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Leserbrief
Aarau
08.07.2025

Frauenzentrum Aarau: Der Wind hat gedreht, der Gegenwind bleibt

Bild: Zvg
Am Samstag nach dem Maienzug fanden sich 25 Frauen des ehemaligen Frauenzentrums Aarau ein und blickten auf Verganges zurück.

Bei der Gründung 1990 beschied der Stadtrat den Initiantinnen, dass ihre Forderung nach eigenen Räumlichkeiten „elitär“, die Aussicht auf monetäre oder sonstige Unterstützung aussichtslos sei. Die Signale gegen aussen waren gesetzt. Gegen innen dominierten Bestärkung, Ermutigung und Interessensvertretung (Wiedereinstieg nach der Kinderpause, Kandidatur für ein öffentliches Amt, Beteiligung an Vernehmlassungen).

Anstösse, überraschende Aktionen

Neben Skepsis konstatierte das „FZ“ in der Kantonshauptstadt unterschiedlichste Reaktionen, von verhaltener Neugierde bis hin zu Respekt: Etwa als einige Exponentinnen zusammen mit einem lokalen TV-Sender Orte aufsuchte, die für Frauen entweder tabu (Militärkaserne, Striplokal) oder unheimlich waren (dunkle Unterführungen, unübersichtliche Wege durch einen Park). Im Vorfeld des Bahnhofumbaus drückte die Gruppe „Frauen und Stadtplanung“ einem Entscheidungsträger einen Kinderwagen in die Hand, um ihm zu demonstrieren, wie wenig zugänglich gewisse Ecken des SBB-Areals waren: Er scheiterte bereits beim Drehkreuz zum damaligen Ticketverkaufsraum ...

Allianzen

Die Caritas führte Deutsch- und Integrationskurse für Frauen durch, inklusive Kinderhütedienst. Mehr als ein Ehemann, Vater oder Sohn testete, was geschieht, wenn sich einer von ihnen einschleicht. Sichtlich zufrieden nahm der "Eindringling" zur Kenntnis, dass er bereits bei der Türe abgefangen wurde, um ihn ebenso freundlich wie bestimmt zu einer 180-Grad-Wendung zu bewegen.

Achtungserfolge…

Bis zu 4´000 Besucherinnen pro Jahr zählte das FZ zu Spitzenzeiten, dazu 200 zahlende Vereinsmitglieder. Politikerinnen, Philosophinnen und Künstlerinnen wie Pipilotti Rist traten an der Kronengasse 5 auf. Aus der "Ü50-Gruppe" entstand ein heute noch existierendes Wohnprojekt, aus den zahlreichen Aktivitäten ein immer noch bestehendes Netzwerk. 2008, bei der Auflösung des Frauenzentrums, gingen die Bestände der Lesegruppe an die Talgemeinde Lumnezia über, die Akten an das Stadtarchiv.

… und getrübte Aussichten

Lohngleichheit, Chancengleichheit sowie Parität in (einfluss)reichen Positionen sind noch lange nicht verwirklicht. Feministische Positionen erleiden Rückschläge.“Die Zeiten sind nicht gerade günstig. Deshalb heisst es dranbleiben – für alle, selbst für Männer!“, betonte kürzlich ein bekannter Event-Fotograph. Er ergänzte: „Und bei anderen Themen, bei denen es ein Umdenken angeblich nicht braucht, trotz harter Fakten.“

Aarau24 / Karin Unkrig