«Nebenbei arbeite ich als Aushilfe in ‹Gubi’s Bikeshop› in Niederglatt. Eines Tages fuhr eine Person vor, die nicht nur ein gelbes Rennrad besass, sondern selbst ganz in Gelb gekleidet war. Die Aufmerksamkeit war ihr gewiss», erinnert sich der 57-jährige Alessandro Festa aus Feuerthalen. Nach einem spannenden Gespräch hatte Team Rynkeby sein Interesse geweckt. «Die Schwärmerei über die Fahrten nach Paris, die gute Stimmung innerhalb der Teams und den sozialen Hintergrund steckte mich an.»
Nächste Etappe: Rynkeby
Seit etwa 20 Jahren widmet sich Alessandro Festa intensiv dem Radsport. Die jährliche Teilnahme an einem Gran Fondo, Wettbewerb für Hobby-Radsportler, in Italien steht fix in seinem Kalender. Zudem hat er mehrere Male den Ober- und Untersee während des Bodenseeradmarathons umfahren. Für die Herausforderungen im Sattel trainiere er wöchentlich mit fünf bis elf weiteren Radfans. An den Rennen gehe es für ihn dennoch nicht um Medaillen und Podestplätze, sondern um das Sammeln von Erfahrungen und Eindrücken sowie das Teilen von Freud und Leid auf den anspruchsvollen Strecken. «Über die letzten Jahre bin ich technisch gewachsen. Nun möchte ich meine Leidenschaft und mein Können mit einem guten Zweck verknüpfen», so der Feuerthaler während des Gesprächs mit dem «Bock» im «Meetingpoint». Die Teilnahme bei Rynkeby ist bereits mit finanziellem und sportlichem Einsatz verbunden. Die Gründung eines eigenen Teams bringt noch weitaus grössere Anforderungen mit sich.
Bis jetzt nur in Zürich
Die Idee zu Team Rynkeby entstand 2002 bei einer Radtour von Ringe in Dänemark nach Paris. Der Angestellte von Rynkeby Food, Knud Vilstrup, wollte etwas gegen seine Raucherlunge unternehmen. Zusammen mit zehn weiteren Radfahrern, einem Freiwilligen in einem Minibus, reichlich gesponsertem Saft und einem Startkapital der Firma machte er sich auf Richtung Champs-Élysée zur Schlussetappe der Tour de France – 1200 Kilometer. Dazumal stand der wohltätige Gedanke noch nicht im Mittelpunkt. Das änderte sich aber schnell. Nach dem Abenteuer fragten sie sich, was mit dem übrigen Geld passieren sollte.
Unterdessen besteht Team Rynkeby aus mehr als 2000 Radfahrer:innen und 538 Mitgliedern der Support-Teams verteilt auf 62 Teams in neun Ländern. In der Schweiz existiert bis jetzt nur eines. «Team Rynkeby ist für mich eine gelungene Kombination aus Sport mit Gleichgesinnten und einem wohltätigen Zweck. Wir vom Team Zürich haben alle das gleiche Ziel: Möglichst viel Geld für die Stiftung Kinderkrebsforschung Schweiz zu sammeln und gleichzeitig Spass beim Radfahren zu haben», sagt die 52-jährige Heidi Hüppi, die seit zwei Jahren Team-Managerin ist. Für manche Teilnehmende sei es gar eine Herzensangelegenheit, da sie betroffene Kinder in der Familie oder im Freundeskreis haben.
«Wir wollen wachsen und weitere Teams gründen. Eine grössere Reichweite bedeutet potenziell mehr Spenden», so Heidi Hüppi. Ihr aktuelles Team umfasst 37 Radfahrer:innen und eine Service-Crew aus sieben Personen. Somit sei bald die Obergrenze erreicht.
Teilnahme oder direkt Neugründung
Der wichtigste Punkt, um beitreten zu können, sei das Engagement, erklärt die Team-Managerin: «Eine wohltätige Organisation lebt vom Einsatz ihrer Mitglieder.» Jede:r Einzelne sei verpflichtet, sich um Sponsoren und Spenden zu kümmern sowie Aufgaben in den Bereichen Social Media, Finanzen, Tourplanung oder Trainingsorganisation zu übernehmen. «Es muss einem bewusst sein, dass eine Saison von September bis Ende August geht und zudem gewisse Kosten anfallen.» Als Neueinsteiger:in liegen die Ausgaben bei rund 4000 Franken. Diese beinhalten das gelbe Rynkeby-Bike, die Kleider der Saison sowie die Reise nach Paris. Durch explizite Teamsponsoren sei es möglich, dass die Ausgaben tiefer ausfallen.
Ein vollständig neues Team benötigt rund 20 Radelnde und fünf Service-Team Mitglieder. «Kann ein Team die Vorgaben der Organisation noch nicht komplett erfüllen, besteht die Möglichkeit einer Zusammenarbeit – in der aktuellen Situation mit dem Team-Zürich. Eine Lösung gibt es immer», sagt Heidi Hüppi.
Destination Eiffelturm
Sind alle administrativen Hürden gemeistert, geht es ans Eingemachte. Die kommende Tour nach Paris findet vom 5. bis 12. Juli 2025 statt. An den acht Tagen werde ebenfalls eine Person mit medizinischer Ausbildung und eine Person mit technischem Verständnis dabei sein. «Die Tour ist kein Wettrennen, sondern ein Teamerlebnis», bemerkt die Team-Managerin. Pro Tag werden etwa 120 Kilometer bei einer Geschwindigkeit zwischen 22 und 24 km/h zurückgelegt. Um dafür fit genug zu sein, müssen alle Teilnehmenden über das Jahr hinweg mindestens 2500 Kilometer auf dem Sattel verbringen.
Team Schaffhausen
«Ich bin in der Region verwurzelt und möchte mit Gleichgesinnten ein Team aufstellen. Dazu suche ich Radfahrende, Teamsponsor:innen und Spender:innen», so der Aufruf von Alessandro Festa. Ein erstes Ziel wäre, noch vor der Gründung eines Schaffhauser Teams, dass die Spenden hiesiger Anwohner:innen zugunsten einer sozialen Einrichtung in der Region gingen.
Interessierte dürfen sich für weitere Infos bei Alessandro Festa unter +41 79 544 72 46 oder alessandro.festa@shinternet.ch melden.