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Schweiz
06.07.2024

Starker Anstieg bei den Wohnungsmieten

Wohnen ist in den letzten 12 Monaten deutlich teurer geworden. (Symbolbild)
Wohnen ist in den letzten 12 Monaten deutlich teurer geworden. (Symbolbild) Bild: Adobe Stock
Der Comparis-Womo-Preisindex misst die Teuerung in den Bereichen Wohnen und Mobilität, welche die grössten Ausgabenposten der Bevölkerung darstellen. Im Mai 2024 stiegen die Preise für Güter und Dienstleistungen in diesem Index im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozent. Laut Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert sind die Mietkosten aufgrund zweier Referenzzins-Anpassungen im letzten Jahr sowie der niedrigen Leerstandsquoten bei neuen Mietverhältnissen gestiegen, und eine Besserung ist momentan nicht in Sicht.

Wohnen und Mobilität machen bei einer durchschnittlichen Familie in der Schweiz rund 40 Prozent im Budget für den täglichen Konsum aus. Deshalb sind Preisveränderungen hier besonders schmerzhaft für Konsumentinnen und Konsumenten. Der Womo-Index erfasst im Sektor Wohnen etwa die Entwicklung der Mieten sowie den Strompreis. Im Bereich Mobilität sind es die Preise für Benzin oder Diesel, fürs Auto oder die ÖV-Tickets, wie Comparis in seiner Mitteilung schreibt.

Ein Anstieg des Womo-Preisindex um 2,6 Prozent heisst konkret: Wenn eine Familie im letzten Jahr für die Wohnungsmiete monatlich 2’500 Franken, fürs Auto 1’000 Franken und für die ÖV-Tickets 200 Franken ausgegeben hat, sind die Kosten gegenüber Vorjahr um rund 96 Franken gestiegen. Auf das ganze Jahr gesehen macht das allein für Wohnen und Mobilität Mehrkosten von 1’154 Franken aus.  

«Wohnen ist in den letzten 12 Monaten deutlich teurer geworden. Ursache sind die gestiegenen Mietkosten von bestehenden Mietverhältnissen aufgrund der beiden Erhöhungen des hypothekarischen Referenzzinssatzes im letzten Jahr. Ferner führt der zunehmende Mangel an Mietwohnungen, besonders in den Städten, zu einer geringen Leerstandsquote und somit zu einem fortlaufenden Kostenanstieg für neu vermietete Wohnungen. Eine Besserung ist aktuell nicht erkennbar», kommentiert Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert.

Hypothekarischer Referenzzinssatz dürfte 2024 stabil bleiben

Da die Hypothekenzinsen in den letzten Jahren markant gestiegen sind, erhöhte sich im Juni 2023 erstmals seit langer Zeit der hypothekarische Referenzzinssatz – und zwar von 1,25 auf 1,5 Prozent. Im Dezember 2023 folgte bereits die zweite Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes auf 1,75 Prozent. Aktuell beträgt er 1,75 Prozent. Im März hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Leitzinsen überraschend das erste Mal um 0,25 Prozentpunkte gesenkt und bei ihrer Sitzung letzte Woche erneut um 0,25 Prozentpunkte. Damit haben sich Saron-Hypotheken unmittelbar vergünstigt, was den Anstieg der durchschnittlichen Hypothekenzinsen bzw. den Anstieg des hypothekarischen Referenzzinssatzes bremst.

«Mit den beiden Zinsschritten nach unten hat die SNB den Aufwärtstrend bei der Entwicklung des hypothekarischen Referenzzinssatzes zu einem guten Teil gebrochen. Ob und wie stark der Referenzzins im nächsten Jahr und damit auch die Mieten im nächsten Jahr steigen, hängt von der künftigen Preisentwicklung, den weiteren Zinsschritten durch die SNB sowie den Konditionen für Hypothekarzinsen ab», erklärt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert.

Für Mieterinnen und Mieter ist es wichtig zu wissen, auf welchem Referenzzins ihr Mietverhältnis basiert. Steigt der Referenzzinssatz um ein viertel Prozent, darf die Vermieterschaft die Miete grundsätzlich um 3 Prozent erhöhen. Ausserdem dürfen 40 Prozent der aufgelaufenen Teuerung als Inflationsausgleich und pauschal 0,5 Prozent pro Jahr als allgemeine Kostensteigerungen hinzukommen. 

