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Schweiz
22.02.2025

Wölfe in der Schweiz: «Fakten statt Panikmache»

Bild: chwolf.org
Im Januar 2025 näherte sich bei Elm ein Wolf einem Kind. Das mediale Echo war gross; der Vorfall wurde herangezogen, um die Angst vor dem Wolf zu schüren – unbegründet, findet Marcus Duff von Verein Wolfs-Hirten aus Trin. In seinem Gastbeitrag zeigt er auf, warum man den Wolf nicht fürchten müsse und wie man sich bei einer Begegnung am besten verhält.

Der Elmer Weiler Steinibach liegt im Sernftal im Glarnerland, am Fusse des Jagdbanngebietes Kärpf – dem ältesten Wildtierschutzgebiet Europas. In diesem wildreichen Gebiet wurden in den letzten Jahren wieder vermehrt Wölfe gesichtet. So konnte 2020 erstmals eine Reproduktion des Kärpf-Rudels bestätigt werden, bei der mindestens sechs Welpen beobachtet wurden.

Doch nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner des Tals begrüssen die Rückkehr des Wolfs. Das Thema löste kürzlich eine klare Stellungnahme des ehemaligen Vorstehers des Departements Finanzen und Gesundheit, Benjamin Mühlemann, FDP, aus. In seinem Statement kritisierte er die aktuellen Herdenschutzmassnahmen mit den Worten: «Mich reut jeder Franken, den wir für den Herdenschutz ausgeben, einfach, weil das Problem nicht an der Wurzel angepackt wird.»

Parallel dazu fordert die Fachkommission Grossraubtiere des Glarner Bauernverbands in ihrer Wolfscharta eine deutlich verschärfte Regulierung des Wolfsbestandes. Auf Demonstrations-Transparenten im Tal sind Slogans wie «Der Wolf muss weg», «Nein zu der Bestie Wolf» oder «Erlöst uns von dem Bösen» zu lesen.

Der Vorfall, bei dem sich ein Wolf einem vierjährigen Kind nahe dem Hof näherte, scheint von den Wolfsgegnern als weiterer Beleg für ihre Argumentation genutzt zu werden. Unmittelbar nach dem Vorfall wurden Briefe an Regierung und Medien versandt, und sowohl das Fernsehen als auch die Printpresse eingeschaltet – ergänzt durch die Einbeziehung eines als «Wolfsexperten» bezeichneten «Sachverständigen».

Aus unserer Sicht sollten zwei Aspekte mit besonderer Sorgfältigkeit beleuchtet werden: Dieser Vorfall ist der erste in der Schweiz, bei dem sich gemäss Augenzeugenaussagen ein Wolf an ein Kind angenähert haben soll. Überdies erinnert er an frühere Ereignisse sogenannter Nahbegegnungen und hatte daher eine umfassende Hintergrundrecherche der Wolfs-Hirten zur Folge.

Der Hergang des Falls, Schilderungen der Zeugen und Dokumentation

Wie ein Nachbar am 23. Januar 2025 beobachtet hat, waren zwei Wölfe erfolglos auf der Jagd nach einer Gämse, welche diese bis nahe an seinen Hof hangabwärts führte. Nach dem Abbruch der Jagd zogen sich die Wölfe etwa 150 Meter bergauf wieder zurück und bewegten sich auf der Strasse nach links Richtung Chleeb-Berg.

Anmerkung: Bemerkenswert ist, dass diese Beobachtung nirgends in der Öffentlichkeit publiziert wurde, gibt sie doch Hinweise auf den Kontext der Begegnung.

Gemäss Handy Video und Zeugenaussage der drei Frauen erschienen die zwei Wölfe dann um circa 11 Uhr oberhalb des landwirtschaftlichen Betriebs «Oberhaus» auf besagter Strasse (im Video ist unmittelbar rechts neben den Wölfen ein Stallgebäude), Zitat Mutter: «Ich war vor dem Stall mit einer Kollegin und meiner Schwiegermutter am Plaudern.»

Anmerkung: Der Standort der drei Zeuginnen, welcher auf dem Video des Berichts von Tele Züri zu sehen ist, ist nicht vor dem Stall, wie von der Mutter angegeben, sondern weiter unten, auf der Strasse zwischen Wohnhaus und Stall, wie von der Kollegin ausgesagt wurde. Diese Angabe wurde auch von der Wildhut so protokolliert.

Die Zeuginnen bemerkten den Buben unterhalb der Wölfe und rannten ihm zu dritt schreiend entgegen. Auch der Knabe begann zu schreien und rannte den Frauen entgegen. Zitat Mutter: «Der Wolf lief zu ihm hinunter, er ging ihm hinterher. Der Abstand verringerte sich auf 20 m.»

