Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Magazin
05.09.2025

Börse: Trump mischt sich ein

Wirtschaftsfaktoren wie Teuerung und Arbeitsmarkt sind Basis der Geldpolitik. Greift eine Regierung ein, drohen Zielkonflikte, so Christopher Chandiramani.
Wirtschaftsfaktoren wie Teuerung und Arbeitsmarkt sind Basis der Geldpolitik. Greift eine Regierung ein, drohen Zielkonflikte, so Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Mehr Druck auf US-Notenbank FED, Donald Trump feuert FED-Mitglied Lisa Cook. Experten mahnen unabhängige Notenbanken an. Märkte verunsichert. SMI minus 0.6 Prozent: 12'188 Punkte.

Ab September könnten die US-Leitzinsen allmählich rutschen. US-Notenbankchef Jerome Powell wird vom US-Präsidenten dazu gedrängt. Aber er hat nun die Tür für mögliche Zinssenkungen ein Stück weit geöffnet und damit den Finanzmärkten wieder etwas Schwung verliehen. Der Druck ist hoch. Das hat zu tun mit der fristlosen Entlassung von FED-Gouverneurin Lisa Cook.

Die US-Zölle zeigen Wirkung, die Schweizer Wirtschaft wächst nur noch bescheiden. Konjunkturexperten senken die Prognosen. Die Wirtschaft ist im zweiten Quartal kaum gestiegen. Die Aussichten für 2026 haben sich verschlechtert. Das reale BIP stieg gegenüber dem letzten Quartal nur noch um 0.1 Prozent (gemäss Staatssekretariat Seco). Damit wurde eine erste Schätzung bestätigt, die vor knapp zwei Wochen publiziert worden war. Deutlich rückläufig hätten sich die industrielle Wertschöpfung in der Schweiz und die Exporte entwickelt. Dagegen ist der Dienstleistungssektor gewachsen. Auch die Schweizer Unternehmen investieren aufgrund der US-Zölle zunehmend vorsichtiger.

Weil jede Sendung vorab verzollt und registriert werden müsste, versendet die Schweizerische Post vorerst keine Pakete mehr in die Vereinigten Staaten. Grund sind die verkündeten Strafzölle, neu auch unter der bislang gültigen Freigrenze von 800 Dollar beim Warenimport in die USA.

Zu wenig Eigenkapital: Die Postfinance muss laut Finanzmarktaufsicht aufstocken. Die Pläne von Raiffeisen Schweiz und ZKB wurden von der Finma abgesegnet. Weniger gut sieht es hingegen bei der Postfinance aus.

Die Banken profitieren von geopolitischen Spannungen. Die Leute sparen vermehrt. Schweizer Banken verwalteten im vergangenen Jahr Vermögen von CHF 9'284 Mrd. Das sind 10.6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Die Schweizerische Nationalbank muss sich mit weiteren Zinssenkungen befassen, deutet aber Zurückhaltung bei Einführung von Negativzinsen an. Die Erfahrung zeige zwar, dass Negativzinsen wirksam sein könnten, aber Vorsicht ist geboten, schädlich wäre dies für die Pensionskassen.

Unternehmensnachrichten

Der Flughafen Zürich hat im ersten Halbjahr den Umsatz dank des gestiegenen Passagieraufkommens um 2 Prozent auf CHF 641 Mio. gesteigert. Der operative Gewinn (Ebitda) lag 3 Prozent höher bei 359 Mio. Der Reingewinn nahm 6 Prozent auf 161 Mio. zu. Für das laufende Jahr rechnet der Flughafenbetreiber weiterhin damit, dass mit rund 32 Mio. Passagieren erstmals der Passagierrekord von 31.5 Mio. aus dem Jahr 2019 (vor Corona) übertroffen wird.

Die Liechtensteiner VP Bank Vaduz hat im ersten Halbjahr den Gewinn auf CHF 28,8 Mio. mehr als verdoppelt (Vorjahr 11.5 Mio.). Der Geschäftsertrag stieg um 7.8 Prozent auf 175,4 Mio.

Der Zughersteller Stadler Rail ist nach der Überschwemmungskatastrophe im vergangenen Jahr in mehreren Werken im ersten Halbjahr gewachsen und hat auch das Ergebnis gesteigert: Der Umsatz erhöhte sich um 8 Prozent auf 1.4 Mrd., der Gewinn von Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um fast ein Drittel auf CHF 36.9 Mio. Die Ebit-Marge verbesserte sich von 2.2 auf 2.6 Prozent. Stadler gewann 1.7 Mrd. an neuen Aufträgen, nach CHF 2.5 Mrd. im Jahre 2024.

Für den Halbleiterhersteller U-Blox liegt nun der Angebotsprospekt von Advent International auf dem Tisch. Sie will U-Blox für CHF 135 pro Aktie übernehmen.

Passagierrekord: Die Jungfraubahn-Gruppe steigerte im ersten Halbjahr den Betriebsertrag um 6 Prozent auf CHF 149.9 Mio. und übertraf damit die Prognosen. Der Verkehrsertrag legte um 8 Prozent auf 107.2 Mio. zu. Der Ebitda stieg um 6 Prozent auf CHF 65.9 Mio., die Marge lag bei 44 Prozent (VJ 43.7) im Rahmen der Erwartungen. Der Reingewinn erhöhte sich um 7 Prozent auf CHF 37 Mio. und fiel damit besser aus als erwartet.

Der Devisenbroker CFT (Cie Fin.Tradition) hat von der hohen Marktvolatilität im ersten Halbjahr profitiert und seinen Wachstumskurs fortgesetzt. In den ersten sechs Monaten verdiente er CHF 70.2 Mio. das sind 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Betriebsergebnis verbesserte sich um rund 31 Prozent auf 88.2 Mio. Der Umsatz stieg wechselkursbereinigt um fast 10 Prozent auf 632.1 Mio. In der zweiten Jahreshälfte soll der organische Wachstumspfad fortgesetzt werden. CFT gehört zu den drei grössten unabhängigen Brokern der Welt

Aussichten

Die geopolitische Lage bleibt instabil, vor allem in der Ukraine und Russland sowie im Gazastreifen und Israel dauern die die Kämpfe an, Frieden ist noch in weiter Ferne. Die Zollpolitik der USA bleibt verwirrend. Das schadet der ganzen Weltwirtschaft, hindert alle Lieferketten und Handelsströme. Wirtschaftliche Auswirkungen sehen wir erst mittelfristig. Die Analysten der UBS sehen SMI bis Ende Jahr tiefer. Die Bank geht in einem Strategiepapier aus dem Chief Investment Office bis Ende Dezember von einem Stand für den Swiss Market Index (SMI) von 12'200 Punkten aus. Das heisst aber eher ein Seitwärtsmarkt. Die Exportindustrie wird stark gebremst und bedeutet Stagnation in Europa. Zinssenkungen in den USA dürften die Aktien generell nach unten abfedern.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24