Wohnen und Mobilität machen bei einer durchschnittlichen Familie in der Schweiz rund 40 Prozent im Budget für den täglichen Konsum aus. Deshalb sind Preisveränderungen hier besonders schmerzhaft für Konsumentinnen und Konsumenten. Der Womo-Index erfasst im Sektor Wohnen etwa die Entwicklung der Mieten sowie den Strompreis. Im Bereich Mobilität sind es die Preise für Benzin oder Diesel, fürs Auto oder die ÖV-Tickets, wie Comparis in seiner Mitteilung schreibt.
Ein Anstieg des Womo-Preisindex um 2,6 Prozent heisst konkret: Wenn eine Familie im letzten Jahr für die Wohnungsmiete monatlich 2’500 Franken, fürs Auto 1’000 Franken und für die ÖV-Tickets 200 Franken ausgegeben hat, sind die Kosten gegenüber Vorjahr um rund 96 Franken gestiegen. Auf das ganze Jahr gesehen macht das allein für Wohnen und Mobilität Mehrkosten von 1’154 Franken aus.
«Wohnen ist in den letzten 12 Monaten deutlich teurer geworden. Ursache sind die gestiegenen Mietkosten von bestehenden Mietverhältnissen aufgrund der beiden Erhöhungen des hypothekarischen Referenzzinssatzes im letzten Jahr. Ferner führt der zunehmende Mangel an Mietwohnungen, besonders in den Städten, zu einer geringen Leerstandsquote und somit zu einem fortlaufenden Kostenanstieg für neu vermietete Wohnungen. Eine Besserung ist aktuell nicht erkennbar», kommentiert Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert.
Hypothekarischer Referenzzinssatz dürfte 2024 stabil bleiben
Da die Hypothekenzinsen in den letzten Jahren markant gestiegen sind, erhöhte sich im Juni 2023 erstmals seit langer Zeit der hypothekarische Referenzzinssatz – und zwar von 1,25 auf 1,5 Prozent. Im Dezember 2023 folgte bereits die zweite Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes auf 1,75 Prozent. Aktuell beträgt er 1,75 Prozent. Im März hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Leitzinsen überraschend das erste Mal um 0,25 Prozentpunkte gesenkt und bei ihrer Sitzung letzte Woche erneut um 0,25 Prozentpunkte. Damit haben sich Saron-Hypotheken unmittelbar vergünstigt, was den Anstieg der durchschnittlichen Hypothekenzinsen bzw. den Anstieg des hypothekarischen Referenzzinssatzes bremst.
«Mit den beiden Zinsschritten nach unten hat die SNB den Aufwärtstrend bei der Entwicklung des hypothekarischen Referenzzinssatzes zu einem guten Teil gebrochen. Ob und wie stark der Referenzzins im nächsten Jahr und damit auch die Mieten im nächsten Jahr steigen, hängt von der künftigen Preisentwicklung, den weiteren Zinsschritten durch die SNB sowie den Konditionen für Hypothekarzinsen ab», erklärt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert.
Für Mieterinnen und Mieter ist es wichtig zu wissen, auf welchem Referenzzins ihr Mietverhältnis basiert. Steigt der Referenzzinssatz um ein viertel Prozent, darf die Vermieterschaft die Miete grundsätzlich um 3 Prozent erhöhen. Ausserdem dürfen 40 Prozent der aufgelaufenen Teuerung als Inflationsausgleich und pauschal 0,5 Prozent pro Jahr als allgemeine Kostensteigerungen hinzukommen.
Wer bis vor zwei Jahren monatlich 2’500 Franken Miete bezahlt hat, muss nun aufgrund des zweimal gestiegenen Referenzzinssatzes sowie der allgemeinen Teuerung unter Umständen 2’750 Franken Miete bezahlen, was einem Anstieg um 10 Prozent entspricht. Das sind Mehrausgaben von 3’000 Franken im Jahr.