Anmerkung: Dass der eine Wolf die Strasse verlassen hat und Richtung Bub gelaufen ist, beruht auf Zeugenaussagen und ist nicht weiter dokumentiert, weder per Video noch anhand Trittsiegel auf Wiese oder Schneefeld. Die Schilderungen haben die Abteilung Jagd und Fischerei veranlasst, die Situation wie folgt einzustufen: Einer der Wölfe hat die Scheu vor Menschen verloren. Der Vorfall wurde indes nicht als Wolfsangriff eingestuft.

Die für den Pressetermin am Folgetag aufgestellten Markierungen (Triopan und weisse Fahne mit circa 5–7 Meter Distanz zueinander) widersprechen den angegebenen respektive durch die Wildhut festgestellten Distanzen und Positionen.

Es existiert ein weiteres Video, das nicht veröffentlicht wurde und der Abteilung Jagd und Fischerei vorliegt. Auf diesem ist ein Wolf zu sehen, der auf gleicher Strasse oberhalb des Landwirtschaftsbetriebs «Oberhaus» in Schritttempo nach links Richtung Chleeb-Berg davonläuft.

Feststellung: Die von uns in Auftrag gegebene Auswertung des Tele Züri Beitrages vom 24. Januar 2025 hat ergeben, dass im «Zeugenvideo» bemerkenswerterweise Unstimmigkeiten zwischen den beteiligten Stimm- und Tonaufzeichnungen bestehen. Dies deutet darauf hin, dass ein mutmasslicher Schnitt von mindestens zwei verschiedenen Videosequenzen in den ersten 6 Sekunden des privaten Videos stattgefunden hat. Dieser Sachverhalt ging aus der Analyse der mindestens drei beteiligten Stimmen, deren Abfolge sowie ihren entsprechenden Umgebungsgeräuschen hervor, welche nicht kongruent ausfielen. Von wem der mutmassliche Schnitt vorgenommen wurde und mit welcher Absicht ist uns noch nicht bekannt. Zur weiterführenden Auswertung müsste das Originalvideo herangezogen werden können.

Das Verhalten der Wölfe und dessen Interpretation

In einem Gebiet, welches noch vor einem Jahr Teil des Jagdbanngebiets war und dem Schalenwild als Wintereinstandsgebiet dient, ist es nicht ungewöhnlich, dass Tiere wie Gämsen oder Rehe auch tagsüber auf den Wiesen äsen. Die Wölfe sind nicht grundlos nahe an Gebäude gelangt, sondern auf der Jagd nach einer Gämse, die sie erfolglos abgebrochen haben. Anschliessend kam es zu der Begegnung der Wölfe mit dem Knaben.

Im Fernsehen und in der Presse wurde die Interpretation des Verhaltens der Wölfe durch einen Biologen ausführlich verbreitet und verschiedentlich übernommen. Unsere Entgegnung darauf haben wir dem renommierten Wolfsforscher Peter A. Dettling vorgelegt. Als weitere Begründung für die Abschussbewilligung wurden seitens Behörde auch die Sichtungen in Siedlungs- sowie Pistennähe des Skigebiets Elm genannt.

Aussage Biologe: «Ein Tier, das lautstark schreit, ist in der Regel verletzt und somit für den Wolf besonders attraktiv. Wenn ein solches Tier zusätzlich flieht, verstärkt dies den Beutereflex beim Wolf und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs.»

Entgegnung: Im offenen Gelände orientieren sich Wölfe bei der Jagd primär an visuellen und olfaktorischen Reizen, akustische Signale können in bestimmten Fällen ebenso eine Rolle spielen. Wehlaute von bekannten Beutetieren kann der Wolf sehr wohl einordnen und ihn zur Jagd veranlassen, unbekannte Laute hingegen erregen bestenfalls Interesse.

Es ist daher mindestens ebenso plausibel, dass die Annäherung des Wolfes durch den Geruch der Ziegen – die sich entweder vor oder im Stall befanden – ausgelöst wurde, wie durch die mögliche Entdeckung des Kindes im Gelände. Der an diesem Tag herrschende Südwind begünstigte zudem die Verbreitung des Ziegengeruchs. Wölfe, wie andere Beutegreifer, lassen sich von einer Kombination aus sensorischen Eindrücken wie Geruch, Bewegung, Grösse und Verhalten leiten, um zu beurteilen, ob ein Lebewesen potenzielle Beute darstellt.

Ein Fluchtverhalten allein löst also nicht zwangsläufig den Jagdtrieb aus. Wie sieht es also aus, wenn ein Wolf in den Jagd- oder Angriffsmodus übergeht?

Beurteilung Peter A. Dettling: Basierend auf mehreren eigenen Beobachtungen von Wolfsjagden, scheinen vor allem bei kleinen und mittelgrossen Tierarten folgende Grundregeln zu gelten: Der Wolf schleicht sich so lange wie möglich unbemerkt an die Beute heran, vielleicht sogar in geduckter Haltung. Sobald er bemerkt wird, läuft er los und versucht, das Tier einzuholen und zu erbeuten.

