Ernst S. wird als naiver Träumer dargestellt, der schliesslich zum Verräter wird. Wie sind Sie an diese innere Zerrissenheit und seine Motive herangegangen?
Mit viel Empathie. Empathie für eine schwierige Kindheit und Verständnis für den Frust in einer klassengespaltenen Schweiz. Eine Schweiz, in der zu jener Zeit jede Form von künstlerischem Schaffen innerhalb der Unterschicht verunmöglicht wurde. Ernsts ‹Verrat› baut auf dem Wunsch auf, aus dieser Untätigkeit auszubrechen und selbstbestimmt zu leben.
Gab es während der Dreharbeiten Momente, in denen Sie Schwierigkeiten hatten, die verschiedenen Facetten der Figur zu erfassen?
Da die Figur Ernst sehr wechselhaft und ambivalent agiert, war das Erfassen dieser Facetten nicht immer einfach, das stimmt. Grundsätzlich sind die Szenen, die sich vom eigenen Wesen absetzen, spielerisch anspruchsvoll. Für diese wurde mir eine Schauspielcoachin zur Seite gestellt, mit der ich das Drehbuch Szene für Szene durchgegangen bin.
Der Film spielt während des Zweiten Weltkriegs, einer emotional aufgeladenen Zeit; die Angst vor den Nazis war allgegenwärtig. Wie haben Sie sich in diese Epoche hineinversetzt?
Ich habe viele archivierte Filmdokumente aus der damaligen Zeit in der Schweiz angesehen und Bücher über die Schweiz im Zweiten Weltkrieg gelesen, sowie Film und Buch von Meienberg «verschlungen».