Wer bis vor zwei Jahren monatlich 2’500 Franken Miete bezahlt hat, muss nun aufgrund des zweimal gestiegenen Referenzzinssatzes sowie der allgemeinen Teuerung unter Umständen 2’750 Franken Miete bezahlen, was einem Anstieg um 10 Prozent entspricht. Das sind Mehrausgaben von 3’000 Franken im Jahr.

Stärkster Preisanstieg gegenüber Vorjahresmonat

Im Besonderen für Elektrizität mussten Herr und Frau Schweizer deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen als noch vor einem Jahr. Der Preis stieg um 17,8 Prozent. «Kein anderes Produkt hat sich gemäss der Comparis-Analyse im Vorjahresvergleich stärker verteuert. Die hohen Strompreise drücken weiter auf das Budget. Schon im letzten Jahr erfolgte eine happige Preiserhöhung um gut ein Viertel. Damit müssen Konsumierende fast 50 Prozent mehr bezahlen als noch vor 2 Jahren», sagt Renkert. 

Um 4,7 Prozent gestiegen sind die Preise für die Motorfahrzeugversicherung. Das ist Rang 2 in der Teuerungs-Hitparade. Der Preisanstieg für andere Gebrauchsgüter für die Haushaltsführung war der drittstärkste. Auf Rang 4 und 5 folgen Wasch- und Reinigungsmittel und Treibstoff. 

Stärkster Preisrückgang gegenüber Vorjahresmonat

Vor 12 Monaten bezahlten Konsumierende für kleine elektrische Haushaltsgeräte mehr als im Mai 2024. Gemäss der Comparis-Analyse sind die Preise im Vorjahresvergleich um 6,9 Prozent gesunken. Am zweitstärksten vergünstigten sich die Preise von Occasionsautomobilen, sie lagen 4,3 Prozent tiefer als noch im Mai 2023.

Weiter gesunken sind die Preise auch für Einrichtungszubehör, andere Möbel, zu denen Schlafzimmer-, Garten-, Küchen- und Esszimmermöbel gehören, sowie Heimtextilien, Haushaltswäsche und Zubehör.

Auch die Preise für Energie zum Heizen sind gegenüber dem Vorjahresmonat insgesamt um 2,2 Prozent gefallen. Während die Preise für Gas um 9,5 Prozent und für Brennholz um 2,5 Prozent gefallen sind, haben sich die Preise für Heizöl um 5,7 Prozent und für Fernwärme um 6,8 Prozent erhöht. «Der Gaspreis hat sich aufgrund des relativ milden Winters und des verbesserten Angebots deutlich abgeschwächt, liegt jedoch immer noch auf einem erhöhten Niveau. Hingegen sorgte etwa die Verknappung des Rohölangebots durch die OPEC für einen deutlichen Preisanstieg bei Heizöl», kommentiert Renkert.

Höchste Teuerung bei Einpersonenhaushalten ab 65 Jahren

Die höchste Teuerung bei Wohnen und Mobilität erlebten in den letzten 12 Monaten Einpersonenhaushalte ab 65 Jahren. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Rein rechnerisch spüren nach Haushaltstyp Paare unter 65 Jahren ohne Kinder am wenigsten von der Teuerung. Mit einem Indexstand von 111,1 hat die gefühlte Teuerung bei ihnen in den letzten 12 Monaten 2,4 Prozent betragen.

Tiefste Einkommensklasse spürt die Teuerung am meisten

Betrachtet man das Einkommen, hat sich das Leben im Vergleich zum Vorjahr für die tiefste Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Womo-Preisindex ist für diese Klasse um 3,1 Prozent gestiegen. 

Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die höchste Einkommensklasse. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für sie um 2,3 Prozent gestiegen. 

Höchste Teuerung in der italienischen Schweiz

Unterteilt nach Sprachregionen ergibt sich folgendes Bild: Die italienische Schweiz verzeichnete mit plus 3 Prozent die höchste Teuerung im Vergleich zum Vorjahr. 

Die vergleichsweise tiefste Teuerung gegenüber dem Vorjahr hatten die Deutschschweiz und die rätoromanische Schweiz mit plus 2,6 Prozent. 

Zürioberland24/mb / March24 & Höfe24