Bei der Jagd auf Herden grosser Huftiere spielt das Anschleichen eine untergeordnete Rolle. Hier geht es vor allem darum, die Herde in Bewegung zu bringen, um die Schwachen und Verwundbaren aufzuspüren. Bei meinen Beobachtungen ist mir auch immer wieder aufgefallen, dass die Wölfe, sobald sie im Jagdmodus sind, in eine Art Tunnelblick verfallen und kaum etwas sie von ihrem Fokus – der Beute – ablenken kann.

Aussage Biologe: «Es ist durchaus eine kritische Situation gewesen, ich würde sagen, das ist eine 50:50 Chance gewesen, dass es tatsächlich zu einem räuberischen Angriff auf das Kind gekommen wäre.»

Entgegnung: Sollte die Annäherung tatsächlich auf das Kind gerichtet gewesen sein und nicht der Neugier gegolten haben, nutzen Wölfe zuerst all ihre Sinne, um das unbekannte Lebewesen mit Vorsicht zu erkunden. Dabei prüfen sie, ob in diesem Fall das Kind Merkmale bekannter Beutetiere aufweist, eine geringe Verteidigungsfähigkeit und ein ausreichendes Nährwertpotenzial hat.

Ein prädatorischer Angriff, bei dem der Mensch als Beute angesehen wird, käme nur unter speziellen Umständen in Betracht, wie etwa bei einem Mangel an natürlichen Beutetieren, in stark eingeschränkten Lebensräumen oder infolge ausgeprägter Habituierung (zum Beispiel durch Fütterung). Solche Angriffe sind in unseren Breitengraden äusserst selten und wurden seit vielen Jahrzehnten nicht mehr nachgewiesen. 

Ein prädatorischer Angriff auf ein kleines Beutetier erfolgt beim Wolf in der Regel überfallartig und endet mit einem tödlichen Biss in die Kehle.

Im vorliegenden Fall hat das Kind die Wölfe in keiner Weise provoziert – sie wurden beispielsweise weder bedrängt noch mit Gegenständen beworfen – sodass keine Situation entstand, die ein aggressives Verhalten der Wölfe hätte auslösen können. Dies gilt es gegenüber einem räuberischen Verhalten zu unterscheiden, auf ein solches Verhalten gab es zudem auch keinen Hinweis. Die nachfolgenden Zahlen helfen, das verbleibende Risiko besser einzuordnen:

KORA-Bericht Nr. 76 (2016): Der Bericht «Wolves living in proximity to humans» fasst Daten aus 28 europäischen Ländern zusammen. In allen Ländern befanden sich Wolfsrudel in der Nähe von Siedlungen, und auch in den Siedlungen wurden Wölfe angetroffen. Lediglich in einem Land wurde im Jahr 1970 ein Fall von unprovoziertem aggressivem Verhalten dokumentiert.

Bundesamt für Naturschutz (Deutschland): Auf unsere kürzliche Anfrage bestätigt das Bundesamt: «Seit der Etablierung des Wolfes in Deutschland im Jahr 1998 ist kein Fall von unprovoziertem aggressivem Verhalten gegenüber Menschen aufgetreten. Seit der Rückkehr der Art wurde kein Mensch durch einen Wolf verletzt, und die Zahl der dokumentierten Vorfälle, in denen Wölfe sich auffällig gegenüber Menschen verhalten haben, ist äusserst gering.»

Studie des ONF (Office français de la biodiversité): Von rund 5.000 dokumentierten Wolf-Mensch-Begegnungen wurden lediglich zehn Fälle als aggressives Verhalten eingestuft – keiner dieser Vorfälle führte zu Verletzungen bei Menschen.

Diese Erkenntnisse unterstreichen, dass das Risiko eines prädatorischen Angriffs auf Menschen, insbesondere auf Kinder, in unseren Breitengraden äusserst gering ist und somit die Aussagen des Biologen nicht stichhaltig sind.

Beurteilung Peter A. Dettling: Um es auf den Punkt zu bringen: Es gibt keine Anzeichen dafür, dass der Wolf gegenüber dem Jungen ein prädatorisches Verhalten gezeigt hat. Es war eher Neugier im Spiel. Das Video, das im Umlauf ist, zeigt zwei Wölfe, welche nach erfolgloser Gamsjagd auf der Rückkehr zu ihrem Einstand waren. Dabei kam es zufällig zu der Begegnung mit der Gruppe Menschen, samt Kind. Das allein ist unproblematisch. Unter der Annahme, dass es sich gemäss den Aussagen der Beteiligten so abgespielt hat und einer der Wölfe sich dem Kind näherte, scheint es eher so, dass das Schreien des Kindes und sein Davonrennen in Richtung Mutter die Aufmerksamkeit und Neugier des Wolfs geweckt hat. Hätte das Kind zum Beutespektrum des Wolfes gehört, wäre es nicht weit gekommen. Der Wolf griff das Kind jedoch nicht an und rannte auch nicht mit hoher Geschwindigkeit hinter ihm her.

