«Auf der Bühne bin ich Er. Hingegen zu Hause werde ich hoffentlich anders wahrgenommen. Max Bodmer ist schlussendlich nicht gerade ein sympathischer Typ», sagte Christoph Wäckerlin aus Neunkirch schmunzelnd. Zusammen mit 19 weiteren Schauspielerinnen und Schauspielern gab er in Hallau Rolf Lyssys Stück «Die Schweizermacher» von 1978 zum Besten. Der Film ist, an der Anzahl Kinobesucher gemessen, der erfolgreichste Schweizer Film seit Beginn der statistischen Erfassung. Nicht nur der thematisch brisante 104-minütige Spielfilm fand grossen Anklang, auch die Darbietung des Theater Hallau im Gemeindehaus. Der Ansturm auf die Tickets war so gross, dass am vergangenen Mittwoch eine Extravorstellung stattfand. «Unser Team hat das Stück sensationell in die heutige Zeit transferiert und wunderbar umgesetzt. Unsere Show hat über die beiden Wochen 1500 Personen glücklich gemacht», sagte Regisseurin Daniela Kiser, kurz vor der viertletzten Aufführung, mit Stolz und Dankbarkeit.
Auch in den 70ern keine Sympathieträger
Christoph Wäckerlin kann sich gut vorstellen, dass es Menschen, wie Max Bodmer, noch heute gibt: «Hin und wieder schnappt man auf, dass jemand im Einbürgerungsprozess einem Typen wie ihm über den Weg gelaufen ist.» Eigentlich sei der Fremdenpolizist Bodmer eine schüchterne Person, die mit einem Obrigkeitsgehabe versucht diese Eigenschaft zu kaschieren. Aus künstlerischer Sicht sei es interessant, die Figur auf der Bühne zu verkörpern.
Auf der anderen Seite des Tisches sitzt Gertrud Starke, gespielt von der Oberhallauerin Nicole Göldi. Zusammen mit ihrem «Mann» servieren die beiden Deutschen der Fremdenpolizei die perfekten Schweizer – so übertrieben, dass es bereits als Schleimen bezeichnet werden kann. «Zum Glück bin ich nicht wie sie», so Göldi während des Austausches auf den Stufen der Bühne. Sie gehe davon aus, dass es im echten Leben ebenfalls Antragsteller gibt, die mit allen Mitteln versuchen, sich besser hinzustellen. Nebst dem, dass sie sich nicht mit der Figur anfreunden könne, sei die Schwierigkeit beim Hochdeutsch gewesen. «Es ist eine Herausforderung, wenn einem nicht bereits der Schnabel so gewachsen ist.» In einem Punkt sei sie aber dann doch auf der Seite ihres Bühnencharakters. Nämlich dann, wenn Gertrud Starke sagt, dass sie nicht weiterwisse, weil sie anscheinend auf Hochdeutsch arrogant wirke, und wenn sie Schweizerdeutsch spreche, den Anforderungen nicht genüge.