- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Wer sich um eine Wohnung in der städtischen Siedlung Tramdepot bewirbt, muss eine «Autoverzichtserklärung» unterschreiben. Als integraler Bestandteil des Mietvertrags.
«Alle künftigen Bewohnenden dürfen kein Auto besitzen», sagt ein Sprecher der Stadt im Tages-Anzeiger.
Abgesehen vom grauenhaften Deutsch («Bewohnende») ist dies ein weiterer Beleg für die übergriffige links-grüne Ideologie. Für den Lenkungs- und Erziehungsstaat. Für eine Politik der Bevormundung.
Freie Wahl der Verkehrsmittel? Das war einmal
Wie radikal die grösste Schweizer Stadt vorgeht, untermauert diese Bestimmung: Den Bewohnern ist es auch nicht erlaubt, anderswo einen Parkplatz zu mieten oder ein Auto in der blauen Zone abzustellen.
Der Verbotsanspruch der Stadt ist total. Freie Wahl der Verkehrsmittel? Das war einmal.
Überwachungs- und Kontrollstaat
Ironie der Geschichte: Das Autoverbot fördert den Überwachungs- und Kontrollstaat, den die Linken jahrzehntelang bekämpft haben.
Doch auch dies sind tempi passati. Nicht erst seit Klima und Corona sind viele Linke zu autoritätsverliebten Fürsprechern einer repressiven Staatsmacht geworden.
Minderheiten werden diskriminiert
Es kümmert sie auch nicht, dass – wie am Beispiel des Autoverbots deutlich wird –, Minderheiten diskriminiert werden.
Denn was ist, wenn jemand aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen auf ein Auto angewiesen ist?
Totalitäre Tendenzen
Und überhaupt: Was geht den Staat das Privatleben der Bürger an?
Hier finden schleichende Verschiebungen statt, die letztlich die grosse Errungenschaft des neuzeitlichen aufgeklärten Staats aushöhlen und das Rad der Geschichte zurückdrehen: die fundamentale Trennung von Öffentlichem und Privatem.
Nur in totalitären oder theokratischen Staaten gilt diese Unterscheidung nicht.