Um dieses Ereignis schlussendlich richtig interpretieren zu können, müsste das gesamte, scheinbar vorhandene, Videomaterial zur Verfügung stehen. Darum beruht die Beurteilung auf Zeugenaussagen und Interviews aus der Presse, und dies ist nicht gut genug. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass bei ungeschulten Zeugenaussagen oder ungeeigneten Experten das Verhalten der Wölfe oft falsch interpretiert wird und die Idee vom «menschenfressenden Wolf» noch viel zu stark präsent ist und eine realistische Deutung des Verhaltens der Wölfe zu sehr beeinträchtigt. 

Fakt ist: Hätte der Wolf das Kind angreifen wollen, hätte er es schnell und gezielt getan – hat er aber nicht. Abschliessend noch eine Bemerkung, welche hilft, die Begegnung einzuschätzen: Das Kind hat sich offenbar vorher mit seiner Mutter und seiner zweijährigen Schwester ganz selbstverständlich inmitten einer Mutterkuherde samt Kälbern bewegt und den Kälbern die gewünschten Streicheleinheiten zukommen lassen und er sei sogar auf den Kühen geritten. Dieses idyllisch tönende Verhalten ist in Tat und Wahrheit – aber nicht im Kopf – weitaus gefährlicher als die Begegnung mit dem Wolf.

Seitens der Behörde wurde als weitere Begründung, die zur Abschussbewilligung beider Wölfe führte, die wiederholten Sichtungen seit Dezember 2024 in unmittelbarer Siedlungsnähe aufgeführt, die zuvor als unproblematisch eingestuft worden waren. Die Häufung und die Meldung der letzten Sichtung beim Ämpächli im Skigebiet Elm zwei Tage vor dem Vorfall mit dem Knaben führten jedoch zu der erwähnten Begründung. Der Wolf, der auf einem Foto am Rand der Schneise der Schabellbahn sowie angrenzend an eine Piste zu sehen ist, steht dort in verunsicherter Körperhaltung.

Anmerkung: Die Schneise durchtrennt den Waldgürtel, welcher die beiden Wildruhezonen Chilchenwald und Plattenwald verbindet. Auf gleicher Höhe folgt die Dritte, Dachsenstein, als letztes Bindeglied an das Wildschutzgebiet Kärpf. Wenn sich ein Wolf in diesem Gürtel bewegt, quert er zwangsweise die Schneise, das Gebiet darunter mit Alpgebäuden und Restaurationsbetrieben oder die offenen Schneeflächen oberhalb der Waldgrenze. Da sich Menschen in allen drei Bereichen aufhalten, kann eine erneute Sichtung nicht ausgeschlossen werden.

Das Territorium der Wölfe erstreckt sich zudem auf beide Talseiten und somit queren sie Siedlungen, welche den gesamten mittleren Talabschnitt säumen, bei geringer menschlicher Aktivität, meist also bei Nacht. Wölfe bringen Häuser und Infrastrukturen nicht mit Menschen in Verbindung und wählen somit den direktesten Weg, häufig auch Wege und Strassen, dies speziell im Winter, wenn viel Schnee liegt.

Das Verhalten der Gruppe und des Knaben

Die Reaktion der Beteiligten ist in der Situation verständlich und es liegt nicht an uns, diese zu bewerten oder sie gar zu kritisieren. Nichtsdestotrotz möchten wir allgemeine Empfehlungen zum Verhalten, speziell auch für Kinder in einem Wolfsgebiet, in Erinnerung rufen.

Um das Risiko einer unbeabsichtigten unmittelbaren Begegnung zu minimieren, sollten kleine Kinder in Gebieten, in denen Wölfe vorkommen können, stets in Begleitung von Erwachsenen sein. Bei einer Sichtung von Wölfen oder anderen Wildtieren sollten Erwachsene und auch Kinder ruhig bleiben und genügend Abstand halten. Plötzliche Bewegungen, laute Geräusche oder Wegrennen können ungewollt Aufmerksamkeit erregen oder möglicherweise als Provokation wahrgenommen werden.

Kinder sollten altersgerecht darüber informiert werden, dass Wölfe zwar meist scheu sind, es aber unbeabsichtigt und schlimmstenfalls unbeaufsichtigt zu einer Nahbegegnung kommen könnte. In einem solchen Fall ist ruhiges Handeln oberstes Gebot: keine hektischen Bewegungen, nicht wegrennen, falls nötig sich langsam entfernen, ohne den Wolf dabei aus den Augen zu verlieren. Falls der Wolf aggressives Verhalten zeigt, Lärm machen und Gegenstände nach ihm werfen, sich jedoch nicht tot stellen, was bei Braunbären in speziellen Situationen empfohlen wird. Dieses Verhalten kann mit den Kindern auch spielerisch trainiert werden. Früher wurde der WWF noch regelmässig an Schulen geholt, um Wissen über Beutegreifer zu vermitteln. Heute will man an Schulen nicht mehr, dass Kinder sich Wissen über diese Tiere aneignen.

