. mehr als im Vorjahr. Die operative Marge stieg um 3.6 Prozentpunkte auf 15.1 Prozent. Unter dem Strich verblieb ein deutlich höherer Quartalsgewinn von USD 248 Mio. im Vergleich zum Vorjahr (174 Mio.).

Aussichten

Auch in den kommenden Tagen gibt es noch einige wichtige Generalversammlungen, z.B. Zuger Kantonalbank, Stadler Rail, Partners Group, Orion, Helvetia usw. Die GV- und Dividendensaison endet dann im Juni. Es gibt noch verschiedene Dividendenerhöhungen, die den Markt beflügeln, speziell bei den Versicherungen. Im weiteren Verlauf fokussieren die Märkte auf eine weitere Reduktion der Inflation und Leitzinssenkungen, vor allem in Europa und später auch in USA, wenn sich dort die Wirtschaft weiter abkühlt. Ein Ende der Geldpolitik mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten dürfte die Aktienmärkte weiter beflügeln.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24