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27.10.2024

«Landesverräter»: Dimitri Krebs über seine erste Hauptrolle

Dimitri Krebs (*1997)
Dimitri Krebs (*1997) Bild: Christoph Kaminski
Am 24. Oktober feiert der Schweizer Film «Landesverräter» seine Premiere; im Rheintal im Kinotheater Madlen Heerbrugg und im Vorderland im Kino Rosental Heiden. Er erzählt die bestürzende Geschichte des St.Gallers Ernst S., der 1942 wegen Spionage hingerichtet wurde. Mit rheintal24 spricht Hauptdarsteller Dimitri Krebs über seine erste Hauptrolle und die Herausforderung, einen zerrissenen Charakter zu verkörpern.

Dimitri Krebs, der «Landesverräter» ist Ihre erste Hauptrolle in einem Spielfilm. Wie sind Sie zu der Rolle gekommen?
Ich wurde angefragt – über Björn Magnusson, der mit Regisseur Michael Krummenacher aufgewachsen ist. Michael fragte Björn, ob er nicht einen Musiker kenne, der passend wäre – Musiker sind es gewohnt, vor anderen zu performen. Ich war zuvor mit Björn im Studio, und er nannte meinen Namen.

Was haben Sie vorher gemacht?
Ich wurde im August 1997 in Zürich geboren, habe Soziale Arbeit studiert und verschiedene Tätigkeiten im Niedriglohnsektor ausgeübt.

« Ich weiss bis jetzt noch nicht, ob mir die Figur Ernst sympathisch ist.»

Was hat Sie an der Geschichte von Ernst S. gereizt und dazu motiviert, diese Rolle zu übernehmen?
Vor allem die Rolle der Schweiz auf der internationalen Bühne, zu der ich bis heute ein ambivalentes Verhältnis hege.

Und wie haben Sie sich auf die Rolle des Ernst S. vorbereitet, der in so tragische Ereignisse verwickelt war?
Ich habe das Buch ‹Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.› von Niklaus Meienberg gelesen und hatte Einsicht in die archivierten Akten, Briefe, Urteile und Verlaufsberichte. Dazu kam ein Schauspiel-Crash-Kurs in London.

Dimitri Krebs als Ernst Schrämli Bild: zVg

Ernst S. wird als naiver Träumer dargestellt, der schliesslich zum Verräter wird. Wie sind Sie an diese innere Zerrissenheit und seine Motive herangegangen?
Mit viel Empathie. Empathie für eine schwierige Kindheit und Verständnis für den Frust in einer klassengespaltenen Schweiz. Eine Schweiz, in der zu jener Zeit jede Form von künstlerischem Schaffen innerhalb der Unterschicht verunmöglicht wurde. Ernsts ‹Verrat› baut auf dem Wunsch auf, aus dieser Untätigkeit auszubrechen und selbstbestimmt zu leben.

Gab es während der Dreharbeiten Momente, in denen Sie Schwierigkeiten hatten, die verschiedenen Facetten der Figur zu erfassen?
Da die Figur Ernst sehr wechselhaft und ambivalent agiert, war das Erfassen dieser Facetten nicht immer einfach, das stimmt. Grundsätzlich sind die Szenen, die sich vom eigenen Wesen absetzen, spielerisch anspruchsvoll. Für diese wurde mir eine Schauspielcoachin zur Seite gestellt, mit der ich das Drehbuch Szene für Szene durchgegangen bin.

Der Film spielt während des Zweiten Weltkriegs, einer emotional aufgeladenen Zeit; die Angst vor den Nazis war allgegenwärtig. Wie haben Sie sich in diese Epoche hineinversetzt?
Ich habe viele archivierte Filmdokumente aus der damaligen Zeit in der Schweiz angesehen und Bücher über die Schweiz im Zweiten Weltkrieg gelesen, sowie Film und Buch von Meienberg «verschlungen».

«Ernsts ‹Verrat› baut auf dem Wunsch auf, aus dieser Untätigkeit auszubrechen und selbstbestimmt zu leben..»

Ernst S. träumte von einem besseren Leben als Sänger in Deutschland, was ihm letztlich den Tod brachte. Haben Sie persönlich Mitgefühl für seine Figur entwickelt, trotz seiner Taten?
Ich weiss bis jetzt noch nicht, ob mir die Figur Ernst sympathisch ist. Seine Ambivalenz macht ein Urteilen schwierig. Natürlich hätte er nicht damit rechnen können, für seine Taten erschossen zu werden. Schliesslich hat die Schweiz als Nation dieselben Waffenlieferungen im grossen Stil getätigt, wie es Ernst im kleinen gemacht hat.

Wie haben Sie mit dem Regisseur Michael Krummenacher zusammengearbeitet, um die psychologischen Nuancen der Figur herauszuarbeiten?
Wir sind gemeinsam das Drehbuch in mehreren Sitzungen durchgegangen und haben zusammen mit der Coachin an unserem Ernst gefeilt.

«Die Geschichte über die 17 erschossenen Landesverräter hatte ich davor nicht gekannt.»

Konnten Sie sich auch selbst einbringen, oder lief alles strikt nach Drehbuch ab?
Jein, das letzte Wort hatte natürlich Michael, der sich seit zehn Jahren mit dem Film beschäftigt.

Zum Schluss: Schauen Sie nach dem «Landesverräter» anders auf die Geschichte der Schweiz im Zweiten Weltkrieg?
Die Geschichte über die 17 erschossenen Landesverräter hatte ich davor nicht gekannt. Dabei passt sie für mich zur Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Allein schon der Fakt, dass man in der Schule nichts darüber lernt, zeigt für mich, dass es höchste Zeit für eine Aufarbeitung des Themas ist.

Der Film startet am 24. Oktober in verschiedenen Kinos der Region:

  • Abtwil, Cinedom
  • Heerbrugg, Kinotheater Madlen
  • Heiden, Kino Rosental
  • Rapperswil, Schloss
  • St.Gallen, Scala
  • St.Gallen, Kinok
  • Uzwil, City
  • Wattwil, Passerelle
  • Werdenberg, Kiwi Treff
  • Wil, Cinewil

Hier finden Sie alle Spielzeiten schweizweit: www.landesverraeter.ch

 

Stephan Ziegler, rheintal24.ch