Frei zugängliche Futterquellen (Fressnäpfe, Komposthaufen, tierische Abfälle, schlecht oder ungeschützte Nutztiere) müssen im Wolfsgebiet unbedingt vermieden werden. Dies gilt auch für das absichtliche Herbeilocken von Wölfen (Luderplätze für die Jagd, Fotoverstecke). Solche Futterquellen führen unweigerlich zu einer Gewöhnung (auch an menschlichen Geruch in Verbindung mit Futter) und können zu einer problematischen Annäherung an Menschen führen. Gemäss Wildhut wurden keine speziellen Vorkehrungen getroffen, die Situation wird aber beobachtet.

Die Rolle und Beiträge der offiziellen Stellen (Polizei, Abteilung Jagd und Fischerei Glarus, KORA, WWF, Regierung)

Der Vorfall, wie er von Beteiligten und der Presse kommuniziert wurde, hatte neben den erwähnten Ungereimtheiten augenscheinlich den Zweck, Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung zu verbreiten. Die Angst, welche Mutter und Kind erfasst hatte, ist unbestritten, diese dann gezielt zu verallgemeinern und zu überspitzen war wohl eher Mittel dazu, um politische Ziele zu erreichen.

Diese bewusste Übertreibung hat uns daher auch veranlasst, der Kantonspolizei Glarus den Fall wegen möglicher «Schreckung der Bevölkerung» zu melden. Diese ist gesetzlich dazu verpflichtet, Ermittlungen aufzunehmen, da es sich um eine mögliche Straftat handelt und ein Offizialdelikt ist. Die Kantonspolizei hielt, nach längerem Schriftverkehr, es aber für nicht angebracht, in diesem Fall zu ermitteln und erwähnte letztlich nur, dass man aktiv werde, wenn sich die Sachlage ändern würde.

Abteilung Jagd und Fischerei

Auf Anfrage war die Abteilung Jagd und Fischerei bereit, zusätzliche Informationen zum Vorfall zu präsentieren, und Dr. Christoph Jäggi, Abteilungsleiter, lud zu einem Videocall. Neben einer Skizze zum Ort der Begegnung wurde auch ein Ausschnitt aus einem anderen Video gezeigt, welches einen Wolf zeigte, der sich auf dem Weg oberhalb des Landwirtschaftsbetriebs Oberhaus Richtung Chleeb-Berg entfernte. Wir erhielten Einblick in die vorangegangenen Sichtungen im Tal, welche allesamt als unauffällig taxiert wurden. Insgesamt konnten wir feststellen, dass Jäggis Aussagen neutral waren und auf eine sachliche Einschätzung der Begegnungen Wolf – Mensch hindeuteten.

Zum konkreten Fall äusserte er sich dahingehend, dass die Aussagen der Zeugen und die von einem Wildhüter vorgenommenen Aufzeichnungen darauf schliessen lassen, dass sich einer der Wölfe konkret dem Knaben genähert hatte, daher die festgestellten Distanzen keine gewichtige Bedeutung haben und dieser Wolf ein problematisches Verhalten zeigte. Dieses Verdikt wurde dem zweiten Wolf, welcher oben auf der Strasse geblieben ist, nicht zuteil. Dennoch wurde die Abschussverfügung auf beide Wölfe ausgestellt, weil es beinahe unmöglich ist, die beiden Tiere rein visuell auseinanderzuhalten. 

Jäggi begründete seine Entscheidung auch damit, dass er nicht gewillt ist, die Verantwortung zu übernehmen, wäre es beim Entscheid, die Wölfe am Leben zu lassen, später doch zu einem ernsthaften Vorfall gekommen. Seine Priorität liegt auch eher auf der Erhaltung der Art, also auf dem Artenschutz, als auf dem Erhalt einzelner Individuen. In seiner Gesamtbeurteilung ist die Wolfspopulation im Kanton durch den Abschuss der zwei Tiere auch nicht gefährdet.

KORA

Manuela von Arx hatte am 29. Januar der Südostschweiz Glarus ein Interview zum Vorfall in Elm gegeben, welches uns veranlasste, ihr ein paar Verständnisfragen zu stellen.

Die Stiftung KORA war nicht vor Ort – auch nach dem Vorfall nicht. Sie argumentierte aufgrund des Videos, welches auf Tele Züri zu sehen war.

Von Arx stützt sich auf die ihr bekannten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie gab zu, dass es anhand des Videomaterials schwierig zu beurteilen sei, ob der eine Wolf das Kind als Menschen wahrgenommen hatte und ob die Körperhaltung des Wolfes auf einen möglichen Angriff deutete. Sie ergänzte, dass ihre Aussage zum Thema Angst vor Wölfen im Interview nicht so klar wiedergegeben wurde. Viele Leute hätten Angst vor Wölfen und so ein Vorfall könnte diese schüren. Dass diese Angst unbegründet sei, versuchte sie anhand diverser Studien und einzelner Fälle und deren Kontext in Europa zu relativieren.

