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19.05.2024

Künstliche Intelligenz im Sozialbereich

Bild: zvg
«Chancen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz im Sozialbereich» – unter diesem Titel hat Caritas am Donnerstag, 16. Mai im zur Diskussion eingeladen.

Nach einem Referat des Informatikers Prof. Dr. Marcel Waldvogel wurden dievielseitigen Anwendungen und Auswirkungen der neuen Technik auf den Sozialbereich mit Fachpersonendiskutiert. Zu dem alljährlichen Vernetzungsanlass lädt das Hilfswerk jeweils Partnerorganisationen, Politiker*innen und weitere Schlüsselpersonen ein, um gesellschaftlich relevante Themen zu vertiefen.

Chanchen von KI im Sozialbereich

«Künstliche Intelligenz (KI) ist zu einem wichtigen Thema geworden, auch im Sozialbereich. Für Caritas Aargau stellt sich dabei die Frage, welche Auswirkungen und mögliche Chancen die KI für Armutsbetroffene und sozial benachteiligte Menschen bringen kann», sagte Co-Geschäftsleiterin Fabienne Notter einleitend.

Marcel Waldvogel, Informatiker und KI-Experte, startete mit einem Rückblick auf die Entwicklungsgeschichte von Künstlicher Intelligenz in den letzten Jahrzehnten. Dabei erläuterte er grundlegende Funktionsweisen aktueller KI-Systeme, wobei unter anderem die Aspekte der Mustererkennung und des Datentrainings zur Sprache kamen. Zudem stellte er einzelne Anwendungen vor, die bereits in der Verwaltung oder im öffentlichen Sektor eingesetzt werden und wies auf Möglichkeiten und Einschränkungen der Technik hin. Beispielhaft zeigte er Gefahren und Schwierigkeiten einer automatisierten Bewerbungsunterlagen-Auswertung auf.

Podiumsdiskussion mit Experten 

Das Referat legte die Grundlage für die nachfolgende angeregte Podiumsdiskussion mit Marcel Waldvogel und den weiteren Podiumsgästen, dem Rupperswiler Unternehmer und FDP-Grossrat Yannick Berner, der Rechtsanwältin Catherine Egli von der auf öffentliches Recht spezialisierten Kanzlei Public Sector Law und Ruth Treyer, Bereichsleiterin Soziales bei Pro Senectute Aargau. Moderiert wurde die Diskussionvon dem Journalisten und Übersetzer Peter Moor. Er fragte zu Beginn, wie die Podiumsteilnehmenden selbst KI im Alltag verwendeten.

Ruth Treyer schilderte positive Erfahrungen mit Text-Übersetzungen in Leichte Sprache sowie mit Chatbots. Im Hinblick auf ein Beratungsklientel frage sie sich aber, wer für die Qualität von KI-erteilten Antworten sorge. Sie sehe in der KI eine Möglichkeit der Ermächtigung, äusserte jedoch ihre Bedenken, wie sozial benachteiligte Mitglieder der Gesellschaft an der Entwicklung partizipieren könnten. Unter anderem fehlten Armutsbetroffenen oft die finanziellen Mittel für ein geeignetes WLAN, Mobiltelefon oder Computer.

Keine Überregulierung gefordert

Yannick Berner zeigte sich zuversichtlich, dass KI-Modelle intelligenter und besser würden. Er vernehme allgemein jedoch viele Ängste und Bedenken in der Debatte um KI und warnte vor einer staatlichen Überregulierung, die positive Entwicklungen verhindern könne. Es sei eine Gratwanderung und er forderte, dass es unter anderem in der Verwaltung Kompetenzen im Umgang mit KI geben müsse, um sich mit den spannenden und wichtigen Fragen, beispielsweise in der Bildung, zu befassen.

KI könnte diskriminierend sein

Rechtsanwältin Catherine Egli wies auf die bestehende Rechtsordnung hin. Vor allem im öffentlichen Bereich müsse der Staat die allgemeinen rechtsstaatlichen Grundsätze berücksichtigen, worunter auch die Begründungspflicht falle. So müssen auch Entscheide, die durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz getroffen werden, nachvollziehbar sein. KI sei eine neue Entwicklung, aber sie stelle nicht alles auf dem Kopf. Egli sieht eine der grossen Gefahren von KI vielmehr im Bereich der Diskriminierung, da die Künstliche Intelligenz auf historischen Daten aufbaue und damit Vorurteile reproduzieren könne. Sie betonte deshalb die Bedeutung des gesellschaftlichen Diskurses zu dem Thema.

Auch aus dem Publikum kamen etliche Wortmeldungen, unter anderem der Hinweis auf die notwendige Medienkompetenz, die nach wie vor wichtig bleibe. Allgemein herrschte Zustimmung, dass KI als Lernfeld betrachtet werden müsse, das durchaus Chancen biete.

Aarau24, Caritas Aargau