Sie sagte klar, dass es kein Angriff war und weder von offizieller Seite noch von ihr so benannt worden sei. Sie verstehe aber die Reaktion der Mutter, die Angst um ihr Kind gehabt hätte. Sie sprach von zwei Wölfen, die in Richtung Kind gingen, was falsch war.

Anmerkung: Die Annäherung des Wolfs ist bei KORA nicht dokumentiert.

WWF Glarus

Wir konnten den WWF GL betreffend den Fall befragen und haben auch klare Informationen und Antworten erhalten.

Festzuhalten ist, dass viele Sichtungen über Social Media die Runde machen, dabei wird oft der ganze Kontext ausgegrenzt, was zu einem verzerrten Bild über Wölfe führt. Gemäss WWF GL geht man davon aus, dass es sich bei den Sichtungen um die gleichen Wölfe und dass es sich um ein Wolfspaar handelt – also nicht um zwei Einzelwölfe. Dies wäre in der Beurteilung relevant.

Die Wildhut, die erst nach der Begegnung vor Ort war, weiss nicht, ob es ein Wolfsangriff war, aber man wolle reagieren, bevor etwas passiert. WWF GL hat uns bei unserer Arbeit unterstützt und dort, wo möglich, auch Auskunft gegeben. Sie hatten uns zudem den Kontakt zu Jäggi vermittelt. Was aufhorchen lässt: seitens Politik ist es nicht immer erwünscht, proaktiv und positiv über den Wolf in den Medien zu kommunizieren.

Die Regierung

Thomas Tschudi, SVP, Regierungsrat GL, wird im Interview mit Tele Züri konkret nach anderen Bild- resp. Videoaufnahmen gefragt, welche zusätzliche Informationen zum Hergang liefern würden. Tschudi wich aus und beantwortete diese Frage letztlich nicht.

Entgegnung: Er müsste Kenntnis vom zweiten Video haben, weil sie die Situation nochmals gründlich analysiert hätten.

In der von Tschudi verantworteten Abschussverfügung des Departements Bau und Umwelt erklärt er: «Aus den verschiedenen, dokumentierten Beobachtungen geht hervor, dass die Wölfe keine Scheu vor den Menschen zeigten. Gemäss geltendem Konzept Wolf Schweiz des Bundesamtes für Umwelt liegt ein problematisches Wolfsverhalten vor, wenn bestimmte Wölfe regelmässig in der Nähe von Siedlungen auftauchen und dabei ein auf den Menschen oder dessen Haushunde gerichtetes Verhalten zeigen.»

Entgegnung: Die Sichtungen sind mit der Situation im Tal erklärbar und wurden von der Wildhut allesamt als unproblematisch eingestuft. Die Wölfe haben dabei auch keine auf den Menschen oder dessen Haushunde gerichtetes Verhalten gezeigt.

Die politischen und meinungsbildenden Aspekte (Presse, Landwirtschaft)

Die Presse

Der Vorfall und das daraus entstandene mediale Interesse sind von Bedeutung. Es ist augenfällig, dass ein grosser Teil der politischen Entscheidungsträger in der Schweiz keine Freunde des Wolfs sind. Mit verschiedenen undemokratischen und auch gegen internationale Vereinbarungen verstossenden Mitteln bewirken sie, dass es diesem, offiziell immer noch streng geschützten Tier, ans Fell geht. Unterstützung dafür erhalten sie, bewusst oder unbewusst, von der Presse, welche oft unreflektiert Bericht zu aktuellen Vorkommnissen erstattet. Auswirkungen des aktuellen Vorfalls äussern sich dann beispielsweise wie folgt:

Benjamin Giezendanner, NR SVP AG, äussert sich in einem Interview «SonnTalk» von Tele Züri vom 26. Januar. In der Sendung war der Vorfall Elm auch Thema und Giezendanner nimmt die dort geäusserte Meinungen auf und ergänzt sie mit oft gehörten anderen Aussagen, welche falsch sind. Einige seiner Statements sollen exemplarisch zeigen, in welche Richtung sich die politische Meinung in einigen Parteien bewegt. Erstaunlich auch, wie uniformiert sie bisweilen geäussert werden. Giezendanner: «Ich habe gelesen in Berichten, zu 50 Prozent hätte er angreifen können»

Entgegnung: Siehe Teil oben «Das Verhalten der Wölfe und dessen Interpretation».

Giezendanner: «Man muss auch wissen, dass der Wolf am Ende des Tages lernt und sieht, er kann näher kommen zu den Menschen kommen. Irgendwann ist der Mensch das Beutetier und er wird auf uns losgehen.»

Entgegnung: Die gerne zitierte Theorie «Sieben Stufen der Eskalation» von Valerius Geist, emeritierter Professor für Wildbiologie an der Universität Calgary, sieht dieses Verhalten des Wolfs als letzte Stufe der Eskalation. Seine Theorie wurde nie einer wissenschaftlichen Review unterzogen und bezieht sich auf eine ganz spezielle Konstellation von Einflüssen, welche in unserem sozialen Kontext nicht vorkommen. Sie kann folglich nicht als eine generelle Theorie betrachtet werden.

Giezendanner: «Er gehört einfach nicht in die Schweiz … man hat ihn wieder angesiedelt und jetzt wächst er dermassen, da muss man sich einfach fragen: geht es miteinander?»

Entgegnung: Der Wolf gehört sehr wohl in die Schweiz, was auch für das restliche Europa gilt. Wie andere bei uns ausgerottete Wildtiere ist er nun wieder heimisch und erobert seine ursprünglichen Lebensräume zurück, dies erklärt auch die steigende Populationskurve. Anders als andere Arten wurde er nicht aktiv neu angesiedelt, sondern hat sich natürlich verbreitet.

In einigen Regionen der Schweiz ist die Wiederansiedlung noch nicht abgeschlossen, und es gibt geeignete Territorien, die noch nicht besetzt sind. Es liegt in der Natur, dass dies geschehen wird, auch wenn man wie in der Schweiz nun jährlich massiv Wölfe tötet. Wenn die verfügbaren Reviere besetzt sind, wird sich die Wachstumskurve abflachen und auf einem Niveau halten. Es ist unabdingbar, eine vernünftige Koexistenz anzustreben, Abschüsse helfen da wenig, verschlimmern die Situation oft noch und helfen der Bevölkerung, speziell den Viehhaltern, herzlich wenig.

Die Landwirtschaft

Es ist offensichtlich, dass die Landwirtschaft mit der Rückkehr des Wolfs vor den grössten Herausforderungen steht, für die Jägerschaft dürfte das weniger der Fall sein, da nun auch wieder natürliche Feinde helfen, den Bestand des Schalenwilds zu beschränken. Es ist darum auch begreiflich, dass in landwirtschaftlichen Kreisen eine gewisse Ablehnung gegenüber der Art besteht. Die Schweiz wurde lange Zeit als Musterbeispiel im Umgang mit dem Wolf erwähnt, früh schon wurden Konzepte erarbeitet und Investitionen in Monitoring und Herdenschutz getätigt.

Doch die Situation hat sich in unterschiedliche Richtungen verändert; viele landwirtschaftliche Betriebe haben sich auf die neue Situation vorbereitet und aktiv den Herdenschutz umgesetzt. Das Lernen und Erfahrungen sammeln, über mehrere Jahre, hat schliesslich Erfolg gezeigt; die Verluste an Nutztieren während der Sömmerung halten sich in diesen Betrieben in Grenzen oder fallen ganz weg. Auf der anderen Seite wurde indes eine andere Strategie angewandt, das Problem zu lösen, «indem man es aus der Welt schafft». Dies mit Abschüssen, welche so problemlos wie möglich erfolgen können, begleitet von schlechter Presse für den Wolf und falschen Aussagen, welche gebetsmühlenartig wiederholt werden.

In der Region spielt die Fachkommission Grossraubtiere des Glarner Bauernverbandes eine zentrale Rolle. Ihre Meinung beispielsweise zum Thema Herdenschutz ist gemacht: «Regulation ist der effizienteste und günstigste Herdenschutz». Auf ihrer Internetseite werden auch verschiedene Artikel präsentiert, welche auf die Befindlichkeit der Bäuerinnen und Bauern hinweisen und uns vermitteln, dass sie sich in der Opferrolle befinden. Titel wie «Das stille Leiden unserer Landbevölkerung», «So leiden Betroffene nach Wolfsangriffen» oder «die Ohnmacht und das Gefühl, zu versagen» lassen erahnen, dass viele der Situation nicht gewachsen sind und Unterstützung brauchen.

Nur welcher Art soll die Hilfe sein? Im Moment hat es den Anschein, dass mit aller Macht gegen den Wolf opponiert wird. Aktive und erfolgreiche WeidetierhalterInnen, solche, welche festgestellt haben, dass Herdenschutz funktioniert, werden so zunehmend ins Abseits manövriert. Der Kanton Glarus zeigt aber, dass deren Bemühungen offensichtlich wirken.

Unser Resümee

Wir von Wolfs-Hirten haben sorgfältig recherchiert und haben folgende Schlussfolgerungen gezogen:

«Alle direkt Betroffenen, die amtlichen Stellen und die Presse sind sich einig, der Wolf hat ein Verhalten gegenüber Menschen gezeigt, welches nicht toleriert wird und muss darum geschossen werden.» Unsere Recherchen und die Einschätzung von Peter A. Dettling ergeben indes, es war weder eine räuberische Absicht noch ein aggressives Verhalten des Wolfs, welches den Abschuss rechtfertigen würde. Eine zufällige Begegnung, welche wir noch öfter erleben werden. «Eigentlich waren es zwei Wölfe, welche an diesem Morgen gemeinsam unterwegs waren, und da es schwierig ist, die Tiere auseinanderzuhalten, wurde auch für den anderen Wolf der Abschuss verfügt. Der erste wurde bereits erlegt und der zweite wird vermutlich folgen. Die Bestrafung wird vollzogen, die Bevölkerung ist zufrieden mit der schnellen Reaktion der Regierung, und es kehrt wieder Ruhe ein im Tal.»

Doch war es genauso, wie uns der Vorfall präsentiert wurde? Wieso wurde verschwiegen, weshalb die Wölfe in der Nähe der Siedlung waren, was ist mit dem oder den anderen Videos, die existieren müssen, was zeigen sie? Wie kommt es, dass dieses anscheinend traumatische Erlebnis von den Zeuginnen so schnell verarbeitet werden konnte und unmittelbar darauf Briefe geschrieben, die Presse und ein «Experte», der keiner wirklich ist, aufgeboten wurden?

Neben der betroffenen Familie waren als Zeugen eine Lokaljournalistin sowie ein Mitglied der Fachgruppe Grossraubtiere des Bauernverbandes Glarus vor Ort, als Experte der Biologe Marcel Züger beigezogen, seine Firma Büro Pro Valladas arbeitet auf Mandate basierend für den Schweizerischen Bauernverband. Letztlich allesamt, um es milde auszudrücken, wolfskritische Personen.

Wieso bestehen für den massgeblichen Aspekt, die absichtliche Annäherung an einen Menschen, keine weiteren Nachweise und man verlässt sich ausschliesslich auf die Aussagen der Anwesenden, welche in einigen Punkten nicht stimmten, oder ungenau waren? «Nun gut, es sind zwei Wölfe weniger, der Bestand im Kanton ist darum nicht gefährdet und gemäss der Vollzugshilfe des BAFU zum Wolfsmanagement konnte einem der Wölfe eben noch ein problematisches Verhalten zugewiesen werden.»

Wichtiger noch, niemand musste Verantwortung übernehmen für einen anderen Entscheid, die Wölfe am Leben zu lassen – ein nicht quantifizierbares Risiko hätte ja bestanden, dass es unbedingt im Glarnerland zu einem Angriff auf Menschen gekommen wäre. In den letzten 20 Jahren waren es genau vier nicht-tödliche Fälle in Osteuropa und ein Fall in Italien. Fütterung, Tollwut und Aggression gegen das Tier waren die Ursachen.

Seit 30 Jahren ist der Wolf nun zurück in der Schweiz und einfache Antworten auf komplexe Sachverhalte sind immer noch üblich. Nach diesen zwei Wölfen werden andere, neue, kommen. Wissen die Leute im Tal wirklich über den Wolf Bescheid, wie sie sich bei einer Begegnung verhalten sollen, was sie machen können, damit Siedlungen nicht attraktiv für die Wölfe sind? Wissen sie auch, dass Herdenschutz nach einer mehrjährigen Lernphase wirkungsvoll ist und dass eine Zurückhaltung bei Abschüssen diese Bemühungen unterstützt? Haben die Leute im Tal auch erkannt, dass sie in einer Gegend wohnen, die bezüglich Wildtiere zu den attraktivsten in Europa gehört und ein sanfter Tourismus langfristig wahrscheinlich ertragreicher wäre als im Winter, wie so viele andere Orte auch, auf Skizirkus und Hüttengaudi zu setzen?

Für uns Wolfs-Hirten ist klar, dass wir Fälle wie diesen auch in Zukunft genau betrachten werden und den Wölfen, hoffentlich und immer mehr, ein fairer und wissenschaftlich fundierter Umgang zuteilwird. Und, schlussendlich, ein möglichst gewaltfreies Nebeneinander möglich ist.

Peter A. Dettling schliesst seinerseits mit: «Wir müssen anfangen, das Verhalten der Wölfe besser zu verstehen. Dazu wäre der ehrliche Wille der Behörden nötig, eine fundierte Aufklärungskampagne durchzuführen, die auf den neuesten Erkenntnissen der Wolfsforschung basiert. Das Geld für eine solche Kampagne wäre weitaus sinnvoller einzusetzen als für eine zutiefst bedenkliche und ethisch fragwürdige Wolfsjagd. Es gibt also noch viel zu tun. Und wenn die Behörden es nicht tun, müssen andere einspringen. Sei es eine der etablierten Organisationen, ein Verein wie die Wolfs-Hirten, oder eben Einzelpersonen mit viel Erfahrung, welche authentisch und aus erster Hand über das Verhalten der Wölfe berichten können.»

Marcus Duff